Blücherstraße 4 (Bad Sachsa)

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Fassade der Blücherstraße 4 (Ansicht auf die Villa vom Hotel aus)

Die Villa in der Blücherstraße 4 (früher Bismarckstraße 14) ist ein eingetragenes Baudenkmal in der niedersächsischen Kurstadt Bad Sachsa und wird heute als Villa Vida bezeichnet, vormals Villa Uthemann, auch bekannt als Lohoff'sche Villa.[1]

Heute ist die im Jahr 1900 erbaute Villa Teil der Hotelanlage Romantischer Winkel[2] in unmittelbarer Nähe des Schmelzteiches, einem im 16. Jahrhundert künstlich angelegten See im Kurviertel der Stadt.

Ein weiteres historisches Baudenkmal auf dem Grundstück ist ein Gartenpavillon, er stammt von der Pariser Weltausstellung 1900.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Norbert Schultze im Garten von Artur Beul und Lale Andersen in Zollikon

Die Villa wurde im Jahre 1900 errichtet und diente ursprünglich als Sommerresidenz der Familie des damaligen russischen Botschafters Franz Uthemann aus St. Petersburg[4], dessen Hauptwohnsitz sich in Wiesbaden befand.[1] Einige Zeit später wurde im Jahre 1904 ein bis heute erhaltener Teepavillon gekauft, der auf der Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 präsentiert[4] und von Uthemann als Geschenk an seine Frau ersteigert worden war.[1]

Anfang der 1920er Jahre wechselten die Besitzer. 1923 wurde das Anwesen durch die Unternehmerfamilie Lohhoff erworben, was dazu führte, dass das Hauptgebäude in der Stadt als „Lohhoff´sche Villa“ bekannt wurde. Der Besitzer Emil Lohoff war Inhaber der in Tettenborn ansässigen Harzer Holzwarenfabrik, einst weltgrößter Hersteller von Wäscheklammern.[4]

Ende der 1930er Jahre hatte der Chef-Gynäkologe des Kreiskrankenhauses in Nordhausen einige Zeit seinen Wohnsitz in die Villa verlegt und sich hier einen Entbindungsraum eingerichtet, was auch einige Geburten in der Villa zur Folge hatte.[5]

Von 1945 bis 1951 lebte der Komponist und Musiker Norbert Schultze (1911–2002) mit seiner zweiten Ehefrau Iwa Wanja und den gemeinsamen Kindern, unter ihnen der Musiker Kristian Schultze (1945–2011), in der Villa.[5] Einige Jahre zuvor hatte Schultze mit dem Soldatenlied Lili Marleen eines seiner bekanntesten Werke komponiert, wodurch die norddeutsche Sängerin Lale Andersen (1905–1972) weltberühmt wurde.[6] Eine der zahlreichen Versionen wurde auch von Marlene Dietrich (1901–1992) gesungen.

Im Jahre 1992 wurde das Anwesen in die benachbarte Anlage des 1978 entstandenen Hotels „Romantischer Winkel“ integriert. Die Eigentümerfamilie Oelkers hatte Grundstück und Villa zuvor für 4.900.000 DM erworben. Das Gebäude wurde in der Folgezeit in „Villa Vida“ umbenannt.[2]

Die Inhaber Annemarie und Wolfgang Oelkers hatten ihr Hotel im Jahre 1978 eröffnet und dessen Kapazität sowie dessen Ausstattung schrittweise erweitert. Am Anfang hatte das Hotel insgesamt 30 Betten, aktuell sind es 160.[7] Im Jahre 2001 wurde die Hotelanlage an Nora und Josef Oelkers übergeben. Im Jahr 2007 eröffnete der ganzjährig beheizte Außenpool des Hotels. Zeitgleich wurde die Gesamtfläche für Wellness auf heute 3800 m² erweitert. In den darauffolgenden Jahren wurde das Hotel immer wieder renoviert, um- und weiter ausgebaut.[2]

Derzeit befinden sich in der Villa Vida neben Gästezimmern und Suiten, ein Kinderclub, mehrere Tagungsräume sowie eine Hauskapelle. Die zwei historischen Bleiglasfenster der Hauskapelle stammen aus der St. Nikolai Kirche in Bad Sachsa und waren dieser ursprünglich von Willbrandt Rothert, dem Gründer des Internatsgymnasiums Pädagogium zur Konfirmation seiner Töchter gestiftet worden. Sehenswert ist die Türverglasung zum Flur der Beletage, sie zeigt Märchenmotive u. a. Rotkäppchen.[2][8] 2022 wurde neben dem Seerestaurant das Joseph’s Fine Dining Gourmet-Restaurant eröffnet.[9]

Die Villa ist zum Tag des offenen Denkmals zu besichtigen.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günter König: Bad Sachsa – Vom Bauernstädchen zum Kurort. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1988, ISBN 3-89264-233-8, S. 58.
  • Ralph Boehm, Michael Reinboth: Bad Sachsa – Bauwerke erzählen Geschichte. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld, 2015, ISBN 978-3-86948-464-8, S. 36, 57, 68–69.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Blücherstraße 4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c „Villa Uthemann, auch bekannt als Lohoff'sche Villa“ auf der Homepage des Heimatmuseums Bad Sachsa, abgerufen am 4. August 2020.
  2. a b c d Tradition & Geschichte. Abgerufen am 31. Juli 2020.
  3. Denkmalatlas Niedersachsen, abgerufen am 2. August 2020.
  4. a b c Burkhard Schmidt: Chronik des Ortsteils Kolonie (Bahnhof) und Firmengeschichte der weltgrössten Spezialfabrik für Wäscheklammern Harzer Holzwarenfabrik Gebr. Lohoff. Pro BUSINESS, 2013, ISBN 978-3-86386-470-5, S. 60–62.
  5. a b „Zuhause sein ist ein Gefühl“ auf der Homepage des Hotels Romantischer Winkel, abgerufen am 2. August 2020.
  6. Britta Lübke: Legenden: Lale Andersen. Dokumentation der Künstlerbiografie mit vielen Auftritten mit dem Titel, D, 2007, 45 Min.
  7. Stand: 2023
  8. Die Familie ist der Plusfaktor. Abgerufen am 30. Juli 2020.
  9. Joseph’s Fine Dining
  10. Tag des offenen Denkmals

Koordinaten: 51° 35′ 59,2″ N, 10° 32′ 42,9″ O