Bosrucktunnel

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Die beiden österreichischen Bosrucktunnel sind nach dem Bergstock des Bosruck in den westlichen Ennstaler Alpen benannt. Sie führen von Oberösterreich in die Steiermark.

Straßentunnel

Geographische Lage der Tunnelportale
Nordportal 47° 38′ 10″ N, 14° 19′ 50,2″ O
Südportal 47° 35′ 24,4″ N, 14° 20′ 50,3″ O
Bosrucktunnel Südportal

Der Straßentunnel ist 5.509 Meter lang und Teil der Pyhrn Autobahn (A9) und verbindet Spital am Pyhrn (Oberösterreich) mit Liezen (Steiermark). Der Tunnel wurde 1979 bis 1980 geplant, 1980 bis 1983 gebaut und am 21. Oktober 1983 für den Verkehr freigegeben.

Derzeit ist der Bosrucktunnel einröhrig im Gegenverkehr befahrbar, allerdings soll bis 2014 eine zweite Tunnelröhre (Weströhre) gebaut werden.

Er wird als Sondermautstrecke betrieben und unterliegt deshalb nicht der Vignettenpflicht. Die Maut beträgt derzeit für PKW 4,50 € pro Durchfahrt (Stand: März 2009). Die Nutzung des Tunnels lohnt sich nicht für PKW-Fahrer von bzw. zur Region Schladming. Die vom Tunnel unterquerte Pyhrnpasshöhe ist nur 945 m hoch, weist keine besonderen Schwierigkeiten auf (max. 10 %) und ist für Wohnanhänger zugelassen. Für den LKW-Durchzugsverkehr besteht allerdings ein Fahrverbot.

Eisenbahntunnel

Der Eisenbahntunnel führt über weite Strecken parallel zum Straßentunnel und verbindet die Bahnhöfe Spital am Pyhrn und Ardning, 6,2 Kilometer später Selzthal. Er ist Teil der Pyhrnbahn. Seine Länge beträgt 4766 m.

Dieser Tunnel wurde in den Jahren 1901 bis 1904 errichtet, nachdem mehrere Trassenvarianten über den Pyhrnpass verworfen wurden. Ursprünglich sollte der Bau von der k.k. Staatseisenbahnverwaltung ausgeführt werden. Nach einem ersten großen Wassereinbruch im August 1902 gab diese den Auftrag jedoch zurück und die italienische Firma Zaterande & Co. wurde mit der Weiterführung beauftragt. Im Mai 1905 erfolgte erneut ein großer Wassereinbruch, welcher auch Methangase mitführte. Durch eine dadurch ausgelöste Explosion kamen 13 Arbeiter ums Leben. Trotzdem gelang bis 22. Juni 1906 die Fertigstellung des Tunnels.

Durch die groben Eingriffe in die Grundwasserverhältnisse wurde der schreiende Bach bei Spital am Pyhrn, ein Wildbach, der bis dahin ein beliebtes Ausflugsziel war, wasserlos. Ab 29. September 1963 kam es zu einer mehrmonatigen Sperre, um Schäden durch Wassereintritte, Gebirgsdruck und Rauchgase der Dampflokomotiven zu sanieren. Neben der Sanierung wurde der Streckenabschnitt Selzthal-Spital am Pyhrn elektrifiziert, um neue Rauchschäden zu vermeiden. Am 29. Mai 1965 wurde der Bosrucktunnel wiedereröffnet. Ab diesem Zeitpunkt fuhren Personenzüge zwischen Linz an der Donau und Selzthal in Dieseltraktion, während bei Güterzügen in Spital am Pyhrn von Dampflok auf Elektrolokomotive (bzw. umgekehrt) umgespannt wurde.

Über einen Neubau des mittlerweile 100 Jahre alten Bosrucktunnel der Bahn wird nachgedacht. Einerseits wird er in ein paar Jahren nicht mehr den EU-Kriterien z. B. in puncto Sicherheit entsprechen, andererseits ist für einen etwaigen zweigleisigen Ausbau der Strecke ein neuer Tunnel erforderlich. Seitens der ÖBB werden demnächst konkrete Planungsvarianten vorgelegt.

Koordinaten: 47° 37′ 0″ N, 14° 20′ 0″ O