Dunkers Quellschnecke
Dunkers Quellschnecke | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Bythinella dunkeri | ||||||||||||
Frauenfeld, 1857 |
Die Dunkers Quellschnecke (Bythinella dunkeri) ist eine seltene Art der Gattung der Quellschnecken (Bythinella) aus der Familie der Wasserdeckelschnecken (Hydrobiidae).
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dunkers Quellschnecke sind sehr klein, das Gehäuse ist ca. 2,6 mm hoch.
Lebensweise und Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dunkers Quellschnecke besiedelt saubere Quellen und Quellbäche der kalkarmen Mittelgebirge in Westeuropa. Oft ist sie auf die unmittelbaren Quellbereiche beschränkt. Im Sauerland wurde die Art auch in mehreren kalkhaltigen Quellen gefunden. In den besiedelten Gewässern kann sie hohe Siedlungsdichten von bis zu 16.500 Individuen pro m² erreichen. Sie sitzt an totem Laub, Holz, Wasserpflanzen und Steinen. Wie andere Quellschnecken brauchen sie weitgehend konstante Temperaturen in ihrem Lebensraum. Sie leben fast ausschließlich in kalten Quellen und den angrenzenden Oberläufen von Bächen oder Flüssen und sind sogenannte Zeigerarten für reines Wasser. In geeigneten Lebensräumen können über 1000 Tiere pro Quadratmeter leben. In einigen Regionen kommen auch mehrere unterschiedliche Quellschnecken-Arten in ein und derselben Quelle vor. Bei Trockenheit, wenn die Quellen im Sommer versiegen, ziehen sich die Tiere in die unterirdischen Bereiche der Quelle zurück. Die Verbreitung erfolgt durch größere Tiere, an denen Schnecken oder deren Eier von einer zur nächsten Quelle transportiert werden. Bei Quellsümpfen stellen Wildschweine eine häufige Störquelle dar, sie sind vermutlich hierdurch der Hauptverbreitungsfaktor für diese Art. Quellschnecken ernähren sich von Kieselalgen, Blaualgen und Grünalgen sowie Bakterienfilmen in den Quellen sowie von abgefallenen Blättern und Holzstückchen im Gewässer.[1]
Sie sind stark spezialisiert und damit sehr gut an den extrem nährstoffarmen, eigentlich lebensfeindlichen Lebensraum angepasst. Aufgrund der geringen ökologischen Amplitude reagieren sie auf Veränderungen ihres Lebensraumes innerhalb kurzer Zeit mit sinkender Individuenzahl oder sogar dem lokalen Aussterben. In Deutschland ist sie in der Roten Liste als gefährdet eingestuft.[2]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dunkers Quellschnecke ist eine endemische Art Mitteleuropas. Ihre bekannten deutschen Vorkommen beschränken sich auf Nord-Schwarzwald, Nordhessen, Westerwald, Hunsrück und Eifel, Bergisches Land und Sauerland. Nördlichste einzelne Vorkommen gibt es in den Tälern des Ardeygebirges und des Haarstrangs.[3] In den Niederlanden gibt es nur ein einziges Vorkommen. In Belgien besiedelt sie die Ardennen. Im Norden Luxemburgs kommt sie an Quellen und Quellbäche vor.
Gefährdung und Schutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellschnecken sind durch Quellfassung (insbesondere in trockenen Regionen, wo es kaum noch ungefasste Quellen gibt und viele Bäche daher austrocknen) und Baumaßnahmen im Nahbereich der Quellen gefährdet. Verfüllen oder sonstige Zerstörung von Quellbiotopen. Auch die Verwendung von Quellen als Viehtränke, das Errichten von Drainagen und sinkende Grundwasserstände sind problematisch. Exzessive Düngung und Eintrag von Stickstoff aus der Luft führen zur Eutrophierung der Quellen. Weitere Gefährdungen sind die Anlage von Forellenteichen und Amphibientümpeln in Quellgebieten, ferner Verrohrung von Quellbächen z. B. beim Wegebau im Wald.
Vorkommen von Dunkers Quellschnecke führten in den letzten Jahren mehrfach zu Baustopps von Großbaumaßnahmen, da die Anwesenheit der Art nachweist, dass ein gesetzlich geschütztes Biotop nach § 30 BNatSchG vorhanden ist.[4] Bei Fernholte sorgte das Vorkommen für den Baustopp eines Industriegebietes.[5][6][7] Ein geplantes Ferienhausgebiet am Sorpesee wurde von 200 auf 50 Häuser reduziert. Mehrfach wurden Planungen von Zuwegungen für Windkraftanlagen im Sauerland wegen Vorkommen gestoppt bzw. sie mussten geändert werden.[8]
Zum Schutz von Dunkers Quellschnecke müssen die natürlichen Quellen und Quellbäche sowie der typischen laubholzreichen Wälder im Umfeld im Siedlungsgebiet geschützt werden.
Sonstige Schutzmaßnahmen:
- Inventarisierung und Unterschutzstellung der noch besiedelten Quellgebiete
- Rückbau von Quellfassungen und Teichanlagen sowie Öffnung von Verrohrungsstrecken
- Berücksichtigung der Vorkommen bei der Forstwirtschaft, insbesondere beim Einsatz von Holtzrückefahrzeugen und beim Wegebau
- Entnahme von Nadelgehölzen und Einbringung standorttypischer Gehölze wie Schwarz-Erle und Gemeine Esche
- Verlegung von Viehtränken aus den direkten Quellbereichen
- Auszäunen von besiedelten Quellen auf Viehweiden
- Verzicht auf Spritz- und Düngemitteln in besiedelten Quellgebieten
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- G. von Frauenfeld: Über die Paludinen aus der Gruppe der Paludina viridis Poir. In: Sitzber. Akad. Wiss. mathem.-naturwiss. Classe. Band 22, Nr. 2, 1857, S. 569–578, 1 Tabelle.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Michael Klockmann, Mareike Scharre, Martin Haase & Klaus Fischer (2016): Does narrow niche space in a ‘cold-stenothermic’ spring snail indicate high vulnerability to environmental change?.Hydrobiologia 765, 71–83.
- ↑ J. H. Jungbluth, D. von Knorre u. a.: Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. (= Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Band 81). Frankfurt am Main 2009, S. 1–28. (PDF ( vom 16. Juni 2013 im Internet Archive), 1,3 MB)
- ↑ Reiner Feldmann, Paul Schlücking (2002): Reliktvorkommen und regionale Arealgrenze der Quellschnecke Bythinella dunkeri im Ruhr- und Möhnetal (NRW). – Natur & Heimat 62 (1): 19-27. Münster (Westfalen).
- ↑ Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalog NRW: Quellbereiche
- ↑ Punktsieg für Dunkers Quellschnecke - Baustopp in Fernholte - Minister: Plangenehmigung des Kreises rechtswidrig lokalplus.nrw vom 29. September 2015
- ↑ Klage gegen den Kreis Olpe Sauerlandkurier vom 9. Oktober 2015
- ↑ VG Arnsberg, Beschluss vom 11.05.2015 - 12 L 266/15
- ↑ Windkraft: Investoren von Windkraftanlagen fürchten den Schneckenmann Westfalenpost vom 23. Februar 2023