Bärenschützklamm

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Leitern in der Klamm
Wasserfall Bärenschützklamm
Bärenschützklamm

Die Bärenschützklamm im österreichischen Bundesland Steiermark ist eine wasserführende Felsenklamm mit bis zu 300 m hohen Kalkfelswänden. Sie wurde 1978 zum Naturdenkmal (Listeneintrag) erklärt.

Nach einem Unfall mit 3 Toten durch Steinschlag im Juli 2020 wurde die Klamm gesperrt und soll im Juni 2024 nach umfangreichen Sicherungsmaßnahmen wiedereröffnet werden.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name „Bärenschützklamm“ dürfte weder mit Bären, noch mit dem Wortstamm schütz- etwas zu tun haben. Es handelt sich vermutlich um eine Ableitung des urslawischen *pršica ([pər'ʃit͡sa], etwa prschitza, prschitz, Bedeutung ‚Spritzbach‘, vergleiche slowenisch prha ‚Dusche‘).[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Jahr 1901 erlaubt eine Steiganlage aus hölzernen Brücken und Leitern eine Durchsteigung und begründete die Erschließung für den Fremdenverkehr. Die Anlage wurde 1997 bei Unwettern erheblich beschädigt und danach wieder in Stand gesetzt. Im Jahr 2001 feierte man ihr hundertjähriges Bestehen. Insgesamt überwinden nun 164 Leitern (Brücken) mit rund 2500 Holzsprossen einen Höhenunterschied von etwa 350 Metern zwischen ca. 750 m und ca. 1100 m.

Felssturz im Juli 2020[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Mittwoch, 8. Juli 2020 mittags[2] kam es zu einem Felssturz auf einen beliebten Fotografierstandpunkt in der Klamm. Dabei starben zwei Frauen und ein Mann, neun weitere Menschen wurden teilweise schwer verletzt. An der Bergung und Rettung wirkten 70–100 Kräfte samt Hubschrauber mit. Die Steiganlage wurde vom Bürgermeister bis auf Weiteres gesperrt.[3][4] Die Ursache wurde untersucht.[5]

Der Staatsanwalt stellte die Ermittlungen wegen Vorliegens eines „unabwendbaren Naturereignisses“ ein.[6]

Eine verletzte Wanderin aus Niederösterreich hat mit Stand Dezember 2021 einen Zivilprozess angestrengt, der mit Stand Dezember 2022 noch läuft.[7]

Sperre und Sanierung ab Juli 2020[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vorstand der ÖAV-Sektion Mixnitz Gerhard Jantscher hoffte im Juni 2021 auf einen Baustart September/Oktober 2021 und eine Fertigstellung und Eröffnung im Mai 2022.[6]

Der Erhalter und Betreiber, die Alpenvereinssektion Mixnitz, entwickelte anhand von Bekletterung und Drohnenfotoflügen ein Sicherheitskonzept mit Verlegung von Wegstücken und vier Schutzgittern oberhalb von Wegen, das mit den Grundeigentümern und dem Landesgeologen besprochen wurde und im Juni 2021 kurz vor Einreichung bei der Gemeinde Pernegg als zuständige Behörde stand. Die Baukosten wurden mit 650.000 Euro geschätzt. Die örtliche Sektion des Alpenvereins gab an, diese Kosten nicht allein stemmen zu können, da bereits die laufende Erhaltung der Wege den Großteil der Eintrittsgelder der vergangenen Jahre beansprucht habe.[6] Im Dezember 2021 wurde eine Sperre bis Ende 2022 kommuniziert.

Mitte Juli 2022 verlautete vom Vorstand des Alpenvereins Mixnitz, dass die Einreichpläne für eine Sanierung in der Finalisierungsphase sind. Die Kosten wurden auf mindestens 800.000 Euro geschätzt.[7]

Derzeit ist das Betreten der Klamm untersagt. Die Sanierung der Klamm soll 1,4 Millionen Euro kosten[8]. Die geplante Neueröffnung wurde aufgrund des hohen Reparaturbedarfs mehrfach verschoben,[9][10] und ist mit Stand April 2024 für Juni 2024 geplant.[11]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kalksteinklamm liegt im Grazer Bergland im Gebiet der Gemeinde Pernegg an der Mur und wird vom Mixnitzbach durchflossen, der etwa südwestwärts von links der Mur zufließt. Ausgangspunkt einer Wanderung ist zumeist der Ort Mixnitz mit gleichnamiger Bahnhaltestelle, durch den der Murradweg führt und der einen Parkplatz für Pkw und Busse bietet. Durch die Klamm verläuft auch der Zentralalpenweg, ein österreichischer Weitwanderweg von Hainburg an der Donau (NÖ) nach Feldkirch in Vorarlberg.

Der Steig wird von der Sektion Mixnitz des österreichischen Alpenvereins instand gehalten. Die Anlagen werden repariert, Steine vom Weg entfernt und auch die Felswände kontrolliert. Normalerweise ist die Klamm von Mai bis einschließlich Oktober geöffnet, ein Betreten ist dabei täglich von 7.30–16.00 Uhr erlaubt.

Das Begehen der Klamm ist kostenpflichtig. Vor der Schließung im Juli 2020 betrug die Klammerhaltungsgebühr für Erwachsene 5 Euro (als ÖAV-Mitglied 4 Euro) und für Jugendliche (6–16 Jahre) 3,50 Euro.[12][13]

Besucherzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Schließung wurde die Klamm jährlich von etwa 40.000 Personen besucht.[14]

Der zeitweise massive Zustrom von Touristen mit Reisebussen wird von manchen kritisiert. Damit im Fall eines Unfalls Rettungskräfte jederzeit zügig Orte in der Klamm erreichen können, wurde angeregt, dass sich Busse anmelden sollten, um deren Ankunft zeitlich staffeln zu können.[15]

Touren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Bahnhof Mixnitz-Bärenschützklamm der Südbahn im Ort Mixnitz, vorbei am Parkplatz, geht man etwa gut 1 Stunde den Lehrwanderweg, der Erzherzog Johann gewidmet ist, entlang von Schautafeln zur Hans-Kerl-Hütte mit der Kasse am Beginn der Steiganlage. Nach Günter Auferbauer ist das Besondere an der Klamm nur der Zugang bis zum Kanonenrohr, in dem der Kaskadenfall tosend stürzt.

Für den Weg durch die gesamte Klamm benötigt man aufwärts etwa 1,5 Stunden Gehzeit, der Aufstieg dauert insgesamt somit 2,5 Stunden.

Etwas oberhalb des oberen Klammeingangs liegt der Almgasthaus „Guter Hirte“. Will man nicht wieder durch den Klammsteig abwärts gehen, gibt es ab hier als Alternative den Prügelweg über die Schwaigeralm nördlich der Klamm zurück zum Talort Mixnitz.

Eine Tour lässt sich vom „Guten Hirten“ um 40 Minuten Weg zum Gasthaus „Steirischer Jockl“ mit mehr Aussicht oder nochmals weiter bergauf zum Hochlantsch (1720 m) ausdehnen, mit Rückweg nach Mixnitz für sportliche Geher eine „gute Tagestour“.[16][17][18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bärenschützklamm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stenner, Christian: Slowenische Steiermark: Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten (= Zur Kunde Südosteuropas. Band 2, 23). Böhlau, Wien 1997, ISBN 978-3-205-98690-4, S. 21 (uni-graz.at [PDF; abgerufen am 6. August 2023]).
  2. Markus Hackl: Felssturz in der Bärenschützklamm: Mittlerweile drei Todesopfer. In: meinbezirk.at. 10. Juli 2020, abgerufen am 12. Juli 2020.
  3. Felssturz: Weiteres Todesopfer geborgen. In: steiermark.orf.at. 10. Juli 2020, abgerufen am 10. Juli 2020.
  4. Zwei Tote bei Felssturz in Bärenschützklamm. In: steiermark.orf.at. 8. Juli 2020, abgerufen am 8. Juli 2020.
  5. Felssturz: Erhebungen laufen auf Hochtouren. In: steiermark.orf.at. 9. Juli 2020, abgerufen am 9. Juli 2020.
  6. a b c Bärenschützklamm bleibt nach Steinschlag weiter zu orf.at, 10. Juni 2021, abgerufen am 10. Juni 2021.
  7. a b Bärenschützklamm bleibt gesperrt orf.at, 17. Juli 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
  8. Bärenschützklamm: Sanierung wird teurer. In: ORF Steiermark. 14. Juni 2023, abgerufen am 14. Juni 2023 (österreichisches Deutsch).
  9. Bärenschützklamm bleibt wohl auch 2022 zu orf.at, 14. Dezember 2021, abgerufen am 17. Juli 2022.
  10. Bärenschützklamm soll im Herbst wieder öffnen. In: ORF Steiermark. 18. Februar 2023, abgerufen am 18. Februar 2023 (österreichisches Deutsch).
  11. Bärenschützklamm: Eröffnung verzögert. In: ORF Steiermark. 16. April 2024, abgerufen am 16. April 2024.
  12. Bärenschützklamm | Gemeinde Pernegg an der Mur. Abgerufen am 2. Juni 2020 (deutsch).
  13. Almenland / Bärenschützklamm Naturjuwel Wandertour. Abgerufen am 2. Juni 2020.
  14. Geplant am 1. Mai - Bärenschützklamm: Wiedereröffnung um ein halbes Jahr verschoben. In: Kleine Zeitung. 16. September 2023, abgerufen am 16. September 2023.
  15. Bärenschützklamm kämpft mit Überlastung. Abgerufen am 31. August 2019.
  16. Durch Bärenschützklamm und Drachenhöhle. 2. Juli 2013, abgerufen am 9. Juli 2020.
  17. Mixnitz - Bärenschützklamm - Hochlantsch - Teichalm : Die wohl spektakulärste Wanderung im Almenland! Abgerufen am 9. Juli 2020.
  18. Durch die Bärenschützklamm über den Hochlantsch zur Teichalm. Abgerufen am 9. Juli 2020.

Koordinaten: 47° 20′ 31″ N, 15° 23′ 41″ O