Christuskirche (Nürnberg)

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Hans Kieser: Ansicht der Christuskirche in Nürnberg-Steinbühl 1894
Ruine der Christuskirche im Jahr 1945
Turm der Christuskirche mit Neubau

Die Christuskirche ist die evangelisch-lutherische Pfarrkirche des Nürnberger Stadtteils Steinbühl. Sie gehört dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat Nürnberg im Kirchenkreis Nürnberg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern an.

Der Ort Steinbühl war bis zum 19. Jahrhundert nach St. Leonhard eingepfarrt. Mit der zunehmenden wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung des Ortes im 19. Jahrhundert ergab sich die Notwendigkeit zur Gründung einer eigenen Pfarrkirche. 1885 erfolgte die Gründung eines für die Finanzierung des Bauprojekts notwendigen Kirchenbauvereins und am 14. Juni 1891 die Grundsteinlegung der Kirche. 1893 konnten die vom Bochumer Verein gegossenen und von Johannes Zeltner gestifteten Stahlglocken im Turm aufgehängt und am 23. September 1894 die Einweihung gefeiert werden.[1] Nachdem zunächst August Essenwein die Planherstellung zugesagt hatte, wurde auf seine Empfehlung hin Hans Kieser mit der Planung des Kirchenbaus beauftragt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Christuskirche am 2. Januar 1945 zerstört. Nach Abbruch der Kirchenruine entstand 1956 neben dem erhalten gebliebenen Turmbau nach Plänen von Werner Lutz, Robert Elterlein und Hans-Anton Meyer ein Kirchenneubau, der am 16. Juni 1957 eingeweiht wurde. Am 4. Juni 1993 brannte der Turm nach Brandstiftung aus, wobei der Turmhelm und zwei der Turmgiebel einstürzten und die Glocken verformt wurden, so dass sie ersetzt werden mussten. In den Jahren 2006 bis 2008 erfolgte nach dem Haus-im-Haus-Prinzip ein Einbau von Gemeinderäumen in die hintere Hälfte des ursprünglich ungeteilten Kirchenraums.

Die ursprüngliche Christuskirche, von der sich als einziger Bauteil der 73,50 m hohe Westturm erhalten hat, stellte eine in Backstein mit Werksteingliederungen errichtete kreuzförmige Basilika dar. Der Kirchenbau war ein charakteristischer Vertreter des sogenannten Nürnberger Stils im Sinne des 1884 vom Architekten der Kirche, Hans Kieser, begründeten „Vereins für kirchliche Kunst in der Evangelischen Kirche Bayerns“, indem durch die stark aufgegliederte Struktur mit Giebeln ein betont romantisches Erscheinungsbild erzeugt wurde.[2] Die räumliche Aufteilung folgte den Prinzipien des Eisenacher Regulativs.

Der Kirchenneubau von 1956 hingegen suchte, entsprechend dem 1951 im benachbarten Rummelsberg verabschiedeten Rummelsberger Programm, durch die einfache Kastenraumform ein möglichst sachliches Erscheinungsbild zu erzeugen. Der architektonisch nicht ausgesonderte Altarbereich erhält seine Bedeutung durch die seitliche Durchfensterung, während die Wände des Schiffs zwischen den Pfeilern in rasterförmiges Betonmaßwerk aufgelöst sind. Die mit Werksteinverkleidung ausgeführte Altarwand enthält die Figur des apokalyptischen Christus mit den sieben Leuchtern (Offb 1,12f EU) bzw. den sieben Sternen (Offb 1,16 EU) des Schweizer Künstlers Meinrad Burch-Korrodi.

Die beiden Fenster seitlich des Altarraums sowie das Fenster der Eingangsseite wurden von Georg Meistermann gestaltet und 2018 restauriert.[3]

Orgel

Bei ihrer Einweihung 1894 hatte die ältere Christuskirche eine Orgel des Nürnberger Orgelbauers Johannes Strebel mit folgender Disposition erhalten:

I Hauptwerk C–
01. Prinzipal 08′
02. Bourdon 16‘
03. Gamba 08′
04. Tibia 08′
05. Gedeckt 08′
06. Trompete 08′
07. Salcional 08′
08. Spitzflöte 08′
09. Octav 04′
10. Viola 04′
11. Hohlflöt 04′
12. Octav 02′
13. Mixtur IV 0223
II Oberwerk C–
14. Salcional 16′
15. Geigenprinzipal 08′
16. Dolce 08‘
17. Aeoline 08‘
18. Lieblich Gedeckt 08′
19. Flauto amabile 08′
20. Fugura 04′
21. Traversflöte 04′
22. Fagott und Clarinett 08′
23. Dulcian 04′
Pedal C–
24. Prinzipalbaß 16′
25. Violon 16′
26. Subbaß 16′
27. Octavbaß 08′
28. Cello 08′

Der Kirchenneubau erhielt als Opus 1937 eine Schleifladenorgel mit 49 Registern der Firma Fritz Steinmeyer. Während der Umbauarbeiten 2006 wurde die Orgel von Orgelbauer Friedrich in Oberasbach abgebaut und in dessen Werkstatt ausgelagert, wo es im Januar 2007 zu einem Diebstahl des vollständigen Metallpfeifenwerks der Orgel kam. Bis 2010 wurde die Orgel entsprechend der originalen Disposition rekonstruiert und das Pfeifenwerk unter Einhaltung der originalen Mensuren und Legierungen wiederhergestellt. Anstelle der früheren Position auf der Westempore wurde das Instrument nun seitlich des Altarraums auf einem Stahlträgergerüst vor der Wand aufgestellt, während das Schwellwerk unterhalb des Bodenniveaus hinter dem Altar versenkt wurde.[4][5]

I Oberwerk C–g3
01. Quintade 16′
02. Gedackt 08′
03. Praestant 04′
04. Blockflöte 04′
05. Superoktave 02′
06. Flachflöte 02′
07. Sesquialter II 0223
08. Quinte 0113
09. Cymbel IV–V 012
10. Rankett 16′
11. Krummhorn 08′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
12. Pommer 16′
13. Prinzipal 08′
14. Rohrflöte 08′
15. Oktave 04′
16. Gemshorn 04′
17. Quinte 0223
18. Oktav 02′
19. Mixtur VI–VIII 0113
20. Scharf IV 01′
21. Trompete 08′
III Schwellwerk C–g3
22. Rohrgedeckt 16′
23. Ital. Prinzipal 08′
24. Grobgedeckt 08′
25. Prinzipal 04′
26. Rohrflöte 04′
27. Nasard 0223
28. Waldflöte 02′
29. Terz 0135
30. Sifflet 01′
31. Mixtur VII 02'
32. Scharf V 023
33. Dulzian 16′
34. Oboe 08′
35. Schalmey 04′
Tremulant
Pedal C–f1
36. Prinzipalbaß 16'
37. Subbaß 16′
38. Zartbaß 16′
39. Oktavbaß 08′
40. Gedecktbaß 08′
41. Choralbaß 04′
42. Pommer 04′
43. Nachthorn 02′
44. Mixtur VI–VIII 0223
45. Rauschpfeife III 0513
46. Posaune 16′
47. Trompete 08′
48. Clarine 04′
49. Singend Cornett 02′
  • Koppeln: III/II, III/I, II/I, I/P, II/P, III/P
  • Pfarramt Christuskirche Nürnberg-Steinbühl (Hrsg.): 100 Jahre Christuskirche Nürnberg-Steinbühl 1894–1994. Festschrift. Nürnberg 1994.
Commons: Christuskirche (Nürnberg-Steinbühl) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Evangelischer Kirchenbauverein Steinbühl. Geschichtlicher Überblick. In: Festschrift zur Erinnerung an die Einweihung der Christus-Kirche in Steinbühl-Nürnberg am Sonntag den 23. September 1894. Nürnberg 1894, S. 5–40. digitalisat
  2. Ute Wolf: In der Heimat vergessen digitalisat
  3. Zur Restaurierung der Fenster auf der Website Deutschen Stiftung Denkmalschutz
  4. Zur Einweihung der Orgel auf der Website orgelbau-friedrich.de
  5. Angaben zur Orgel auf der Website organindex.de

Koordinaten: 49° 26′ 24,9″ N, 11° 4′ 33″ O