Cohors II Raetorum (Germania)

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Die Weihinschrift des Präfekten Gaius Mogillonius Priscianus (CIL 13, 7444)

Die Cohors II Raetorum [civium Romanorum] [Antoniniana] [Severiana] (deutsch 2. Kohorte der Räter [der römischen Bürger] [die Antoninianische] [die Severianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. Die Kohorte ist mit der in verschiedenen Inschriften aufgeführten Cohors Raetorum et Vindelicorum identisch.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • II: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die zweite (lateinisch secunda). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors secunda .. ausgesprochen.
  • Raetorum: der Räter. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Räter auf dem Gebiet der römischen Provinz Raetia rekrutiert. Die Hilfstruppeneinheiten der Räter wurden laut Tacitus zu zwei verschiedenen Zeitpunkten aufgestellt: nach der Eroberung Raetiens um 15 v. Chr. sowie um 70 n. Chr. in Folge des Helvetieraufstands.[1]
  • civium Romanorum: der römischen Bürger bzw. mit römischen Bürgerrecht. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen, Inschriften und Ziegelstempel vor.
  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) bezieht. Der Zusatz kommt in der Inschrift (CIL 13, 7465) vor.
  • Severiana: die Severianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Severus Alexander (222–235) bezieht. Der Zusatz kommt in der Inschrift (CIL 13, 7466) vor.

Da es keine Hinweise auf die Namenszusätze milliaria (1000 Mann) und equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine reine Infanterie-Kohorte, eine Cohors (quingenaria) peditata, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Cohors Raetorum et Vindelicorum ist durch mehrere Inschriften für das frühe 1. Jhd. belegt.[2] Aus dieser Kohorte gingen wohl die Cohors II Raetorum civium Romanorum und die Cohors I Vindelicorum hervor.[3]

Der erste gesicherte Nachweis der Einheit in der Provinz Germania beruht auf einem Militärdiplom, das auf das Jahr 82 n. Chr. datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 90 bis 134 datiert sind, belegen die Einheit in Germania superior.[3][4][5]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte in Germania Superior waren:

Ziegel mit Stempeln wie COH II RAET und COH II RAE C R wurden in Butzbach, Friedberg und Saalburg gefunden (CIL 13, 12453, CIL 13, 12454, CIL 13, 12455).[3]

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[3]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cohors II Raetorum (Germania) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Die genaue Zuordnung zu einer der beiden Einheiten mit dem Namen Cohors II Raetorum ist nicht möglich bzw. umstritten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia, Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015, S. 158 (PDF).
  2. Inschriften der Cohors Raetorum et Vindelicorum (AE 1940, 114, AE 1940, 115, CIL 13, 6242, CIL 13, 7048).
  3. a b c d John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 274–275, 280–281
  4. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 159 Tabelle 3 (PDF S. 161).
  5. Militärdiplome der Jahre 82 (CIL 16, 28), 90 (CIL 16, 36, RMD 5, 333), 116 (CIL 16, 62), 129 (RMD 2, 90) und 134 (CIL 16, 80).