„Crowdfunding“ – Versionsunterschied

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An der Farbgebung des angewandten Modells (siehe nebenstehende Grafik) ist erkennbar, dass der Künstler im SellaBand-Szenario sowohl Ideengeber als auch Umsetzer ist. Für die Verwirklichung seiner Idee kann er sich Partner suchen (z.B. eine Plattenfirma) und so die Entscheidungsgewalt teilen oder abgeben, prinzipiell trägt er aber die Verantwortung für die Realisierung des Projektes bzw. Produktes. Inhaber der Plattform sellaband.com ist weder ein Künstler noch einer seiner an der Umsetzung beteiligten Partner, sondern ein Dienstleister, dessen einzige Aufgabe in der Bereitstellung der Plattform besteht.
An der Farbgebung des angewandten Modells (siehe nebenstehende Grafik) ist erkennbar, dass der Künstler im SellaBand-Szenario sowohl Ideengeber als auch Umsetzer ist. Für die Verwirklichung seiner Idee kann er sich Partner suchen (z.B. eine Plattenfirma) und so die Entscheidungsgewalt teilen oder abgeben, prinzipiell trägt er aber die Verantwortung für die Realisierung des Projektes bzw. Produktes. Inhaber der Plattform sellaband.com ist weder ein Künstler noch einer seiner an der Umsetzung beteiligten Partner, sondern ein Dienstleister, dessen einzige Aufgabe in der Bereitstellung der Plattform besteht.


Weitere Plattformen im deutschsprachigen Raum sind [http://www.VisionBakery.de VisionBakery] und [http:/www.startnext.de startnext].
Weitere Plattformen im deutschsprachigen Raum sind [http://www.VisionBakery.de VisionBakery] und [http://www.startnext.de startnext].


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 29. April 2011, 10:58 Uhr

Crowdfunding bzw. Schwarmfinanzierung ist eine Art der Finanzierung, durch die sich Aktionen (Produkte, Projekte oder auch Geschäftsideen von Privatpersonen) mit Fremdkapital versorgen lassen. Als Kapitalgeber fungiert die anonyme Masse der Internetnutzer.

Eine Aktion ist durch eine Mindestkapitalmenge gekennzeichnet, die durch die Masse fremdfinanziert sein muss, bevor die Aktion startet. Im Verhältnis zur Mindestkapitalmenge leistet jedes Mitglied der Masse (Crowdfunder) nur einen geringen finanziellen Anteil.

Für diese Leistung erhält der Crowdfunder eine Gegenleistung, die verschiedene Formen annehmen kann (z.B. Rechte, Geld, Sachleistungen), aber stets einen monetarisierbaren Wert hat. Darüber hinaus kann die Gegenleistung einen ideellen oder altruistischen Wert besitzen.

Die Kommunikation zwischen Geldgeber und -nehmer wird über eine Plattform im Web 2.0 realisiert. In der Regel veröffentlicht der Geldnehmer über diese Plattform eine weitgehend offene Ausschreibung, die sich an alle geschäftsfähigen Internetnutzer richtet. Es erfolgt keine namentliche Ein- oder Ausgrenzung der Adressaten (anonyme Masse).

Weitere Merkmale

Als weitere, kennzeichnende Merkmale des Crowdfunding sind festzuhalten, dass das durch Crowdfunding erzielte Geld zweckgebunden an die jeweilige Aktion ist und dass für den Vorgang des Crowdfunding bislang keine spezifische gesetzliche Grundlage vorhanden ist (im Gegensatz zur Finanzierung durch Aktien, wofür es in Deutschland ein Aktiengesetz gibt).

Historie

Suchanfragen per Google nach dem Begriff Crowdfunding

Historisch gesehen ist Crowdfunding ein relativ junger Begriff, der erst seit einigen Jahren verstärkt eingesetzt wird. Veranschaulicht wird dieser Aspekt in der nebenstehenden Abbildung. Hier ist die Anzahl der bei Google gefundenen Einträge für den Suchbegriff Crowdfunding in den Jahren 2000 bis 2010 dargestellt. Grundlage dieser Grafik war eine Recherche mit der Suchmaschine Google. Die Suche wurde dabei unter Optionen auf den 1.1 bis 31.12 eines Jahres begrenzt. Der Wert für 2010 basiert auf einer linearen Hochrechnung aus den ersten drei Monaten des Jahres. Deutlich erkennbar ist, dass ab 2006 die Verwendung der Bezeichnung Crowdfunding stark zunimmt. Zur gleichen Zeit wurde von Jeff Howe der Begriff des Crowdsourcing geprägt. Einige Jahre später erarbeitete er auch erste Ansätze für eine Definition des Begriffs Crowdfunding, angelehnt an Crowdsourcing.

Als Crowdfunding-Pionier im Internet gilt die Plattform ArtistShare.com, die im Jahr 2000 von Brian Camelio gegründet wurde. Dieser ist selbst ein professioneller Musiker und Produzent und rief die Plattform als Reaktion auf die Entwicklungen des Raubkopierens und den Bestrebungen der Musikindustrie für ein digitales Rechtemanagement ins Leben. Erstmalig war es damit Musikern möglich, das Geld für die Produktion eines Albums zu erhalten, bevor es veröffentlicht wurde. Als SellaBand im August 2006 in Europa startete, galt es je 50.000 US-Dollar für Musiker und Bands mit der Hilfe sogenannter Believer zu erreichen, um ein Album zu produzieren. Bereits am 2. November 2006 hatte die Band Nemesea 528 Unterstützer zusammen und konnte so ihr Album "In Control" aufnehmen. In den vergangenen vier Jahren haben es weitere 50 Bands (Stand: September 2010) ins Tonstudio bei Sellaband.com geschafft.

2009 ist in Amerika mit Kickstarter.com die erste Crowdfunding-Plattform durchgestartet. Bereits über 2.800 Projekte sind hierüber finanziert worden (Stand: September 2010) – vordergründig im Bereich Kunst und Kultur, aber auch Lebensmittelhersteller, Modedesigner und Erfinder haben hier ihren Platz gefunden. Eine Gewinnbeteiligung gibt es auf Kickstarter.com nicht. Die Initiatoren versuchen meist mit einem Video von sich oder dem Projekt zu überzeugen. Nach dem gleichen Vorbild sind mit indiegogo.com und rockethub.com weitere Crowdfunding-Plattformen online gegangen. Mit fundbreak.com oder sonicangel.com gehen nach sellaband.com nun auch die ersten Länder außerhalb von Amerika mit dem Thema Crowdfunding im Bereich Projektfinanzierung online. In Deutschland sind seit Oktober 2010 die Plattformen Startnext.de, Inkubato.com, mysherpas.de und seit November pling.de vertreten, mit dem Ziel die hiesige Förder- und Vereinslandschaft in das Crowdfunding mit einzubinden. Ebenfalls im Oktober 2010 begann ein Projekt im Rheingau, Anteilscheine auszugeben, mit denen Deutschlands ältestes Steinhaus gekauft und zum Sitz einer Ethik-Akademie gemacht werden soll. Hierdurch soll das Haus, das "Graue Haus" in Oestrich-Winkel, dauerhaft erhalten werden.[1]

Anfang 2010 nutzte mit Public Enemy die erste bereits etablierte Band solch eine Crowdfunding-Plattform, um ihr nächstes Album gemeinsam mit Fans und Unterstützern finanzieren zu lassen. Die Band selbst beschreibt auf ihrer Website: "In our six months on SellaBand, we are proud to have broken ground into a new paradigm of music financing and to have learned so much about the fan funding model with our fans."[2] Im Oktober 2010 steht das Vorhaben bei 91 Prozent von 75.000 US-Dollar. Das eigentliche Ziel in Höhe von 250.000 US-Dollar wurde nach unten korrigiert, als die Plattform im Februar 2010 Insolvenz anmeldete. Seit der Insolvenz wird das einstige niederländische Unternehmen als GmbH mit dem Hauptsitz in München weitergeführt.

Als Leuchtturm ist das Projekt Diaspora im Juni 2010 durch die Presse gegangen und hat das Thema Crowdfunding einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Für die Entwicklung einer Internetplattform haben vier Studenten 10.000 US-Dollar gesucht. Mit der Plattform wurde Facebook der Kampf angesagt und angekündigt ein Pendant zu entwickeln, was bessere Vorkehrungen im Bereich Datenschutz treffen wird und die Daten seiner Nutzer dezentral immer auf dem eigenen Rechner des Anwenders speichert. Dies fand enormen Zuspruch in der Bevölkerung, die das Projekt gemeinsam mit 200.641 US-Dollar überfinanziert hat. Unter den 6.479 Spendern befand sich auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Im Interview mit dem Magazin Wired sagte Zuckerberg: "I donated. I think it is a cool idea."[3]

Rollenmodell

Rollenmodell Crowdfunding

Um die einzelnen Rollen verschiedener Personen(-gruppen) beim Crowdfunding anschaulich darzustellen, wurde außerdem ein Rollenmodell entwickelt (siehe nebenstehende Abbildung). Hierbei handelt es sich um ein erweiterbares Modell, das um projektspezifische Rollen ergänzt werden kann (z.B. bedeutsame Lieferanten oder Vertriebspartner).

Grundsätzlich basiert das entwickelte Modell jedoch auf drei verschiedenen Rollen, die in jedem Crowdfunding-Szenario vorhanden sind und die von einzelnen Personen, Personengruppen oder Organisationen (im Folgenden Parteien genannt) angenommen werden können: Ideengeber, Geldgeber und Umsetzer. Jede Rolle ist durch spezifische Eigenschaften gekennzeichnet.

Der Ideengeber, zum Beispiel ein Designer oder eine Band, hat zwar eine Idee für ein Produkt oder ein Projekt, aber er kann oder möchte es nicht selbst finanzieren. Der Geldgeber stellt hingegen das benötigte Kapital zur Verfügung. Laut entwickelter Definition übernimmt diese Rolle stets und ausschließlich die anonyme Masse der Internetnutzer. Die Rolle des Umsetzers ist dadurch gekennzeichnet, dass der Inhaber dieser Rolle im Verlauf der Realisierung der Idee (z.B. Herstellung des Produktes oder Durchführung des Projektes) wesentliche strategische Entscheidungen treffen kann, die den Erfolg der Verwirklichung der Idee maßgeblich beeinflussen. Hiermit sind ausdrücklich keine Parteien gemeint, die für operative Tätigkeiten im Verlauf des Projektes hinzugezogen werden (z.B. Techniker für ein Konzert). Jede beteiligte Partei kann im Modell mehrere Rollen übernehmen und auch jede einzelne Rolle kann unter mehreren Parteien aufgeteilt werden (Ausnahme ist hier die Rolle des Geldgebers).

Neben den verschiedenen Rollen berücksichtigt das Rollenmodell eine Plattform, die als Kommunikationswerkzeug zum Austausch von Informationen zwischen den Parteien gilt. Laut Definition muss die Plattform über das Web 2.0 realisiert werden. Der Eigentümer der Plattform kann eine der Parteien sein, die bereits eine Rolle innehaben oder aber eine sonst nicht weiter beteiligte Partei.

Betrachtung der Praxisbeispiele mit Hilfe des Modells

Datei:Rollenmodell-SellaBand.jpg
Angewandtes Rollenmodell SellaBand

Bei SellaBand handelt es sich um eine Plattform, auf der Künstler ihr Musikprojekt (z.B. eine CD, eine Tour, Marketing-Aktion) vorstellen und dessen Anteile sie den Besuchern der Plattform zum Verkauf anbieten. Dabei sind der Preis für ein Anteil und die zu erwartende Gegenleistung für die Anteile vom Künstler festgelegt. Ebenso ist eine Mindestkapitalmenge vom Künstler zu beziffern, die er für das Projekt erhalten möchte.

Erst wenn sich so viele Crowdfunder gefunden haben, dass die Summe ihrer Anteile die Mindestkapitalmenge erreicht, beginnt das Projekt. Der Künstler bekommt das Geld, das vorher von einem Notar verwaltet wurde, für sein Projekt zur Verfügung gestellt. Er muss es, wie auf der Plattform beschrieben, umsetzen und im Anschluss daran den Crowdfundern ihre Gegenleistung zukommen lassen (z.B. Exklusiv-CDs, Anteile an den Einnahmen einer Tour).

An der Farbgebung des angewandten Modells (siehe nebenstehende Grafik) ist erkennbar, dass der Künstler im SellaBand-Szenario sowohl Ideengeber als auch Umsetzer ist. Für die Verwirklichung seiner Idee kann er sich Partner suchen (z.B. eine Plattenfirma) und so die Entscheidungsgewalt teilen oder abgeben, prinzipiell trägt er aber die Verantwortung für die Realisierung des Projektes bzw. Produktes. Inhaber der Plattform sellaband.com ist weder ein Künstler noch einer seiner an der Umsetzung beteiligten Partner, sondern ein Dienstleister, dessen einzige Aufgabe in der Bereitstellung der Plattform besteht.

Weitere Plattformen im deutschsprachigen Raum sind VisionBakery und startnext.

Einzelnachweise

  1. 'http://www.academy-of-leadership.de/ethisches_Investment.html', aufgerufen am 11. März 2011
  2. 'Public Enemy auf SellaBand', aufgerufen am 17. Oktober 2010
  3. Wired Magazine 'Mark Zuckerberg: I Donated to Open Source, Facebook Competitor', aufgerufen am 28. September 2010