Das Geheimnis der Fliegenden Fische

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Film
Titel Das Geheimnis der Fliegenden Fische
Originaltitel The Mystery of the Leaping Fish
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1916
Länge 2 reels, 600 Meter, bei 20 BpS c. 26 Minuten
Stab
Regie William Christy Cabanne, John Emerson
Drehbuch Tod Browning
Produktion Triangle Film Corporation
Kamera John W. Leezer, Karl Brown (Assistent)
Schnitt Benjamin F. Zeidman
Besetzung

Das Geheimnis der Fliegenden Fische ist der deutsche Titel des stummen amerikanischen Zweiakters The Mystery of the Leaping Fish, den William Christy Cabanne und John Emerson 1916 nach einem Drehbuch von Tod Browning für die Triangle Film Co. unter der künstlerischen Oberleitung von D. W. Griffith realisierte. Anita Loos verfasste die Zwischentitel. Die Hauptrolle des exzentrischen Privatdetektivs ’Coke’ Ennyday, der seinen Spitznamen dem Kokainkonsum verdankt, spielte Douglas Fairbanks. Die Figur wird als Parodie auf Sherlock Holmes interpretiert, welcher ebenfalls zu Rauschmitteln griff,[1] um seinen Scharfsinn zu beflügeln.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Akrobatik-Hauptdarsteller Fairbanks spielt in dieser ungewöhnlich deftigen Filmkomödie den Privatdetektiv ‘Coke’ Ennyday, der sich Kokain spritzt und als Karikatur von Sherlock Holmes angelegt ist.[2] Er trägt einen Riemen mit Injektionsspritzen wie einen Patronengurt über der Brust und bedient sich immer wieder großzügig aus einer runden Büchse mit der Aufschrift „Kokain“, die auf seinem Schreibtisch steht und so groß ist wie eine Hutschachtel.

Fairbanks karikiert Holmes auch durch seine gewürfelte Detektivsmütze,[3] seinen Mantel und sogar sein Auto, die alle gewürfelt sind,[4] zusammen mit der schon erwähnten Neigung, sich, sobald er sich auch nur einen Augenblick lang unwohl fühlt, eine Ladung Kokain zu injizieren, um dann vor Lust hellauf zu lachen. Obendrein beobachtet er Besucher, die vor seiner Türe stehen, wie über eine Fernsehkamera durch ein -wie es der Zwischentitel nennt- „wissenschaftliches Periskop“, und teilt auf einer uhrähnlichen Skala an der Wand sich die Zeit in „Schlafen“, „Essen“, „Trinken“ und „Stoff“ ein.

Der Film zeigt eine leichtfertige und spaßhafte Haltung gegenüber dem Gebrauch von Kokain[5] und Opiumtinktur durch ‘Coke’ Ennyday, verurteilt aber das Schmuggeln von Opium, wie es die asiatischen Gangster in dem Film tun. Ihr Treiben, das sie mit einer Waschanstalt tarnen, deckt Ennyday für die Polizei auf: sie transportieren die Droge in den titelgebenden „Fliegenden Fischen“, patentierten Schwimmtieren aus Gummi, die ein Mädchen für die Badekundschaft aufbläst. Es wird von einem Unbekannten, der es unbedingt heiraten[6] will, erpresst und entführt. Aber auch diesen Fall löst Ennyday. Er befreit das Mädchen aus seiner Gefangenschaft in Chinatown und bringt die Schmugglerbande zur Strecke. Und natürlich probiert er auch gleich begierig von dem erbeuteten Opium.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Begonnen hat den Film W. Christy Cabanne, doch der wurde aus der Produktion hinausgeworfen.[7] An seiner Stelle wurde John Emerson eingestellt, der den Film mit der Unterstützung durch Tod Browning zu Ende drehte[8] Photographiert hat den Film John W. Leezer, Karl Brown war sein Assistent an der Kamera. Den Schnitt besorgte Benjamin F. Zeidman.[9] Der Film wurde am 11. Juni 1916 in Amerika uraufgeführt. Er lief unter dem Titel Le mystère du poisson volant in Frankreich und wurde auch in Ungarn gezeigt, wo er A hal rejtélye hieß.[10]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fairbanks scheute sich nicht, in seinen Filmen ‘Heilige Kühe’ zu schlachten; dazu gehörte in der Zeit des Ersten Weltkrieges in Amerika auch der Drogenkonsum, besonders unter den Neureichen und den Filmleuten.[11] Nicht nur des Themas wegen wurde der Film für Fairbanks der letzte Zweiakter, sondern auch, weil er von da an in abendfüllenden Streifen auftreten konnte. Heute ist The Mystery of the Leaping Fish eine Art Kultfilm[12] geworden, weil er auf humoristische Weise mit dem Thema Drogen umgeht. Fairbanks dagegen mochte den Film nicht und wollte, wie man berichtet, ihn sogar aus dem Verleih nehmen lassen.[13]

In Folge 2 der Dokumentarfilm-Reihe Birth of Hollywood[14] wird der Film zitiert. Das MOM Museum of Modern Art in New York City zeigte eine restaurierte 35-mm-Kopie des Films am 10. Januar 2009.

The Mystery of the Leaping Fish ist enthalten in der DVD-Ausgabe „Douglas Fairbanks: A Modern Musketeer“ der edition filmmuseum (Box mit 5 DVDs und einem Booklet mit Texten zu den Filmen von Jeffrey Vance und Tony Maietta), die Brian Peterson veranstaltet hat.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eileen Bowser, Paolo Cherchi Usai (Hrsg.): The Griffith Project. Volume 9: Films Produced in 1916–1918. British Film Institute, 2005, ISBN 1-84457-097-5, S. 103. (englisch)
  • Janet Farrell Brodie, Marc Redfield (Hrsg.): High Anxieties. Cultural Studies in Addiction. University of California Press, 2002, ISBN 0-520-22751-4. (englisch)
  • Mark Griep, Marjorie Mikasen: Reaction! Chemistry in the Movies. Oxford University Press, 2009, ISBN 978-0-19-532692-5, S. 220, 328. (englisch)
  • Phil Hardy: The BFI Companion to Crime. University of California Press, 1997, ISBN 0-520-21538-9, S. 169, 254. (englisch)
  • Thomas Leitch: Film Adaptation and Its Discontents: From Gone with the Wind to The Passion of the Christ. Johns Hopkins Univ. Press, 2009, ISBN 978-0-8018-9187-8, S. 213. (englisch)
  • Paul Manning: Drugs and Popular Culture in the Age of New Media. Verlag Routledge, 2013, ISBN 978-1-317-97466-6, S. 42, 85. (englisch)
  • John Markert: Hooked in Film. Substance Abuse on the Big Screen. Scarecrow Press, 2013, ISBN 978-0-8108-9131-9, S. 15–16, 319–320 (englisch)
  • Thomas G. Plante (Hrsg.): Abnormal Psychology Across the Ages [3 volumes]. Verlag ABC-CLIO, 2013, ISBN 978-0-313-39837-7, S. 159. (englisch)
  • Marty Roth: Victorian Highs. Detection, Drugs and Empire. In: J. F. Brodie, M. Redfield (Hrsg.): High Anxieties. 2002, S. 85 f.
  • Merrill Singer, J. Bryan Page: Social Value of Drug Addicts: Uses of the Useless. Left Coast Press, 2013, ISBN 978-1-61132-118-0, S. 128 (englisch)
  • John T. Soister: American Silent Horror, Science Fiction and Fantasy Feature Films, 1913–1929. Verlag McFarland, 2012, ISBN 978-0-7864-8790-5. (englisch)
  • Jeffrey Vance, Robert Cushman (Hrsg.): Douglas Fairbanks. Fotos von Robert Cushman. Mitwirkung: Tony Maietta. University of California Press, 2008, ISBN 978-0-520-25667-5, S. 35–36, 364. (englisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Das Geheimnis der Fliegenden Fische – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. in Arthur Conan Doyle’s Erzählung „The Sign Of Four“ (1890) nimmt Holmes Kokain, ebenso in „The Man with the twisted Lip“ (1891), vgl. Roth S. 85–86.
  2. “the name "Coke Ennyday" is play on Craig Kennedy, the American version of Holmes who debuted in the December 10 issue of Cosmopolitan Magazine”, wird bei answers.com behauptet; zu Craig Kennedy vgl. en.wiki Craig Kennedy
  3. den deerstalker, vgl. en.wiki Deerstalker
  4. der amerikanische Bühnenschauspieler und Dramatiker William Gillette hatte seinen großen Theatererfolg „Sherlock Holmes“ 1916 auch als Film in die Kinos gebracht, vgl. Vance S. 36, imdb.com, zum Stück vgl. en.wiki Sherlock Holmes (play)
  5. Dabei waren der Handel mit und der Genuss von Betäubungsmitteln wie Kokain und Laudanum seit dem Harrison Act von 1914 ins Blickfeld der Behörden geraten und begannen, gesellschaftlich geächtet zu werden: “Cocaine was a controlled substance in the United States after the passage of the Harrison Act of 1914. Drug abuse was still widely considered a social indiscretion in 1916”, vgl. Vance S. 36.
  6. “heiraten” ist hier nur ein Euphemismus für Vergewaltigen, so Markert S. 16
  7. vgl. Soister S. 159–160, Vance S. 36
  8. vgl. Vance S. 36
  9. vgl. en.wiki B. F. Zeidman
  10. vgl. imdb.com
  11. vgl. Markert S. 16: “...the period around WWI was when cocaine was reinvented. The nascent film industry spurned the first millionaires originating from among the masses. Ordinary folks suddenly had more money than they knew what to do with, and on the back of untrammeled wealth...came sex and drug scandals”
  12. vgl. Ankündigung bei Stephan von Bothmer “Ihre Vision des Drogenrauschs ist völlig absurd, Kult und eine Klasse für sich” bei stummfilmkonzerte.de und Kommentar von Janiss Garza “It had a small cult revival in the early '70s because of its brazen displays of drug usage” bei answers.com
  13. vgl. Vance & Cushman, S. 36.
  14. von Paul Merton, gesendet am 3. Juni 2011 auf BBC Two, vgl. en.wiki Birth of Hollywood (englisch, aufgerufen 10. Juli 2014)
  15. vgl. edition-filmmuseum.com