Der Hohe Schein

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Der Hohe Schein ist ein Roman von Ludwig Ganghofer. Erstmals erschien er im Adolf Bonz – Verlag[1] in Stuttgart im Jahre 1904.

Titelseite (Ausgabe 1936)

Einführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman spielt in einem fiktiven Dorf der Bayerischen Alpen. Das Dorf wird von einem Berg, im Roman "Der hohe Schein" genannt, dominiert, weil ihn die Strahlen der Abendsonne besonders schön erglühen lassen. Der Stadt-Mensch Walter Horhammer, Doktor der Philosophie, nimmt in diesem Dorf – auf Anraten seines Arztes – Quartier, da er eine Zeit lang die Schönheit und Erhabenheit der Natur in der Bergwelt der Alpen genießen möchte.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walter Horhammer nimmt von Hohen Schein kommend im Dorfe am Fuße dieses Berges liegend im Hause des Herrn Ehrenreich und dessen Tochter Mathilde Quartier. Er ist auf der Suche nach "dem Leben", er sucht Antworten auf Fragen die ihm die Philosophie und die Naturwissenschaften nicht beantworten können. In den Büchern hat Walter Horhammer bisher keine Hilfen fürs Leben gefunden. In der Erhabenheit und Schönheit der Natur glaubt er den richtigen Weg für sich finden zu können. Im Dorf macht er mit einer Reihe von Menschen Bekanntschaft, die ihn beeindrucken. In gemächlichen Tempo entfaltet sich die Geschichte der einzelnen Protagonisten. Neben dem Herrn Ehrenreich und seiner beiden Kinder Mathilde und Bertl tritt er mit seinem "Intimfeind", den Kaplan Michael Innenebner – den er von früher kennt – in Kontakt. Er lernt die Sennerin Lies, den sonderbaren Bonifatius Venantius Gwack sowie den Moosjäger kennen.

Auf den ersten Blick ist es eine heile Welt in die uns der Autor hier entführt. Aber das, was auf den ersten Blick so wunderbar und heil aussieht, entpuppt sich bei genaueren Hinsehen weder als heil noch als märchenhaft. Neben Liebe und Lust, sind es die Trauer und der Tod, die immer präsent sowie beherrschend und gegenwärtig sind. Aber für die Seele Walter Horhammer's hat die Schönheit dieser Natur der Bergwelt eine dominierende und gleichzeitig heilende Wirkung:

„Wer die Kraft hätte, klar das Rechte für seinen irdischen Weg zu erkennen, und das Erkannte als hellen Weiser in sein Leben zu stellen, so fest und unverrückbar, wie der leuchtende Berg da im Dunkel des Tales steht!“[2]

denkt er, als er den Sonnenuntergang am Hohen Schein miterlebt.

Die Beziehungen unter den Protagonisten entwickeln sich langsam, bis eines Tages eine Theatergruppe ins Dorf kommt und Goethes "Iphigenie" zur Aufführung bringt. Diese Aufführung wirkt wie ein Katalysator, der die aufgestauten Energien zur Explosion bringt. Die Werke Goethes spielen in diesen Roman eine wesentliche, nahezu tragende Rolle, die im Roman auch häufig zitiert werden. Die Familie Ehrenreich verehren das Werk Goethes, das auch im Roman immer wieder zitiert wird.

Wenn das Buch nach nahezu 500 Seiten auf sein Ende zugeht hat der Leser das Gefühl, dass er sich von vielen liebgewonnenen Protagonisten nun verabschieden muss, die ihm fast zu Freunden geworden sind. Auch der Hauptdarsteller des Romans, Doktor Walter Horhammer hat sich gewandelt und ist ein anderer geworden. Er ist nicht mehr der weltfremde Philosoph des Buchanfangs. Die "Lektüre des Lebens" hat ihn mehr gelehrt, als die Weisheiten seiner Bücher. Im Finale verknoten sich die bislang offenen Fäden und führen zu einem guten Ende.

Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch ist wunderbar "altmodisch" und herrlich unzeitgemäß geschrieben. Es ist in einem etwas veralteten Stil (vom Ende des 19. Jahrhunderts) gehalten, was den Reiz des Lesens für viele Leser erhöht, besonders dann, wenn man eine ältere in Fraktur gedruckte Ausgabe zur Hand nimmt. Das Buch ist überwiegend in Hochdeutsch geschrieben, ein Teil – nämlich die wörtlichen Reden der Einheimischen – sind in baierischen Dialekt geschrieben, was jedoch auch für Leser die kein Bairisch beherrschen zu keinerlei Leseproblemen führt. Da sich das Geschehen in den Bayerischen Bergen abspielt, wäre reines Hochdeutsch unpassend.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig Ganghofer widmete den Roman 'Der Hohe Schein' dem Andenken seiner Mutter Charlotte Caroline geb. Louis (* 4. August 1828 in Aschaffenburg, † 19. Dezember 1888 in München). In einem ausführlichen Nachwort beschreibt er mit rührenden Worten deren Gedenken.

Ganghofers Romane, oft auch als Heimatromane verspottet, haben Ganghofer den Ruf des „Heile-Welt“-Schreibers eingebracht. Schon zu Lebzeiten gingen die Urteile über Ganghofer weit auseinander. Er war der auflagenstärkste Schriftsteller seiner Zeit, dessen Bücher auch außerhalb Bayerns begeisterte Leser fanden. Kaiser Wilhelm II., mit dem er mehrmals persönlich zusammentraf, bezeichnete ihn als seinen Lieblingsdichter. Andrerseits wurde Ganghofer bei seinen Kollegen zur Zielscheibe der Kritik – von Josef Ruederer, Lion Feuchtwanger.

Damit wird man dem Autor nicht gerecht. Bei näherer Betrachtung wird man feststellen, dass Vieles, wie auch in dem Roman 'Der Hohe Schein' kritisch hinterfragt wird. Die Konflikte zwischen den Ständen werden deutlich ausgeleuchtet. Von völkischer Ideologie sind die Erzählungen Ganghofers dagegen weitgehend frei, was sich sowohl in der Beschreibung der bäuerlichen Charaktere zeigt; auch antisemitische Tendenzen haben in Ganghofers Werken keinen Platz.

Ganghofer besitzt ein schriftstellerisches Talent, wie selten ein anderer deutscher Autor. Er versteht es, virtuos mit der deutschen Sprache umzugehen, was besonders in seinen wunderbaren Naturbeschreibungen zu merken ist. In der Regel sind seine Bücher von der ersten bis zur letzten Seite so spannend, dass man sich überwinden muss das Lesen zu unterbrechen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Ganghofer zu den meistgelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts gehört.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Ganghofer: Der Hohe Schein. Verlag Th. Knaur Nachf., Berlin 1936

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Hinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Firma Adolf Bonz & Comp. wurde von Adolf Bonz (* 1824, † 1877) im Jahre 1876 gegründet und von dessen ältesten Sohn Alfred Bonz (* 1854) weitergeführt. Der Verlag ging aus der ältesten Stuttgarter Buchhandlung, der 1682 gegründeten Metzlerschen Buchhandlung hervor. Der Verlag war der Hausverlag von Ludwig Ganghofer, der nahezu alle seine Werke bei diesem Verlag drucken ließ.
  2. Ludwig Ganghofer: Der Hohe Schein, S. 34f (siehe Literatur)