Diognetos (Archon 492/491 v. Chr.)

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Diognetos (altgriechisch Διόγνητος Diógnētos) war ein antiker griechischer Politiker. Er wurde im Jahr 492 v. Chr. zum Archon eponymos der Polis Athen gewählt.

Laut Dionysios von Halikarnassos übte Diognetos sein Amt im ersten Jahr der 72. Olympiade aus, dem Jahr, in dem Tisikrates aus Kroton den Stadionlauf bei den Olympischen Spielen gewann.[1] Der Beginn der 72. Olympiade fällt in das Jahr 492 v. Chr., das Amtsjahr des Diognetos umfasste folglich nach dem attischen Kalender das bürgerliche Jahr 492/491 v. Chr.

Diognetos war der mittlere von drei bekannten athenischen Archonten des Namens. Der Name taucht auf einem Ostrakon („Tonscherbe“) vom Kerameikos auf, das aus dem Fundkomplex des wahrscheinlich in das Jahr 471 v. Chr. zu datierenden Scherbengerichts stammt: Διό(γ)νητος έ[κ] Μελίτη[ς – „Diognetos aus Melite“.[2] Ein weiteres, nur fragmentarisch erhaltenes Ostrakon von der Agora in Athen, das der Buchstabenform zufolge etwa gleicher Zeitstellung ist, trägt den Namen [---]έτος Ἐργοτίμο[?].[3] Er kann zu Diognetos ergänzt werden und würde in dem Fall das Patronym (Sohn des) Ergotimos aufweisen.[4] Für die Scherbe vom Kerameikos hatte bereits Ernst Badian vermutet, dass sie dem Archon des Jahres 492/491 v. Chr. galt.[5] Sollte sich die Scherbe von der Agora ebenfalls auf ihn beziehen, so wäre Diognetos als Sohn des Ergotimos aus dem athenischen Demos Melite anzusprechen.[6] Ob Diognetos mit weiteren Personen zu verbinden ist, bleibt unsicher. Stefan Brenne verweist auf den Antragsteller Diognetos des Dekrets aus dem Jahr 446/445 v. Chr., das das Verhältnis Athens zu Chalkis regelte.[7] Mabel L. Lang stellt einen 411/412 v. Chr. gefallenen Ergotimos als Verwandten zur Diskussion.[8] Badian nennt den Meliten Diognetos aus einem Pachtvertrag des Jahres 306/305 v. Chr. als möglichen Nachfahren.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 6,49,1.
  2. Franz Willemsen: Die Ausgrabungen im Kerameikos. In: Αρχαιολογικὸν Δελτίον (Archaiologikon Deltion). Band 23, 1968, Chronica S. 24–32, hier S. 28–29 (Digitalisat); Stefan Brenne: Die Ostraka (487 – ca. 416 v. Chr.) als Testimonien (T 1). In: Peter Siewert (Hrsg.): Ostrakismos-Testimonien I. Die Zeugnisse antiker Autoren, der Inschriften und Ostraka über das athenische Scherbengericht aus vorhellenistischer Zeit (487–322 v.Chr) (= Historia. Einzelschriften. Band 155). Franz Steiner, Stuttgart 2002, S. 36–166, hier S. 51; derselbe: Ostrakismos und Prominenz in Athen: attische Bürger des 5. Jhs. v. Chr. auf den Ostraka (= Tyche. Supplementband 3). Holzhausen, Wien 2000, S. 136–137 Nr. 59.
  3. Eugene Vanderpool: Some Ostraka from the Athenian Agora. In: Commemorative Studies in Honor of Theodore Leslie Shear (= Hesperia. Supplement. Band 8). The American School of Classical Studies at Athens, Princeton [NJ] 1949, S. 394–412, hier S. 403–404.
  4. So Mabel L. Lang: Ostraka (= The Athenian Agora. Results of Excavations. Band 25). The American School of Classical Studies at Athens, Princeton [NJ] 1990, S. 136 Nr. 1084, und Stefan Brenne: Ostrakismos und Prominenz in Athen: attische Bürger des 5. Jhs. v. Chr. auf den Ostraka (= Tyche. Supplementband 3). Holzhausen, Wien 2000, S. 143 Nr. 70 (V); anders Eugene Vanderpool: Some Ostraka from the Athenian Agora. In: Commemorative Studies in Honor of Theodore Leslie Shear (= Hesperia. Supplement. Band 8). The American School of Classical Studies at Athens, Princeton [NJ] 1949, S. 394–412, hier S. 403–404, der nicht entscheiden wollte, ob „Ergotimo“ zum Namen Ergotimos zu ergänzen oder als Vatername im Genitiv Ergotimou aufzufassen ist.
  5. Ernst Badian: Archons and Strategoi. In: Antichthon. Band 5, 1971, S. 1–34, hier S. 14
  6. So Stefan Brenne: Die Ostraka vom Kerameikos (= Kerameikos. Ergebnisse der Ausgrabungen Band 20). Teilband 2. Reichert, Wiesbaden 2018, S. 24 Nr. 171 (Teilband 2).
  7. Stefan Brenne: Die Ostraka vom Kerameikos (= Kerameikos. Ergebnisse der Ausgrabungen Band 20). Teilband 2. Reichert, Wiesbaden 2018, S. 24 Nr. 171; IG40 (englische Übersetzung, Literatur und Kommentar auf Attic Inscriptions online).
  8. Mabel L. Lang: Ostraka (= The Athenian Agora. Results of Excavations. Band 25). The American School of Classical Studies at Athens, Princeton [NJ] 1990, S. 136 Nr. 1084; Prosopographia Attica (PA) 5061 (Digitalisat) = IG 1³ 1190, 39.
  9. Ernst Badian: Archons and Strategoi. In: Antichthon. Band 5, 1971, S. 1–34, hier S. 14 Anm. 37; siehe PA 3865 (Digitalisat), IG² 2499; John S. Kloppenborg, Richard S. Ascough (Hrsg.): Greco-Roman Associations. Texts, Translations, and Commentary. Band 1: Attica, Central Greece, Macedonia, Thrace. De Gruyter, Berlin 2011, S. 48–52 Nr. 7 (mit englischer Übersetzung).