Diskussion:Fairer Handel/Archiv/2014

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Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von DeWikiMan in Abschnitt Kritik
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Kritik

Der Erzeuger soll mehr als den Weltmarktpreis bekommen. Allein darin liegt schon ein Denkfehler. Der Weltmarktpreis hat nichts mit dem Einkaufspreis beim Produzenten zu tun. Im Weltmarktpreis sind zum Beispiel Waschen, Verarbeiten, Lagern, Zwischenhandel, Mischen, Versicherung und Fracht bis zum Handelsort enthalten. Handelsorte sind zum Beispiel Hafenstädte oder Rohstoffbörsen. Meistens sind die Börsenkurse FOB. Also sind auch noch die Kosten für die Zollanmeldung und für das Beladen des Schiffes im Weltmarktpreis enthalten. So beträgt zum Beispiel heute um 19.29 Uhr der Weltmarktpreis für Kaffee 195,20 US-Cents pro US-Pfund. Das wären umgerechnet etwa 3,14 €/kg. - Sollen der faire Bauer also mehr als 3140 Euro und der unfaire Bauer vielleicht nur 2000 Euro für eine metrische Tonne Kaffeebohnen bekommen? Wer will zwischen fairen und unfairen Erzeugern unterscheiden? Wer könnte den Streit zwischen Fairen und Unfairen schlichten? Vermutlich sollen faire Bauern mehr Geld als unfaire Bauern bekommen. - Ich empfehle die Lektüre zum Beispiel des Artikels "Fair Trade Coffee" im englischen Wikipedia. --Dr. Hartwig Raeder (Diskussion) 21:54, 15. Mai 2014 (CEST)

Der Wikipedia-Artikel ist hier m.E. korrekturbedürftig. Der FLO Fairtrade-Standard bezieht sich auf die "Marktpreise" der Stufe der Wertschöpfungskette, auf der der Produzent dem Händler Ware verkauft, nicht auf "Weltmarktpreise". Die Betonung bei der Festlegung eines Faitrade-Preises liegt überhaupt darauf, dass Produzenten vor den Risiken von Marktpreisschwankungen zu schätzen (Abschnitt 4.3 im Standard), ihnen unabhängig von Marktpreisschwankungen ein kostendeckender Mindestpreis zu zahlen. --man (Diskussion) 09:40, 16. Mai 2014 (CEST)

Auch die Forderung nach einem kostendeckenden Preis beruht auf einem Denkfehler und zeugt von betriebswirtschaftlicher Unkenntnis. Wenn der faire Bauer falsche unternehmerische Entscheidungen trifft, darf ihm dieser Fehler nicht durch einen "fairen Preis" ausgeglichen werden. Außerdem führt die Kostendeckung immer zu einem Unternehmerlohn von Null. Der Produzent hat also keinen Gewinn. Er wird verhungern. --Dr. Hartwig Raeder (Diskussion) 10:05, 16. Mai 2014 (CEST)

Im Kritikabschnitt ist der Kritikpunkt, dass unter bestimmten Umständen (wenn der Marktpreis unter dem Faitrade-Minimumpreis liegt, was beileibe nicht immer der Fall ist!) Marktmechanismen außer Kraft gesetzt werden, die bei fehlerhaften unternehmerische Entscheidungen zu Einbußen führen, doch schon enthalten. Bitte beachten Sie aber auch, dass bei Marktpreisen über dem Fairtrade-Minimum-Preis die Marktpreise Ausgangspunkt für die Preisbildung sind. Der Unternehmer hat also durchaus Anreize, wirtschaftlich zu handeln. Sie können Details zur Preisbildung bei FLO hier nachlesen. Der Unternehmerlohn geht übrigens in die Bildung des Fairtrade-Minimum-Preises ein (s. zB. Anhang 1 im verlinkten Dokument), verhungern müssen der Unternehmer und seine Arbeiter also demnach nicht.
Ich entnehme Ihrem und anderen Kommentaren hier jedenfalls, dass in diesem WP-Artikel ein Abschnitt fehlt, der die Preisbildung genauer ausführt. --man (Diskussion) 12:20, 16. Mai 2014 (CEST)

Die Angestellten müssen nicht verhungern; sie bekommen ja ihren ortsüblichen Lohn. Dieser ist Kostenbestandteil. Vielleicht handelt es sich dabei um einen Hungerlohn; aber dieser wäre ja definitionsgemäß gerade kein Verhungernlohn (die Mitarbeiter hungern ohne zu verhungern). Selbstverständlich könnte der faire Preis einen kalkulatorischen Unternehmerlohn beinhalten. Das müsste aber besonders erklärt werden. Trotzdem sollte man sich genauestens überlegen, welche sozioökonomischen Folgen das freiwillige Bezahlen eines überhöhten Preises hat. Der Markt ist fairer, als viele sich das vorstellen können. Es ist unwahrscheinlich, dass Gutmenschen das erreichen, was sie erreichen wollen. --Dr. Hartwig Raeder (Diskussion) 22:59, 16. Mai 2014 (CEST)

Ein meines Erachtens wichtiger Kritikpunkt an FairTrade-Produkten ist folgender: Dadurch, dass es einige FairTrade-Produkte gibt, deren Produktionskette weniger ausbeuterisch ausfällt, wird weder bewirkt, dass ein Großteil der Konsumenten auf einmal Geld dafür hätte, noch, dass von dem billig (und deshalb schlecht und ausbeuterisch) produzierten Zeug weniger hergestellt würde. FairTrade ERSETZT also keine ausbeuterisch produzierten Produkte, sondern ERGÄNZT sie um einen kleinen Nebenmarkt, an dem zusätzlich profitiert wird - für die wenigen Beteiligten ganz gut, aber um die Welt zu verbessern nicht wirkungsvoller als ein paar Spenden. (nicht signierter Beitrag von 88.71.175.250 (Diskussion) 19:10, 22. Mai 2014 (CEST))

Ich bezweifele, dass die faire Produktionskette weniger ausbeuterisch ist. Zwischen dem Landarbeiter und dem Endverbraucher liegen vermutlich einhundert Zwischenhändler jeglicher Art. Die Handelsspannen der einzelnen Wertschöpfungsstufen können kaum beurteilt werden. Eine billige Produktion beruht nicht auf Ausbeutung, sondern auf intelligentem Einsatz der Produktionsmittel. Auch Spenden sind kontraproduktiv. Intelligente Afrikaner lehnen jede Entwicklungshilfe ab. Auch die Geschichte mit dem Fisch als Mahlzeit für einen Tag und dem Angelunterricht für das ganze Leben stimmt nicht. Die einheimische Angelschule kann nicht mit kostenlosem Angelunterricht durch Gutmenschen konkurrieren. Eine kostenlose medizinische Versorgung behindert das lokale Gesundheitswesen. Keine Bank kann mit kostenlosen Krediten konkurrieren. Die afrikanische Textilindustrie wurde durch Kleiderspenden weitgehend beseitigt. Die Diskussion um den gerechten Preis ist so alt wie die Menschheit. Ein Markt ist definiert als Zusammenkommen von Anbietern und Nachfragern eines bestimmten Produktes. --Dr. Hartwig Raeder (Diskussion) 05:49, 23. Mai 2014 (CEST)

Bitte beachtet WP:Belege. Wenn ihr konkrete Kritikpunkte zur Artikelverbesserung habt, belegt sie bitte möglichst mit hochwertigen, wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Sonst bringt die Disk. hier wenig. Denkt auch an WP:NPOV. Ideologische Kampfbegriffe wie Gutmensch oder "ausbeuterisches Zeug" sind m.E. nicht hilfreich. --man (Diskussion) 07:45, 23. Mai 2014 (CEST)

Ich kann nur Kritik üben. Verbesserungen sind dringend erforderlich. Die Angelegenheit ist so kompliziert, dass Verbesserungen sehr schwierig sind. Belastbare Quellen wird es kaum geben. Insofern betrachte ich die bisherige Diskussion doch als hilfreich. - PS: Der Wikipedia-Artikel über Gutmenschen ist sehr gut. Allerdings ist meine Kritik nicht "ohne Ansehen der Argumente". Für einen fairen Handel kann es kaum belastbare Argumente geben. Zumindest wären Einstandspreise in Höhe des Weltmarktpreises zu hoch und in Höhe der Erzeugungskosten zu niedrig. --Dr. Hartwig Raeder (Diskussion) 09:42, 23. Mai 2014 (CEST)

Wie passt eigentlich diese Untersuchung in die heile Welt des Faitrade? Anscheinend kommt gerade bei den ärmsten Mitarbiternsogar noch weniger an. Ist Faitrade Augenwischerei, weil den Erzeugern immer noch zu wenig gezahlt wird? Bericht auf der Homepage des Schweizer Fernsehens: http://www.srf.ch/news/international/fairtrade-mitarbeiter-mit-miserablen-loehnen und die dort verlinkte Untersuchung: http://www.soas.ac.uk/news/newsitem93228.html --Hafengesang (Diskussion) 08:23, 8. Jun. 2014 (CEST)

Diese vergleichende Studie bei einigen Fairtrade-Produzenten in zwei afrikanischen Ländern ist meiner Meinung nach ein guter Beitrag für den Artikel. Über die Ursachen macht sie m. E., nach Überfliegen, keine klaren Aussagen, jedenfalls nennt sie nicht zu geringe Zahlungen an die Erzeuger. Das Problem scheint eher daher zu rühren, dass Faitrade eher vom bäuerlichen Kleinproduzenten ausgeht und nicht von Produzenten, die viele Lohnarbeiter beschäftigen. --man (Diskussion) 21:34, 9. Jun. 2014 (CEST)

Jetzt steht die Sache mit dem Weltmarktpreis als Untergrenze wieder im Text. Das ist völliger Unsinn. Der Weltmarktpreis beinhaltet alle Kosten bis zur Beladung des Frachtschiffes. --Dr. Hartwig Raeder (Diskussion) 09:01, 22. Jun. 2014 (CEST)

Ich hab's angepasst. Ein Abschnitt zum Preis kommt noch irgendwann, ist nicht so einfach, weil das unterschiedliche Fair Trade Organisationen unterschiedlich handhaben.
(Außerdem würde ich, z.B. um die unterschiedliche Handhabung von Preisen einordnen zu können, am Anfang des Artikels noch einen Abschnitt über die Organisationsstrukturen ergänzen:

)

--man (Diskussion) 22:54, 24. Jun. 2014 (CEST)