Diskussion:Freistudentenschaft

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Finkenschaften vor 1890[Quelltext bearbeiten]

Hallo Uwe, über Rabes Diskussionsseite bin ich auf Deinen Artikel Freistudentenschaft aufmerksam geworden. Vielleicht ist ja auch folgende Information für Dich von Interesse: Abschnitt „Ernst Seitz gründet die erste allgemeine Studentenvertretung“ im Artikel Corps Frisia Göttingen. Grüße, --Frank Schulenburg 17:36, 22. Sep 2005 (CEST)

Hallo Frank, vielen Dank für den Hinweis. Dass es auch früher schon vereinzelte "Wildenschaft"-Gründungen gab, wusste ich zwar vage, hatte aber dazu keine geeignete Lit. zur Hand. Daher habe ich mich zunächst auf die Freistudentenbewegung im engeren Sinne, die nach meiner Kenntnis mit der Leipziger Finkescnhaft von 1896 einsetzt beschränkt, die Verbindungen zum Progress aber immerhin erwähnt. Gibt es denn für Deine Frisia und diese Seitz'sche Wildenschaft irgendwelche Literatur zum Nachlesen? Und wieso war der Seitz als Verbindungsstudent Chef der Wilden? --UweRohwedder 20:45, 22. Sep 2005 (CEST)
Hallo Uwe, zunächst in aller Kürze: (a) Literatur: Alfred Wandsleb, Frisia Gottingensis 1811–1931, Heide 1931, Kapitel „Mit dem B.C. Verband an die Spitze der "Göttinger Wildenschaft" 1859 bis 1870/71“, S. 131–151 hier besonders S. 134ff. (b) Seitz als Verbindungsstudent: Die Frisia war zu jener Zeit nichtfarbentragend und grenzte sich insbesondere von den Corps ab. Anlaß zur Gründung der organisiserten Wildenschaft war vermutlich das Begräbnis des Göttinger Mathematikprofessors Dirichlet am 5. Mai 1859, bei dem die öffentliche Vertretung der Studentenschaft nicht alleine den Farbentragenden überlassen werden sollte. Auf der in diesem Zusammenhang einberufenen Wildenversammlung wurde Seitz an die Spitze der Vereinigung gewählt. Anfang Juni wurden dem Prorektor, den Corps und den Progreßverbindungen die Gründung angezeigt. Am 10. November desselben Jahres kam es anläßlich des 100. Geburtstages Schillers aber schon zu ersten Streitigkeiten. Als die Corps beanspruchten, an der Spitze des Festzuges zu gehen, feierten Wilde und Progreßverbindungen ihren eigenen Kommers in Hannoversch-Münden. Im Sommersemester 1863 erreichte der Kampf in der sogenannten „Studentenschlacht auf der Weender-Straße“ seinen Höhepunkt. Wieder ging es um den Platz in der Festzugsordnung, diesmal anläßlich der Völkerschlacht von Leipzig. Am 1. März 1864 wurde schließlich ein Regulativ zur Veranstaltung öffentlicher Feierlichkeiten erlassen, in dem die Gleichberechtigung aller Studenten formal verwirklicht wurde. Ich hoffe, ich konnte Dir erstmal helfen – die genannten Auszüge aus der Literatur schicke ich Dir bei Bedarf gerne zu. Kontakte zu geeigneten Ansprechpartnern der Frisia kann ich auch vermitteln. --Frank Schulenburg 21:10, 22. Sep 2005 (CEST)

Urburschenschaft und Freistudenten[Quelltext bearbeiten]

(verschoben aus Benutzer Diskussion:UweRohwedder)

Besonders interessant fand ich den Vergleich der Freistudentenschaft mit der Urburschenschaft und dem Progress (Studentenverbindung). Das mit den "Freien" war wohl die erste Bewegung in dieser Richtung, die nicht wieder von der alten Kultur, wie sie die Corps mal vorgegeben haben, eingefangen wurden. Vielleicht könnte man da sogar eine historische Linie draus machen: Die Corps konzipieren das ganze System mit Comment, Couleur, Mensur und Satisfaktion etc., dann kommen die Reformer (Teutonische Bewegung, Burschenschaft, Progress (Studentenverbindung)), können sich aber nicht durchsetzen und fallen wieder in die Traditionen zurück, schließlich nach 100 Jahren entsteht eine Alternative, die sich im 20. Jahrhundert, erst recht seit 1968, durchsetzt. Seitdem wird die studentische Tradition nur noch von einer kleinen Gruppe von Aufrechten bewahrt. Tolle Sache, oder sind wir da schon bei der Theoriebildung? --Rabe! 14:22, 22. Sep 2005 (CEST)

Bei Freistudentenschaft finde ich den letzten Satz etwas irritierend. Zu Beginn ist der ganze Artikel so richtig nach dem Geschmack der Antifa-Leute (die kleinen Leute wehren sich gegen die bösen, rechtsnationalistischen Großkopferten, repräsentiert durch die Verbindungen) und dann plötzlich lösen sie sich einfach in dem bösen völkisch-nationalen Brei auf? Wie das? Das müsste man wohl noch irgendwie plausibel machen. --Rabe! 14:22, 22. Sep 2005 (CEST)

Hallo Rabe, danke für Deinen freundlichen Kommentar. Die Linie Urburschenschaft-Progress-Freistudenten ist keineswegs neu, sondern eigentlich schon seit dem in der Lit. genannten Schulze-Ssymank bekannt. Recht hast Du allerdings mit Deiner Einschätzung, dass die älteren "Reformbewegungen" immer wieder von der Tradition eingeholt wurden. Das trifft aber in gewisser Weise auch für die Freistudenten zu, wie ihr plötzlicher "Untergang" nach 1920 zeigt. Dieses "irritierende" Einschwenken auf den völkischen Mainstream hat übrigens viel damit zu tun, dass die F.St. ja gerade keine "straffe" Verbindung mit klarem Programm und Tradition sein wollten, und daher wegen der natürlichen personellen Fluktuation besonders anfällig für Änderungen des Zeitgeistes waren. Die Ablehnung jeglicher Tradition hat eben zuweilen ihren Preis :-)
Im Übrigen sind natürlich nicht "alle" Finken auf einmal Nazis geworden. Vielmehr gab es auch früher schon "nationale Finken", die aber solange in der Minderheit blieben, solange der Kampf gegen die Vormacht der Verbindungen als einigendes Motiv der ganzen Bewegung wirksam blieb. Als dieses aber nach 1919/20 wegbrach, engagierten sich die "moderaten" mehrheitlich beim Aufbau der neuen Studentenwerke, die "linken" gingen in die diversen politischen Gruppen, und übrig blieben eben die "nationalen Finken". Wahrscheinlich muss ich das bei Gelegenheit noch in den Text einarbeiten.
Ach, und nochwas: Auch die Corps waren seinerzeit natürlich nicht die "Erfinder" des ganzen Systems, sondern auch nur "Reformer", die das Vorgefundene in zeitgemäße Formen zu bringen suchten. Der ganze Comment ist letztlich nichts anderes als der Versuch, das bis dahin übliche "gesetzlose" Raufen und Saufen in einigermaßen geregelte Bahnen zu lenken :)
Soviel auf die Schnelle, und ein schönes Wochenende! --UweRohwedder 11:03, 24. Sep 2005 (CEST)

Finkenschaft / Wildenschaft[Quelltext bearbeiten]

Sind das Eigenbezeichnungen oder eher Spottnamen, die von den "etablierten" Verbindungen vergeben wurden? Oder sind es ursprünglich Spottnamen gewesen, die dann selbstironisch genutzt wurden? --RokerHRO 11:09, 29. Dez 2005 (CET)

Das sind ziemlich alte Spottnamen, die (zumindest) auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgehen, als die Verbindungen noch die einzige (und einzig denkbare) Form des studentischen Zusammenlebens waren. Die wenigen, die sich da nicht anschlossen, waren eher soziale Außenseiter, die "Finken", "Wilde" oder "Cameele" (Rechtschreibung Original) genannt wurden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren das wohl schon ziemlich ehrwürdige Bezeichnungen der vorherrschenden Studentensprache, die in weiten Teilen des 19. Jahrhunderts noch die Sprache der Studenten und nicht nur die Sprache der Verbindungsstudenten war. --Rabe! 11:34, 29. Dez 2005 (CET)

Kommentar zur (zurückgezogenen) Lesenswert-Kandidatur[Quelltext bearbeiten]

Als Gedächtnitsstütze herüberkopiert, da am alten Ort inzwischen gelöscht --UweRohwedder 10:04, 23. Feb 2006 (CET)

Kontra. (1) Als eigenständiger Artikel hat er in dieser Form m. E. keine Daseinsberechtigung. Entweder er wird ausgeweitet (Bsp.: "Nach längeren Auseinandersetzungen mit Hochschulbehörden und Korporationen (...)" - welche , was , wo?), oder in einen dem Lemma übergeordneten allgemeineren Artikel integriert. (2) Mir fehlen für viele aufgestellte Behauptungen Belege oder konkrete Beispiele (Bsp. 1: "In allgemeinpolitischen Fragen verpflichtete sie sich anfangs zu strikter Neutralität"- Beleg oder beispiel? oder Bsp. 2: "(...)entwickelten sie bereits vor dem ersten Weltkrieg verschiedene Formen der Selbsthilfe für bedürftige Kommilitonen (Leihbüchereien, verbilligte Einkaufsläden, Arbeitsvermittlungen, Mensen)" - konkret wo und welche?), (3) Literaturverzeichnis entspricht nicht den Wikipedia-Gepflogenheiten, (4) "Nach mehreren Spaltungen ging sie später zum Teil in völkisch-nationalistischen Gruppierungen auf." - wann und in welche)? In welchen Abschnitt ich auch schaue, der Artikel erscheint mir lückenhaft. Er wirft neue Fragen auf, ohne sie zu beantworten und ist deshalb auch nicht lesenswert. Im Übrigen finde ich den Stil, den eigenen Artikel (an dem laut Versionsgeschichte an etwa 4 Tagen gearbeitet wurde und der mir auch den Eindruck vermittelt, er sei mit der heißen Nadel gestrickt) hier zur Kandidatur zu stellen, etwas befremdlich. --Helge Sternke 20:06, 22. Feb 2006 (CET)

Der Artikel behandelt die Bewegung der nichtkorporierten Studenten am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie wandte sich gegen den Alleinvertretungsanspruch der traditionellen Verbindungen und forderte stattdessen studentische Vertretungen auf der Basis allgemeiner Wahlen. Sie gilt damit als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur heutigen studentischen Selbstverwaltung. Da ich den Artikel - auch als Gegengewicht zu den zahlreichen Verbindungsartikeln in der Wikipedia - gern zur Lesenswert-Reife bringen möchte, bislang in Ermangelung kompetenter Mitautoren aber etwas "im eigenen Saft schmore", bitte ich auf diesem Wege um sachdienliche Hinweise: Was fehlt, was ist zu knapp oder unverständlich dargestellt usw.? --UweRohwedder 10:18, 23. Feb 2006 (CET)

Je nun:
  • Im dritten Kapitel, dem zur Selbsthilfe, werden geschichtliche Fakten hineinvermischt, die ein bißchen dastehen wie bestellt und nicht abgeholt und die besser nach oben gehören würden. Sonst bricht die Geschichte im wesentlichen nach dem Ersten Weltkrieg ab. Haben sich die Freistudentschaften selbst aufgelöst oder sind sie "verhungert"? Wie lange hielten sie nach den Zwanzigern durch?
  • Wie sieht es mit der Kontinuität der „Urfinkenschaften“ mit den Finkenschaften um die Zeit des Ersten Weltkriegs aus? Waren es dieselben Vereinigungen, oder waren sie vielleicht zu amorph, spaltungsfreudig, wenig traditionsbewußt?
  • quetsch* Das ist von mir zu unklar ausgedrückt, es steht ja schon ein wenig von den verschiedenen Gründungswellen drin. Aber: wollten die Leute der zweiten Generationen was ganz anderes machen oder denen der ersten nacheifern? Gibt es eine legendäre Urfinkenschaft? Als die ersten Frauen Anfang des Jahrhunderts an die Universitäten kamen, waren sie bei den Finkenschaften gerne gesehen oder hatten die auch ihre Vorbehalte? Antaios 22:08, 8. Mär 2006 (CET)
  • Gibt es von der Freistudentenbewegung heute keine Spuren? Wenn sie, wie einleitend geschildert wird, die heutige studentische Selbstverwaltung mit in die Wege geleitet hat, welchen Einfluss hat sie auf die heutigen ASten ausgeübt? Sind ihre Vorstellungen mit der heutigen Lage vergleichbar, was geht auf sie zurück und was nicht?
  • Abgesehen von den Zeilen, die von einer gleichsam genossenschaftlichen Ausrichtung sprechen (Mensen usw.), erfährt man zu wenig über die Tätigkeit, ihre Erfolge und Mißerfolge. Auch wenn sie sich Neutralität geschworen haben, haben sie doch sicher eine Überzeugung gehabt. Die Verlinkung auf die Studentenausschüsse und die Deutsche Studentenschaft genügt mir da nicht, ein wenig könnte man - in natürlich vergleichsweise geraffter Form - dazu schreiben.
  • Weshalb wollten sich Finkenschaftler nicht den Verbindungen anschließen? Waren sie zu unbemittelt (wie an einer Stelle angedeutet wird), gab es eine weltanschauliche oder andere Lücke, die von den Verbindungen nicht bedient wurde, war ihnen die Sache zuwider und warum, wollten sie lieber ernsthaft studieren als sich die hundertste Bierstafette geben?
  • Ganz standfest scheinen manche Finkenschafter nicht gewesen zu sein, wenn sie etwa die Deutsche Gildenschaft bildeten, die ja nun ziemlichen Verbindungscharakter hatten. Das müsste m. E. erklärt werden. Es gab auch Reformverbindungen, die sich der Abstinenz verschrieben oder bestimmte Merkmale der Verbindungen - wie die äußeren Abzeichen oder auch das Verbindungsleben - anders regelten. Wieweit hatten die Finkenschafter daran Anteil?
  • Wie sieht es mit der inneren Verfassung der Finkenschaften aus? Konnte ein Burschenschafter gleichzeitig Finkenschafter sein (selbst wenn diese in der Praxis nicht dran gedacht hätten)? Ich frage deshalb, weil ein Allgemeinvertretungsanspruch das ja zur Folge hätte haben müssen. Wieweit sahen sie sich neben, wie weit über den Verbindungen? Dazu steht schon ein wenig da, aber das beschränkt sich in der Regel auf die Schilderung der äußeren Entwicklung und geht weniger auf das innere Selbstverständnis ein.
  • Wie weit war ihre innere Organisation der Verbindungen vergleichbar? Kannten sie das Lebensbundprinzip, hatten sie ähnliche Veranstaltungen (Kneipen usw.)?
  • Überschneidungen mit anderen Jugendbewegungen wie den Wandervögeln?
Ich hoffe, das bringt dich ein bißchen weiter. Grüße, Antaios 20:57, 7. Mär 2006 (CET)
Danke für die umfangreiche to-do-list, daran merke ich erst, wie vieles ich schon gedanklich voraussetze ;-) Aber dazu soll der Review ja dienen, dass einem die Fachfremden auf die Finger schauen. Die Umsetzung wird wohl eine Weile dauern, aber nochmals besten Dank. --UweRohwedder 21:10, 8. Mär 2006 (CET)
Gern geschehen. Einen habe ich noch: wie war das Image der Finkenschaften bei Burschenschaftern etc., Professoren und Bevölkerung? Nahm man sie überhaupt zur Kenntnis, sprach man abfällig über sie oder gab es vielleicht auch gute Beziehungen? Antaios 21:51, 8. Mär 2006 (CET)

Mir ist beim Rausklauen einiger Passagen für den Artikel Student noch was aufgefallen. In der frühen Neuzeit haben sich die Studenten mit ihren Zusammenschlüssen aus der Universitätsverfassung herausgelöst. In Bologna waren sie nicht nur integriert, sondern sogar leitend, erst als das Pariser Prinzip der Fakultäten aufgekommen ist, das von den Lehrkräften getragen wurde, wurden die Studenten zu "Untertanen" der Professoren. Da haben sie ihre eigenen Vereine außerhalb der Universitäten aufgemacht. So ist auch heute noch das Selbstverständnis der Studentenverbindungen. Sie sehen sich als autonom von Universität, Staat und Parteien. Als die Finkenschaften damals die "Verfassung" anstrebten, machten sie doch eigentlich diesen jahrhundertealten Prozess rückgängig. Die studentischen Gremien wurden wieder in den Universitätsapparat integriert. Sollte man das nicht als wichtigen Schritt hervorheben? --Rabe! 20:49, 23. Mär 2006 (CET)

Danke für Deinen Hinweis Rabe! Zumindest bei der Einführung der verfassten Studentenschaft in Preußen 1920 durch Carl Heinrich Becker hat dieses Argument - Reintegration der Studenten in die "civitas academia" - auf jeden Fall eine wichtige Rolle gespielt. Ob das bei den frühen Finkenschaften auch schon so war, müsste ich nochmal nachschlagen. --UweRohwedder 09:56, 24. Mär 2006 (CET)