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Dive Coaster

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Dive Coaster
Griffon in Busch Gardens

Griffon in Busch Gardens

Daten[1][2]
Status In Produktion
Erstauslieferung 1998
Anzahl der Auslieferungen 7
Hersteller Bolliger & Mabillard
Wagentyp Mit oder ohne Boden;
Auf der Schiene fahrend
Sitzplätze pro Reihe 6-10
Bügelart Schulterbügel

Ein Dive Coaster (ursprünglich bekannt unter dem Namen Diving Machine) ist ein Achterbahntyp des Herstellers Bolliger & Mabillard, der sich durch mindestens eine fast vertikale Abfahrt und besonders breite Wagen definiert. Im Gegensatz zu anderen Achterbahnen gelangt ein Zug bei diesem Typ nach dem Lifthill und einem kurzen flachen Schienenstück in eine Haltebremse, die den Zug in einer Neigung von circa 45° direkt über der folgenden Abfahrt – zumeist 90° – für einige Sekunden hält und dann wieder frei lässt.

Die Entwicklung begann zwischen den Jahren 1994 und 1995. Die erste Achterbahn dieses Typs ist die Oblivion im britischen Themenpark Alton Towers, welche am 14. März 1998 eröffnet wurde. Charakteristisch sind die sehr breiten aber dafür kurzen Züge und die dadurch bedingten sehr breiten und massiven Schienen. Es gibt Auslieferungen der Züge sowohl mit als auch ohne Böden. Bis heute wurden sieben Achterbahnen dieses Typs eröffnet.

Geschichte

Laut Walter Bolliger begann die Entwicklung des Dive Coasters in den Jahren 1994 und 1995.[3] Am 14. März 1998 wurde mit Oblivion in Alton Towers der erste Dive Coaster der Welt eröffnet. Obwohl Oblivion als Dive Coaster bezeichnet wird, hat die Bahn nur eine 88,8° steile Abfahrt.[4] Zwei Jahre später wurde der zweite Dive Coaster Diving Machine G5 in Janfusun Fancyworld eröffnet, der auch keinen wahren 90° Drop hatte.[5] Beide Bahnen besitzen Züge mit Boden und nur zwei Reihen.

Als 2005 SheiKra eröffnet wurde, besaß die Bahn für einen Dive Coaster zwei neue Elemente. Beim Splashdown taucht der Zug mit den am hinteren Teil befestigten Leitblechen in das Wasserbecken ein und schleudert dadurch Wasser auf.[6][7] Ein weiteres neues Element war der Immelmann, bei dem der Wagen zuerst einen halben Looping durchfährt, auf den eine halbe Rolle folgt. So fährt der Zug nach diesem Element entgegengesetzt zur Richtung, aus der er gekommen ist. Der Immelmann war außerdem die erste Inversion eines Dive Coasters.[4][5] Alle nach SheiKra errichteten Dive Coaster hatten mindestens einen Splashdown und einen Immelmann.[6][8] SheiKra war außerdem der erste Dive Coaster, der einen echten 90°-Drop und Züge mit drei Sitzreihen hatte.[9] Als Sheikra eröffnet wurde, war sie der größte, schnellste und längste Dive Coaster und der erste in Nordamerika.[10][11][12]

Mit Griffon ist 2007 im Schwesterpark Busch Gardens in Williamsburg der vierte Dive Coaster fertiggestellt worden. Dies war die erste Bahn, die zehn Sitze in einer einzigen Reihe besaß und die erste Bahn mit bodenlosen Zügen. Außerdem gab es bei Griffon erstmals mit zwei Immelmann-Elementen zwei Inversionen.[13] Aufgrund der erfolgreichen Einführung der bodenlosen Züge wurde SheiKra, die vorher Züge mit Boden besaß, daraufhin umgerüstet und mit neuen Zügen ausgestattet. Seither hat jeder nach SheiKra errichtete Dive Coaster bodenlose Züge.[2]

Am 21. Januar 2008 wurde mit Dive Coaster im Chimelong Paradise der längste Dive Coaster und der erste in China eröffnet.[14] Mit Diving Coaster im Happy Valley wurde ebenfalls in China am 16. August 2009 eine weitgehende Kopie von SheiKra errichtet.[15]

Mit der Krake genannten Bahn wurde im Heide Park Resort in Soltau am 16. April 2011 die erste Anlage in Deutschland eröffnet. Die Wagen der Bahn haben erstmals nur sechs Sitzplätze in einer Reihe. Neben einem Immelmann-Looping hat die Bahn ebenfalls die bekannte Wasserung, wie man sie bei SheiKra oder Griffon findet. Es ist die erste Anlage in Europa, die diese Elemente vorzuweisen hat.[16]

Technik

Layout

Das Layout der einzelnen Dive Coaster kann durchaus voneinander abweichen. Das Grundprinzip ist jedoch immer gleich. Damit die Züge an Energie gewinnen, befördert sie ein Kettenlift in die Ausgangshöhe. Diese liegt bis auf die Ausnahme Krake im Heide-Park mit 41 Metern, zwischen 50 und 65 Metern. Auf das Ende des Kettenlifts folgt immer ein ebener Streckenabschnitt in Form einer Kurve. Diesen Abschnitt durchfährt der Zug dementsprechend langsam, sodass er, wenn er in die Haltebremse gelangt, von dieser gestoppt werden kann. Die Haltebremse, die im klassischen Sinne keine Bremse ist, da sie aus einer Kette besteht, in die sich der Zug einhakt, führt den Zug aus einer aufrechten Position langsam über den Drop in eine je nach Sitzreihe ca. 45° nach vorne geneigte Position und hält den Zug dort für wenige Sekunden. Der Zug bleibt so auf dem Weg in die vertikale Neigung stehen und lässt die Fahrgäste in den Abgrund blicken.[17]

Wird die Haltebremse wieder gelöst, folgt die charakteristische, meist vertikale Abfahrt. Alle Dive Coaster, mit Ausnahme der beiden ersten Bahnen Oblivion und Diving Machine G5 sowie Krake mit jeweils 87° Neigung, besitzen eine vertikale Abfahrt. Bei den ersten beiden Bahnen wird das Erlebnis dieser ersten Abfahrt zusätzlich dadurch verstärkt, das sie in einem Tunnel endet. Ein ähnliches Prinzip fand auch bei Krake Anwendung, da dort die Abfahrt durch ein extra errichtetes Schiff mit es durchdringender namensgebender Krake führt.

Die beiden ältesten Bahnen legen den Schwerpunkt nur auf diese eine Abfahrt, sodass der Zug abgesehen von einer Kurve sofort in die Schlussbremse gelangt. Für die 2005 eröffnete Bahn SheiKra kam es zu einem Umdenken. Sie enthielt erstmals eine Inversion, sowie einen zweiten Drop und einen besonderen Splashdown, bei dem der Wagen durch ein Wasserbecken fährt und Wasser aufschleudert. Dieses Konzept war so erfolgreich, dass alle nach SheiKra errichteten Dive Coaster mindestens einen Immelmann und Splashdown hatten. Der zweite Drop, der bedingt durch Reibungsverluste eine geringere Höhe im Vergleich zum ersten aufweist, besitzt zwar immer noch eine extreme, jedoch nicht mehr völlig vertikale Neigung. Auf dieser zweiten Abfahrt kommt auf keiner der Bahnen erneut eine Haltebremse zum Einsatz.[2]

Schiene

Die Schienenart, die auf Dive Coastern zum Einsatz kommt, ist eine modifizierte Form der Bolliger-&-Mabilliard-Standard-Boxschiene. Sie besteht aus einem massiven rechteckigen Stahlkörper. Von diesem Körper ausgehend befinden sich die eigentlichen Leitrohre durch einzelne Streben verbunden leicht nach außen versetzt darüber.[18] Im Gegensatz zu den Standardschienen ist die normale Dive-Coaster-Schiene um ein erhebliches breiter und massiver, damit sie der durch die breiteren massiven Züge punktuellere Belastung standhält.[19] Eine Ausnahme ist Krake. Da dort durch die nur sechs Sitzplätze in einer Reihe fassenden Züge diese Problematik nicht gegeben ist, konnten die schmaleren Standardschienen verwendet werden.[20]

Züge

Die Züge unterscheiden sich je nach Auslieferung. Die erste Auslieferung Oblivion und die zweite Diving Machine G5 besitzen Züge mit nur zwei Reihen zu jeweils acht Sitzen und Boden.[4][5] Alle weiteren Bahnen besitzen drei Reihen. Dort unterscheidet sich nur die Sitzanzahl pro Reihe. Griffon besitzt mit zehn Sitzen in einer Reihe den breitesten, Krake mit sechs den schmalsten Wagen.[13][16]Außerdem besitzen alle Bahnen mit Ausnahme der ersten beiden Züge ohne festen Boden unter den Füßen.[2]

Alle Züge wenden das Prinzip des Stadium Seatings an. Dies bedeutet, dass die hinteren Sitzreihen im Vergleich zur jeweils vorderen eine Erhöhung der Sitzposition um ca. 30 Zentimeter aufweisen, um auch aus diesen Reihen eine möglichst gute Sicht auf den Streckenverlauf zu ermöglichen.[21] Die Züge haben an jedem einzelnen Wagen Nylon-Polyurethan-Räder, um die Reibung an den Schienen zu minimieren.[22] Unter den Zügen befindet sich außerdem eine Rückrollsicherung, die im Notfall das Zurückrollen des Zuges im Falle eines Kettenbruchs des Kettenlifts verhindern soll, und seitlich angebrachte Metallleisten als Gegenstück zu den Bremsen. Alle Dive Coaster besitzen Klotzbremsen. Nur neuere Anlage verwenden zum Abbremsen des Zuges als Ergänzung Wirbelstrombremsen. Zusätzlich gibt es noch eine Vorrichtung für die Haltebremse und am hinteren Teil Leitbleche für die Fontänen des Splashdowns.[23][24]

Sitze

Die Sitze, die bei Dive Coastern zum Einsatz kommen, sind die Standardsitze von Bolliger & Mabillard. Sie bestehen aus einer auf den Wagen geschraubten Stahlkonstruktion, die zunächst leicht nach hinten geneigt ist. Da die Sitzschale selbst den gleichen Winkel besitzt, sitzen die Fahrgäste in einer leichten Kuhle. Rechts und links sind aus der Rückenlehne heraus Flügel zu seitlichen Stabilisierung der Fahrgäste angebracht. Auf Höhe des Kopfes ist am verkleideten Rückteil der Lehne der Schulterbügel angebracht. Im geöffneten Zustand ist der Bügel um 90° nach oben geklappt, sodass es den Fahrgästen möglich ist, sich von vorne in den Sitz zu setzen. Ist der Bügel geschlossen, so hindert er die Fahrgäste durch seine U-Form daran, aus dem Fahrzeug zu fallen, indem er im Normalfall mit einem in der Sitzschale integrierten Horn, das der Fahrgast beim Sitzen zwischen den Beinen hat, abschließt. Aus Sicherheitsgründen gibt es zu den über Kolben und Rasten funktionierenden Bügeln noch einen Gurt, ähnlich dem eines Flugzeugs, der an der Sitzschale fest befestigt ist und in eine Halterung am heruntergeklappten Bügel gedrückt werden kann. Sollte die erste Sicherung versagen, ist somit durch die Spannung des Gurts gewährleistet, dass der Bügel nicht aufgehen kann.[25]

Station

Dadurch, dass die neueren Züge keinen Boden haben, muss, um das Ein- und Aussteigen zu gewährleisten, für jeden Zug ein Boden in der Station zu Verfügung gestellt werden. Deshalb wurden in jeder Dive-Coaster-Station hydraulische Plattformen installiert, die bei der Beladung des Zuges ausgefahren werden. Diese speziell auf den Zug zugeschnittenen Plattformen bilden zusammen mit Teilen des Zuges selbst wie den Achsen diesen Boden. Da in der ersten Reihe des Zuges keine natürliche Begrenzung nach vorne gegeben ist, wird zusätzlich ein Zaunelement ausgefahren. Ist der Zug bereit zum Abfahren, so werden sämtliche Plattformen und Zäune so zur Seite geklappt, dass sie den Zug bei der Abfahrt nicht behindern. Die Besucher haben somit während der Fahrt keinen Boden unter den Füßen. Da die Plattformen fest installiert sind, muss ein Zug bei jeder Anfahrt die gleiche Position einnehmen. Dies geschieht durch das Zusammenspiel aus in der Schiene eingebauten Näherungsschaltern und Antriebsrädern.[26]

Um die Kapazität zu erhöhen, besitzen einige Anlagen zwei dieser Installationen direkt hintereinander, damit immer zwei Züge gleichzeitig abgefertigt werden können.

Auslieferungen

Bis 2012 hat Bolliger & Mabillard sieben Dive Coaster eröffnet. Die Tabelle zeigt eine Auflistung der technischen Daten der Bahnen, die standardmäßig nach dem Datum der Eröffnung sortiert ist.

Name Park Land Eröffnung Länge
in m
Abfahrt
in m
Gefälle
in °
Geschwindigkeit
in km/h
Oblivion Alton Towers England England
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
372,5 54,9 87 109,4 [4]
Diving Machine G5 Janfusun Fancyworld Taiwan Taiwan
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
381 54,6 87,5 110 [5]
SheiKra Busch Gardens Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
971,7 61 90 112,7 [9]
Griffon Busch Gardens Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
974,3 62,5 90 114,3 [13]
Dive Coaster Chimelong Paradise China Volksrepublik Volksrepublik China
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
981 60 90 112 [14]
Diving Coaster Happy Valley China Volksrepublik Volksrepublik China
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
969 65 90 112 [15][9]
Krake Heide-Park Deutschland Deutschland
Vorlage:dts ist VERALTET – siehe dort.
476 41 87 103 [16][27]

Einzelnachweise

  1. Dive Coaster - Bolliger & Mabillard (Monthey, Valais, Switzerland). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  2. a b c d Liste der Dive Coaster. Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013; man vergleiche auch die einzelnen Artikel der verlinkten Bahnen
  3. IAAPA 2011 Trade Show Part 4 Theme Park Review Fishpipe Water Ride B&M Zamperla. In: Theme Park Review. YouTube, 16. November 2012, abgerufen am 8. Oktober 2012 (englisch).
  4. a b c d Oblivion - Alton Towers (Alton, Staffordshire, England, UK). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  5. a b c d Diving Machine G5 - Janfusun Fancyworld (Koo-Kung Hsiang, Yunelin, Taiwan). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  6. a b Element = Splashdown. Artikel der RCDB, abgerufen am 29. Juni 2013
  7. Jay Cridlin: Built to thrill. In: Tampa Bay Times. 21. Mai 2005, abgerufen am 1. Februar 2013.
  8. Element = Immelmann. Artikel der RCDB, abgerufen am 29. Juni 2013
  9. a b c SheiKra - Busch Gardens Tampa (Tampa, Florida, USA). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  10. Liste der Achterbahnen von Bolliger & Mabillard sortiert nach der Geschwindigkeit. Artikel der RCDB, abgerufen am 29. Juni 2013
  11. Liste der Achterbahnen von Bolliger & Mabillard sortiert nach der Höhe. Artikel der RCDB, abgerufen am 29. Juni 2013
  12. Liste der Achterbahnen von Bolliger & Mabillard sortiert nach der Höhe. Artikel der RCDB, abgerufen am 29. Juni 2013
  13. a b c Griffon - Busch Gardens Williamsburg (Williamsburg, Virginia, USA). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  14. a b Dive Coaster - Chimelong Paradise (Panyu, Guangzhou, Guangdong, China). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  15. a b Diving Coaster - Happy Valley (Songjiang, Shanghai, China). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  16. a b c Krake - Heide Park Resort (Soltau, Lower Saxony, Germany). Eintrag der RCDB, abgerufen am 16. September 2013
  17. Krake Roller Coaster POV B&M Dive Machine Heide Park Germany. themeparkreviewTPR (YouTube), 17. November 2012, abgerufen am 11. April 2013.
  18. SheiKra - Busch Gardens Tampa (Tampa, Florida, USA) - Querschnitt der Schiene. Foto der RCDB, Josh Caudill, abgerufen am 15. September 2013
  19. Scott & Carol Present: Getting On Track With B&M. NewsPlusNotes, 11. Dezember 2008, abgerufen am 8. Oktober 2012 (englisch).
  20. Krake - Heide Park Resort (Soltau, Lower Saxony, Germany) - Abbildung der Schiene. Bild der RCDB, Heide Park Resort, 1. Oktober 2011, abgerufen am 15. September 2013
  21. Erhöhung der Sitzposition. Bild der RCDB, abgerufen am 29. Juni 2013
  22. SheiKra at Busch Gardens. Tampa Bay Online, archiviert vom Original am 7. März 2009; abgerufen am 17. März 2013 (englisch).
  23. Build It Bigger - Behind the Scenes of Sheikra (Englisch). Videoausschnitt aus der Dokumentation, Discovery Channel, abgerufen am 3. Juli 2013
  24. Leitbleche des Zuges. Bild der RCDB, abgerufen am 29. Juni 2013
  25. SheiKra seat.jpg. Bild von Wikimedia Commons, abgerufen am 16. September 2013
  26. Griffon (HD). SeanFlaharty, 16. August 2009, abgerufen am 8. Oktober 2012.
  27. KRAKE. Offizielle Internetseite der Bahn, Heide Park Resort, 2013, abgerufen am 21. September 2013