Dom zu St. Pölten

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Der St. Pöltner Dom
Apsis

Der Dom zu St. Pölten (auch Dom Mariä Himmelfahrt) ist eine Domkirche und seit 1785 die Kathedrale der Diözese St. Pölten. Bis zur Auflösung des St. Pöltner Augustiner-Chorherren-Stifts im Jahr 1784 war er dessen Klosterkirche. Das Gebäude erscheint trotz gut erhaltenen spätromanischen Kerns, als Barockbauwerk.[1]

Geschichte

Gesamtansicht des Klosters St. Pölten aus 1653, hier noch mit der heute abgerissenen Pfarrkirche am Domplatz

Vorgängerbauten

Die Ursprünge des heutigen Stiftes St. Pölten (St. Hippolytus) und damit des Doms gehen auf die Zeit um das Jahr 790 zurück. In dieser Zeit sollen die Brüder Adalbert und Otakar vom von ihnen gegründeten Kloster Tegernsee aus ein Tochterkloster in St. Pölten gegründet haben. Die Benediktiner brachten auch die Hippolytreliquien nach St. Pölten, von denen sich der heutige Name der Stadt herleitet.[2] Seit 828 befand sich das Kloster in Besitz des Bistums Passau. Die von dort ausgehende Missionarstätigkeit lässt sich vor allem im Großmährischen Reich vermuten, die Kirche am Pöltenberg in Znaim soll von dort aus gegründet worden sein.[3]

Beim Einfall der Magyaren um das Jahr 907 wurde das Kloster nahezu vollständig zerstört. Erst nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurde es wieder aufgebaut.[2] Die erste schriftliche Erwähnung findet das Kloster 976 in einer Urkunde Kaiser Ottos II. für Bischof Pilgrim von Passau.[4] Unter Bischof Altmann von Passau wurde es 1081 zu einem Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt[3] und trug ab dann das Patrozinium des Hl. Petrus, im 12. Jahrhundert wurde der Hauptaltar den Hll. Stephanus und Hippolyt geweiht.[5]

Heutige Kirche

Um 1150 wurde eine dreischiffige, querschifflose Kirche mit Doppeltürmen als Westwerk erbaut, die jedoch schon zwischen 1267 und 1280 nach einem Brand großzügig umgebaut wurde.[2] Diese Kirche wurde 1228 von Bischof Gebhard zu Ehren Mariä Aufnahme in den Himmel (Mariä Himmelfahrt) geweiht, das Patotrozinium, das der Dom bis heute führt.[6][7] 1512 brannte es verheerend in der ganzen Stadt, danach wurde der Nordturm abgetragen und nicht mehr aufgebaut.[3]

Das heutige Bild des Doms entstand im 17. Jahrhundert. Nach einem Brand 1621 wurde das heutige Bistumsgebäude im Frühbarock gestaltet. Den letzten Höhepunkt in der Baugeschichte erlebte das damalige Kloster unter Propst Johann Michel Führer. Er war von der hochbarocken Pracht benachbarter Residenzen wie des Stifts Melk begeistert und fand in dem in der Stadt lebenden Jakob Prandtauer einen gleichgesinnten Partner. Der geplante Umbau sollte die Bistumsgebäude um ein zweites Stockwerk erweitern und die Außenansicht der Kirche sollte eine Dreiturmpartie (ähnlich wie beim Stift Seitenstetten) mit dem bestehenden Turm als Zentrum werden. Dieser Plan konnte nicht ganz umgesetzt werden, vor allem weil sich Führer finanziell übernahm und das Stift nahezu bankrott war, als er 1739 zurücktrat. Neben der großzügigen Neugestaltung des gesamten Innenraums, vor allem durch Daniel Gran und Bartolomeo Altomonte, wurde nur der Turm erhöht und mit einer neuen Kuppel versehen. [2]

1784 wurde das Stift durch Joseph II. aufgelassen. Am 28. Jänner im Jahr darauf wurde aufgrund der von Pius VI. erlassenen päpstlichen Bulle Inter plurimas das Gebäude Bischofssitz (Kathedrale) der neu gegründeten Diözese St. Pölten.[8]

1873 gründete der Pfarrer Josef Kinzl den Katholischen patriotischen Volks- und Preßverein für Niederösterreich, der den St. Pöltner Boten herausgab. Daraus haben sich die NÖN und das Niederösterreichische Pressehaus entwickelt.[9]

Architektur

Der Chor des St. Pöltner Doms

„So wenig sich der Beschauer nach der Außenseite dieses Domes verspricht, so überraschend ist der Eintritt in denselben, da ihm von allen Seiten Gegenstände entgegen treten, die eine besondere Aufmerksamkeit verdienen, aber wohl auch zugleich den Wunsch erregen, daß mehr Licht diese Meisterstücke erhellen möchte, das etwas sparsam den Gottestempel erhellet.“

Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, 1835[10]

Das Äußere

Der Grundriss der Außenfassade besteht großteils noch von dem um 1150 erbauten Gebäude. Ursprünglich als dreischiffige, querschifflose Kirche mit Doppeltürmen als Westwerk erbaut, wurde sie nach einem Brand zwischen 1267 und 1280 großzügig spätromanisch umgebaut.

Die Domkirche ist direkt mit dem Bistumsgebäude verbunden, an die Nordseite der Kirche schließt der Kreuzgang an. Trotz der weitgehenden Erhaltung der spätromanischen Bausubstanz ist der Bau vom mächtigen Südturm mit seiner doppelten Zwiebelhaube und den Kuppellaternen am südlichen Seitenschiff barock geprägt. Vom spätromanischen Bau sind die Apsis und die Südfassade erhalten.

Mit Ausnahme der beiden Untergeschosse des Südturms haben beide Türme eine Eckquaderung. An der Westfassade befindet sich das Hauptportal der Kathedrale mit Oberlichtern und einem Sprenggiebelaufsatz. Zu beiden Seiten des Portals auf Höhe des zweiten Geschosses befindet sich je eine Heiligenstatue: links Hippolyt, rechts Augustinus.[4]

Das Innere

Das Innere der Kirche wurde durch Jakob Prandtauer, Joseph Munggenast, Daniel Gran und Bartolomeo Altomonte barockisiert. Die Deckenfresken gestaltete teilweise Thomas Friedrich Gedon.[4]

Orgel

Die Orgel ist ein Werk der Schweizer Firma Metzler Orgelbau aus dem Jahre 1973 mit 36 Registern auf 3 Manualen und Pedal. Der Prospekt stammt von der ursprünglichen, von Johann Ignaz Egedacher errichteten Orgel aus dem Jahr 1722.

Glocken

Der Dom besitzt ein nahezu komplettes Geläute aus der Barockzeit, gegossen 1696 von Mathias Prininger aus Krems. Nur die Glocke 3 ging durch die Glockenablieferungen im Ersten Weltkrieg verloren und musste nach beiden Weltkriegen neu angeschafft werden.[11]

Nr. Name Nominal Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Gussjahr Gießer
1 Immaculataglocke a0+2 4.318 189 1696 Mathias Prininger
2 Zwölferin cis1+0 2.223 151 1696 Mathias Prininger
3 Bischofsjubiläumsglocke e1+2 1.066 120 1955 Josef Pfundner
4 Viertel- oder Armenseelenglocke a1+0 516 93 1696 Mathias Prininger
5 Speisglocke cis2+0 264 73 1696 Mathias Prininger

Außerdem gibt es zwei weitere kleine Glocken, die aber nicht zum eigentlichen Geläut gehören.

Einzelnachweise

  1. „Freude am Heim“-Verlag, nach 1945: Heimatkundliche Bücherreihe, Band I - Barockstadt St. Pölten
  2. a b c d Wilhelm Zotti, 1979: Kirchliche Kunst in St. Pölten
  3. a b c Peter Scherrer, 1998: St. Pölten, Landeshauptstadt aus römischen Wurzeln, ISBN 3-900305-26-9. Kapitel St. Hippolytus: Das älteste Kloster Niederösterreichs, S. 26-27
  4. a b c Thomas Karl u. a., 1999: Die Kunstdenkmäler der Stadt St. Pölten und ihrer eingemeindeten Ortschaften, ISBN 3-85028-310-0. Kapitel Domkirche Mariä Himmelfahrt - Geschichte, S. 5–6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „ÖKTDomGeschichte“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  5. Herwig Ebner: Patrozinienkarte. In: Romanische Kunst in Österreich. Krems 1964, S. 290; zit. n. H. Flachenecker: Patrozinienforschung in Deutschland. In: Concilium Medii Aevi 2, 1999, S. 153 (pdf, 63 kB, cma.gbv.de, S. 9)
  6. Flachenecker: Patrozinienforschung in Deutschland, S. 153 – Flachenecker gibt St. Pölten als prototypisches Beispiel häufigen Patroziniumswechsels in Hochmittelalter
  7. Der Dom auf geschichte.landesmuseum.net
  8. Siegfried Nasko, Thomas Karl, 1993: Stadtführer St. Pölten, Kapitel Der St. Pöltner Dom, S. 52-61
  9. Geschichte der Diözese St. Pölten
  10. Wien, 1835: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens; Erster Band, erstes Heft; Viertel Ober- Wienerwald, S. 258-265, online bei Google Books
  11. Jörg Wernisch: Glockenkunde von Österreich, Journal-Verlag, Lienz 2006

Weblinks

Commons: Dom zu St. Pölten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 12′ 18,3″ N, 15° 37′ 37,9″ O