Dritter Angriffstunnel

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Der Dritte Angriffstunnel (koreanisch 제3땅굴, englisch Third Tunnel of Aggression oder Third Infiltration Tunnel) bei Panmunjom ist einer von vier ehemals geheimen Tunneln unter der etwa vier Kilometer breiten demilitarisierten Zone zwischen Nordkorea und Südkorea, deren Existenz gegenwärtig bekannt ist. Er wurde von Nordkorea aus in Richtung Südkorea gebaut.

Angriffstunnel entlang der koreanisch-koreanischen Grenze

44 km von Seoul entfernt wurde im Oktober 1978 der noch nicht fertiggestellte Tunnel gefunden. Zuvor war im Juni 1978 eine unterirdische Sprengung der nordkoreanischen Tunnelbauer bemerkt worden, die bereits bis 435 m südlich der Südgrenze der demilitarisierten Zone vorgedrungen waren. Es dauerte vier Monate, um die exakte Lage des Tunnels zu erkunden und einen Abfangtunnel abzuteufen.[1][2]

Der nicht fertiggestellte Tunnel ist 1635 m lang. Er hat eine maximale Höhe von 1,95 m und eine maximale Breite von 2,1 m.[2] Er verläuft durch den anstehenden Fels in einer Tiefe von etwa 73 m unter der Erdoberfläche.[2] Vermutlich war er für einen Überraschungsangriff auf Seoul von Nordkorea aus geplant, und hätte 30.000 Soldaten pro Stunde mit leichten Waffen die Invasion ermöglicht.[3] Als der Dritte Tunnel entdeckt worden war, beschuldigte das UN-Kommando Nordkorea, den am Ende des Koreakrieges beidseitig unterzeichneten Waffenstillstandsvertrag von 1953 gebrochen zu haben.[4] Der Name „Angriffstunnel“ wurde ihm von Südkorea gegeben, wo er als Angriffsakt Nordkoreas gesehen wurde.

Anfangs leugnete Nordkorea, den Tunnel gebaut zu haben.[5] Nordkorea erklärte, er sei Teil einer Kohlezeche,[6] da die Tunnelwände vom Ruß und Schmauch der unterirdischen Sprengungen schwarz gefärbt waren.[2] Schilder im Tunnel weisen darauf hin, dass es keine geologischen Anzeichen von Kohlevorkommen in der Gegend gibt. Die Wände in dem für Touristen zugänglichen Bereich sind offensichtlich aus Granit, einem magmatischen Gestein, während Kohle nur in Sedimentgestein vorgefunden wird.[1]

Insgesamt wurden bisher vier Tunnel entdeckt, aber es gibt möglicherweise bis zu 20 andere.[7] Das südkoreanische Militär sucht mit Spezialkräften nach weiteren Angriffstunneln, obwohl sie seit der Entwicklung von nordkoreanischen Langstreckenraketen an strategischer Bedeutung verloren haben.[8]

Touristenattraktion

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Besuchereingang zum Tunnel
Tunneleingang

Der Tunnel ist heutzutage eine Touristenattraktion und wird nach wie vor streng bewacht.[9]

Besucher aus Seoul erreichen ihn unter anderem mit dem DMZ-Zug. Sie können dann entweder von der in Südkorea gelegenen Lobby eine lange Rampe hinabsteigen oder mit einem gummibereiften Zug in den Tunnel fahren. Fotografieren ist im Tunnel verboten. Die Südkoreaner haben auf der Grenzlinie der demilitarisierten Zone drei Betonbarrikaden errichtet. Touristen können bis zur dritten Barrikade gehen und von dort durch ein Fenster auf die zweite Barrikade schauen.

Einzelnachweise

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  1. a b J. F. Vesecky, W. A. Nierenberg, A. M. Despain: Tunnel Detection. In: SRI International (JASON Technical Report). Federation of American Scientists, April 1980; (JSR-79-11).
  2. a b c d Secret Tunnel Under Panmunjom. Korean Overseas Information Service, Oktober 1978, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 2. Januar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.imjinscout.com
  3. Malcolm Moore: Inside North Korea’s Third Tunnel of Aggression (Memento des Originals vom 3. März 2016 im Internet Archive) In: The Daily Telegraph, 26. Mai 2009. Abgerufen am 6. August 2010  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blogs.telegraph.co.uk 
  4. I. William Zartman: Preventive negotiation: avoiding conflict escalation. Rowman & Littlefield, 2001, ISBN 978-0-8476-9895-0, S. 97.
  5. Steven D. Strauss: The complete idiot’s guide to world conflicts. Alpha Books, 2002, ISBN 978-0-02-864366-3, S. 121.
  6. David Armstrong: SEOUL lives life on the edge / Just 35 miles from the border with North Korea, the city crackles with a newfound sense of style (Memento des Originals vom 12. Juni 2010 im Internet Archive) In: San Francisco Chronicle, 3. Juni 2007. Abgerufen am 6. August 2010  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/articles.sfgate.com 
  7. Korea Demilitarized Zone Incidents. GlobalSecurity.org;
  8. Lucy Williamson: Hunt for North Korea’s ‘hidden tunnels’, BBC, 23. August 2012. Abgerufen im 2. Januar 2016 
  9. Demilitarized Zone (DMZ) Tours. Korea Tourism Organization, 14. September 2015, archiviert vom Original am 6. Januar 2016; abgerufen am 2. Januar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/english.visitkorea.or.kr
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Koordinaten: 37° 54′ 59″ N, 126° 41′ 55″ O