Einzelkind
Als Einzelkinder bezeichnet man Kinder, die ohne Geschwister aufwachsen.
In Deutschland sind (Stand 2015) 26 % der Kinder während ihrer gesamten Kindheit Einzelkinder (Ostdeutschland: 34 %, Westdeutschland 25 %).[1] Großstadtkinder wachsen häufiger als ihre Altersgenossen in kleineren Städten ohne Geschwister auf. Dort fehlen die familiären und sozialen Netze, welche das Aufziehen von mehr als einem Kind erleichtern. Zudem überwiegen dort oft kleine Mietwohnungen mit nur einem Kinderzimmer.[2]
Gründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es kann vielfältige Gründe haben, warum Eltern sich gegen weitere Kinder und für ein Einzelkind entscheiden[2]:
- Gesundheitliche Gründe bei einem Elternteil.
- Die Eltern wollen nicht mehr Kinder.
- Kinder und Familie nehmen eine weniger zentrale Stellung im persönlichen Wertesystem ein.
- Die berufliche Karriere, nicht die Familiengründung oder -erweiterung, steht im Lebensmittelpunkt.
- Aufgrund schlechter Erfahrungen mit eigenen Geschwistern sollen ähnliche Erfahrungen für das eigene Kind vermieden werden.
- Durch ein eingeschränktes soziales Netzwerk ist eine Kinderbetreuung nur schwierig zu organisieren.
- Andere Familienmitglieder oder Bezugspersonen würden eine Entscheidung für weitere Kinder nicht tolerieren.
- Eine ungünstige Wohnsituation verhindert die Umsetzung eines möglichen Wunsches nach mehr Kindern.
- Mehr Kinder führen zu höheren finanziellen Belastungen, die möglicherweise nicht getragen werden können.
- Befürchtung, durch weitere Kinder in eine (erneute/stärkere) Abhängigkeit vom Partner oder von der Partnerin zu geraten.
- Wunsch, nicht weiter zur Überbevölkerung des Planeten beizutragen.
- Gesundheitliche Probleme des Einzelkinds.
- Die Mutter kann nach der Geburt des ersten Kindes die eines zweiten gesundheitlich nicht verkraften.[3]
Charakterentwicklung von Einzelkindern: Empirische Studien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ernst und Angst 1983: Zusammenfassung wissenschaftlicher Studien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Autoren fassten alle bis dahin erschienenen Studien zusammen. Sie kamen zu dem Schluss, dass weder der Geburtenrang, noch die Anzahl der Geschwister, noch die Tatsache Einzelkind zu sein, einen eigenständigen Einfluss auf die Charakterentwicklung eines Menschen hat, wenn man alle anderen Variablen konstant hält.[4]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Christine Geserick, Sonja Dörfler, Markus Kaindl: Sind Einzelkinder anders? GGS-Daten für Österreich, Frankreich, Norwegen und Russland. (PDF; 1,3 MB) Österreichisches Institut für Familienforschung, Universität Wien. Working Paper Nr. 79, 2013. Abgerufen am 17. Mai 2013.
- Jill Pitkeathley, David Emerson: Einzelkinder. Probleme lösen, Fähigkeiten nutzen. Ein Wegweiser für Eltern und Kinder. zu Klampen, Springe, 2003, ISBN 3934920292.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ FAZ Familie in Deutschland (18.09.2015)
- ↑ a b Hartmut Kasten: Einzelkinder und ihre Familien. Hogrefe, Göttingen, 2007, S. 32.
- ↑ Brigitte Blöchlinger: Einzelkinder. Es geht gut ohne Geschwister. Auf beobachter.ch
- ↑ Cécile Ernst, Jules Angst. Birth Order. Its influence on personality. Springer, New York, 1983.