Emmerberg (Herrschaft)

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Burgruine Emmerberg um 2016

Die Herrschaft Emmerberg (auch Emerberg) war eine Grundherrschaft im Viertel unter dem Wienerwald im Erzherzogtum Österreich unter der Enns, dem heutigen Niederösterreich. Sie wurde 1833 mit der Herrschaft Gerasdorf am Steinfelde zur Herrschaft Gerasdorf am Steinfelde und Emerberg vereinigt. Das Zentrum war über Jahrhunderte die Feste Emmerberg.

Ausdehnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Zusammenlegung mit Gerasdorf umfasste die Herrschaft die Ortsobrigkeit über Emmerberg, Winzendorf, Raglitz und Neusiedl am Schneeberg. Emmerberg wurde 1833 mit Gerasdorf am Steinfelde zusammengelegt.[1] Der Sitz der Verwaltung befand sich zuletzt im Schloss Gerasdorf, der heutigen Justizanstalt Gerasdorf, später in Schloss Hernstein. Im Zuge der Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich wurde die Herrschaft wie alle anderen aufgelöst.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe auch Burgruine Emmerberg

Herren von Prosset 11. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Castrum Prozath lag vermutlich im Bereich der heutigen Schafflersiedlung

Wulfing von Prosset (Wulfingus de Brozzat), erwähnt ab den dreißiger Jahren des 12. Jahrhunderts, ist der erste namentlich bekannte Landadelige in der Gegend der Neuen Welt. Er war ein Gefolgsmann des steirischen Markgrafen Otakar III.[2] Otakar trachtete danach, eine „Entfremdung“ des Pittner Gebiets von der Steiermark zu verhindern. Zu diesem Zweck errichtete er an seiner nördlichen Landesgrenze entlang der Piesting einen „Sperrgürtel“ zwischen dem babenbergischen Österreich und dem von den Formbachern dominierten Pittner Kernland um Pitten und Neunkirchen. Dazu forcierte er den Bau von Festungsanlagen durch von ihm eingesetzte Ministerialen, zum einen Dienstmannen aus seinem angestammten Herrschaftsgebiet im Traungau im Ennstal, zum anderen kooperationsbereiten ortsansässigen Adeligen. Wulfing war ein solcher und stammte vom „castrum Prozath“. Wulfing nannte sich nach dem „castrum Prozath“ als auch nach der Burg Stein in Maiersdorf.[3] Er errichtete Wulfingstein, später Tachenstein oder Dachenstein genannt.[4] Er wurde zum Stammvater der Herren von Stubenberg-Kapfenberg-Hohenwang-Landesehre-Neuburg. Die Stubenberg-Kapfenberg waren über viele Generationen die reichsten und mächtigsten steirischen Ministerialen. In der älteren Forschung wurde das Castrum eher in der Gegend von Weikersdorf lokalisiert.[5] Ronald Woldron lokalisiert das Castrum auf dem Gebiet der heutigen Schafflersiedlung in Winzendorf.[6] Die Josephinische Landesaufnahme zeigt eine atypisch runde Parzelle, eine Art Insel in der Prosst auf der Proseckwiese. In diese eingeschlossen war eine zweite Parzelle, die das Kernwerk der Burg gewesen sein könnte. Die Lage der Burgstelle passt mit den historischen Angaben gut überein und wurde vermutlich wegen der Lage in der Überschwemmungszone aufgeben. Eine archäologische Bestätigung ist noch ausständig.

In der Mitte des 12. Jahrhunderts wird During von Prosset (Durinc de Brozzat) als Ministeriale von Otakar III. genannt. In welchem Verhältnis er zu Wulfing stand, ist nicht bekannt. During gilt als Stammherr der Herren von Emmerberg und Starhemberg. Wulfings ältester Sohn Gottschalk von Prosset (Gotscalcus Schirling) wurde ganz im Osten des Pittner Gebiets, auf der Burg Landsee im heutigen Burgenland positioniert, nach innen gegen die Pittner, nach außen gegen die Ungarn positioniert.[7] Er nannte sich seit 1553 „von Landesehre“, eine andere Bezeichnung für die Feste Landsee.

Watzdorf 1811 bis 1813[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1811 erbte der königlich-sächsische Offizier Karl Friedrich Ludwig von Watzdorf (1759–1840), Gesandter am russischen Zarenhof, die Herrschaft Emmerberg.[8]

Wartensleben 1814 bis 1833[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruine Emmerberg um 1900 mit verfallen Stallungen im Vordergrund

1814 kaufte der spätere k.k. Feldmarschallleutnant Ferdinand Wilhelm Graf Wartensleben (1778–1821) die Herrschaft Emmerberg um 141.250 Gulden und übernahm auch alle Außenstände.[9] Er wurde vom Kaiser Franz II. mit der Herrschaft belehnt.[10] Da ihm für seinen Einsatz in der Schlacht bei Wagram das Kommandeur Kreuz des Militär-Maria-Theresien-Orden verwehrt blieb, zog er sich enttäuscht aus dem Militärdienst zurück und widmete sich fortan der Zucht von Araber-Pferden.[11] 1810 hatte er das knapp 40 km von Emmerberg entfernte Gut Rehhof bei Thenneberg an der Triesting erworben. Im Zuge der Napoleonischen Kriege war die Nachfrage nach Pferden sehr groß. Sein Zuchtprojekt war erfolgreich.[12] Zu den Kunden zählten die Könige von Holland, Baiern, Neapel oder Württemberg. Er übersiedelte das Gestüt vom Rehhof nach Emmerberg, wo er ein Herrenhaus (das heutige Forsthaus) und große Stallungen (heute nur mehr Grundmauern ersichtlich) errichtete. Das Baumaterial wurde aus der Ruine Emmerberg gewonnen, wo sich auch seine untertänigen Bauern aus der Umgebung bedienten. Steinentnahmen gibt es bis heute, so sind z. B. die Fußbodensteine aus der restaurierten Kapelle verschwunden. Gartenmauern in der Umgebung wurden ebenfalls aus Steinen aus der Ruine errichtet.

Bald nahm Ferdinand seinen Militärdienst wieder auf. Er verstarb im März 1821 bei Lemberg, wo er auch begraben liegt. Sein jüngster Bruder Graf Alexander Wilhelm Wartensleben (1787–1844), der in Graz und später in Pest lebte, erbte 1821 die Herrschaft Emmerberg und den Rehhof. Als Alexanders Belehnung anstand, stellte sich heraus, dass für Emmerberg seit Frau Minassi keine Lehensbuchungen vorgenommen worden waren.[9] Erschwert wurde die Situation durch den Umstand, dass die zuständigen Behörden, die niederösterreichische Lehenskammer und die Hofkammerprokuratur, unterschiedliche Positionen bezüglich der Abgaben vertraten. Außerdem hatte Ferdinand das Gut ohne Rückfragen bei der Regierung finanziell belastet. Sein Nachlass wurde daher unter Zwangsverwaltung gestellt. Alexander anerkannte erst 1829 das Lehensband und wurde 1832 mit Emmerberg belehnt, aber der Konkurs war unvermeidbar.[13] Das Gestüt, wieder zurück am Rehhof, war schon 1830 versteigert worden. Es bestand aus 20 trächtigen Stuten, drei Hengsten sowie mehreren Jungpferden.[14]

Habsburg-Lothringen ab 1833[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1833 kauft Erzherzog Rainer, Vizekönig von Lombardo-Venetien, Emmerberg um 80.000 Gulden.[15]

Erzherzog Rainer war der letzte Inhaber der Allodialherrschaft. Nach den Reformen 1848/1849 wurde die Herrschaft aufgelöst. Der verbleibende Großgrundbesitz ist bis heute im Besitz der Familie Habsburg-Lothringen.[16]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carl von Gochnat: Nieder-Oesterreichischer Dominien-Schematismus für das Jahr 1848. [Ein Handbuch des ganzen Personalstandes von den sämmtlichen Dominien in Oesterreich unter der Ens (etc.).] Verlag bei Edlen von Schmidbauer und Holzwarth, Wien 1848, S. 45 (Scan in der Google-Buchsuche).
  2. Heinz Dopsch mit Karl Brunner und Maximilian Weltin: 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte. Band 3. Ueberreuter, Wien 1999, ISBN 3-8000-3525-1, S. 290 (620 S.).
  3. Heinz Dopsch mit Karl Brunner und Maximilian Weltin: 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte. Band 3. Ueberreuter, Wien 1999, ISBN 3-8000-3525-1, S. 284 (620 S.).
  4. Heinz Dopsch mit Karl Brunner und Maximilian Weltin: 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte. Band 3. Ueberreuter, Wien 1999, ISBN 3-8000-3525-1, S. 290 (620 S.).
  5. Josef Zahn: Geschichte von Hernstein in Niederösterreich und der damit vereinigten Güter Starhemberg und Emmerberg. Holzhausen, Wien 1888, S. 111 (512 + Anhang, digitale-sammlungen.de [abgerufen am 11. November 2023]).
  6. Ronald Woldron: Prosset. In: Wehrbauten und Adelssitze in Niederösterreich. Das Viertel unter dem Wienerwald: Band 4. Hrsg.: Institut für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten (in Vorbereitung).
  7. Heinz Dopsch mit Karl Brunner und Maximilian Weltin: 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte. Band 3. Ueberreuter, Wien 1999, ISBN 3-8000-3525-1, S. 290 (620 S.).
  8. Josef Schmutzer: Winzendorf und Emmerberg. Heimatkunde. (PDF) 1957, S. 67, abgerufen am 7. November 2023.
  9. a b Josef Zahn: Geschichte von Hernstein in Niederösterreich und der damit vereinigten Güter Starhemberg und Emmerberg. Holzhausen, Wien 1888, S. 144 (512 + Anhang, digitale-sammlungen.de [abgerufen am 3. November 2023]).
  10. Julius Caesar Graf von Wartensleben: Nachrichten von dem Geschlechte der Grafen von Wartensleben. 1. Nauck, Berlin 1858, S. 278 (388 + Anhang, digitale-sammlungen.de [abgerufen am 3. November 2023]).
  11. Julius Caesar Graf von Wartensleben: Nachrichten von dem Geschlechte der Grafen von Wartensleben. 2. Nauck, Berlin 1858, S. 254–261 (321 + Anhang, digitale-sammlungen.de [abgerufen am 3. November 2023]).
  12. Jrtep: 2. Pferdezucht in Niederösterreich. In: Ökonomische Neuigkeiten und Verhandlungen: Zeitschrift für alle Zweige der Land- und Hauswirthschaft, des Forst- und Jagdwesens im österreichischen Kaiserthume. Calve, Prag 1814, S. 357 (524 S., digitale-sammlungen.de [abgerufen am 3. November 2023]).
  13. [Konkurseröffnung] Erinnerungen. An Herrn Alexander Grafen von Wartensleben.. In: Wiener Zeitung, 16. Jänner 1832, S. 52 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  14. Gestütpferde-Licitation. In: Wiener Zeitung, 10. August 1830, S. 275 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  15. Julius Caesar Graf von Wartensleben: Nachrichten von dem Geschlechte der Grafen von Wartensleben. 1. Nauck, Berlin 1858, S. 278 (388 + Anhang, digitale-sammlungen.de [abgerufen am 4. November 2023]).
  16. Josef Schmutzer: Winzendorf und Emmerberg. Heimatkunde. (PDF) 1957, S. 67, abgerufen am 7. November 2023.