Energielandschaft Morbach

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Energielandschaft Morbach

Die Energielandschaft Morbach ist ein Energiepark auf einem ehemaligen Militärgelände nördlich von Morbach in Rheinland-Pfalz, in dem Windenergie, Solarenergie und Biomasse für die Erzeugung von elektrischer Energie und teilweise Wärmeenergie synergetisch genutzt werden.

Geschichte

Zwischen 1955 und 1995 war das Munitionsdepot Wenigerath mit einer Fläche von 145 ha und einer gelagerten Munitionsmenge von etwa 35.000 Tonnen das größte Munitionslager der US Air Force in Europa. Nach Beendigung der militärischen Nutzung war die Konversionsfläche als Modellprojekt zunächst für eine touristische Nutzung vorgesehen. Da sich hierfür jedoch kein Investor finden ließ, wurde der Standort 2001 zum Energiepark umgeplant.[1]

Anlagenteile

Windpark

Der Windpark der Energielandschaft Morbach hat eine Gesamtnennleistung von 28 MW. Er besteht aus vierzehn Windkraftanlagen vom Typ Vestas V80-2MW mit 100 m Nabenhöhe, 80 m Rotordurchmesser und 2 MW Leistung pro Anlage. Pro Jahr werden zwischen 40 und 45 GWh Energie produziert, was dem Verbrauch von ca. 13.000 Durchschnittshaushalten entspricht. Betrieben werden die Anlagen von der Firma Juwi, eine Anlage ist eine Bürgerwindkraftanlage.[2] Für das Jahr 2008 war ursprünglich die Errichtung einer fünfzehnten Anlage des Typs Fuhrländer FL 2500 mit einer Nennleistung von 2,5 MW auf einem 160 m hohen Gittermast vorgesehen.[3] Ausgestattet mit einem 100 m messenden Rotor wäre diese noch vor der Windkraftanlage Laasow in Brandenburg zur höchsten Windkraftanlage der Welt (Gesamthöhe 210 m) geworden. Sie wurde allerdings aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen der Herstellerfirma und dem Betreiber nicht gebaut.

Solarpark

Die Photovoltaikanlage hat eine Nennleistung von 2 MW und umfasst eine Modulfläche von 20.000 m². Sie ging 2002 mit einer Nennleistung von zunächst rund 500 kw in Betrieb und wurde in den Jahren 2008 und 2011 erweitert.

Biogasanlage

Die Biogasanlage hat eine elektrische Leistung von 500 kW und eine thermische Leistung von 700 kW. Die Abwärme wird vollständig zur Holztrocknung in einer 2007 errichteten Holzpelletproduktionsanlage genutzt. Pro Jahr werden etwa 3,8 Millionen kWh elektrische und 5 Millionen kWh thermische Energie produziert. Gewonnen wird das Biogas für den Betrieb der Biogasanlage aus etwa 5.000 Tonnen Gülle sowie 10.000 Tonnen Silage aus Mais, Gras und Getreide.[4]

EE-Gas-Anlage

Seit März 2011 ist in der Energielandschaft Morbach zusätzlich eine Methanisierungs-Anlage in Betrieb, in der unter realen Bedingungen erprobt werden soll, wie überschüssiger Strom (bei hoher Einspeisung von Wind- und Solarstrom) als Methangas (EE-Gas) gespeichert werden kann. In dieser Anlage, die über eine Leistung von 25 kW verfügt, wird zunächst mit Hilfe der Elektrolyse Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Anschließend wird der Wasserstoff mit Kohlendioxid, das in der Biogasanlage anfällt, zu Methan umgesetzt, womit es praktisch natürlichem Erdgas entspricht und in das bestehende Erdgasnetz geleitet werden kann.[5] Obwohl die Methanisierung und anschließende Rückumwandlung in Strom einen deutlich niedrigeren Wirkungsgrad aufweist als z.B. die Stromspeicherung mittels Pumpspeicherkraftwerken, gilt sie als wichtige Zukunftstechnologie[6], da die Speicherkapazität des Erdgasnetzes (mehrere Hundert TWh) die Speicherkapazität von Pumpspeicherkraftwerken (derzeit in Deutschland rund 40 GWh) bei nur geringem Flächenbedarf um mehrere Zehnerpotenzen übersteigt (siehe auch: Speicherkapazität von EE-Gas).

Sonstiges

Innerhalb des Energieparks Morbach sind auch Flächen für ein Gewerbegebiet eingeplant. Angestrebt wird die Ansiedlung solcher Betriebe, die beispielsweise die bei den Biomasseanlagen anfallende Abwärme nutzen und im Gegenzug energetisch nutzbare organische Abfälle erzeugen.[7] Die Energielandschaft Morbach ist als bundesweit und international beachtetes Vorzeigeprojekt inzwischen auch in den Tourismus in der Region integriert.[8] Das Konzept ist eine anschauliche Wissensvermittlung im Bereich der erneuerbaren Energien. Neben regelmäßigen Führungen steht für die Besucher seit 2012 auch ein Informationszentrum zur Verfügung.

Einzelnachweise

  1. Historie der Energielandschaft Morbach. Internetseite der Energielandschaft Morbach. Abgerufen am 10. Dezember 2011.
  2. Windkraftanlagen in der Energielandschaft Morbach. Internetseite der Energielandschaft Morbach. Abgerufen am 10. Dezember 2011.
  3. Höchstes Windkraftrad der Welt im Morbacher Energiepark Abgerufen am 10. Juli 2012.
  4. Biomassenutzung in der Energielandschaft Morbach. Internetseite der Energielandschaft Morbach. Abgerufen am 10. Dezember 2011.
  5. Stromspeicherung - Ökostrom zu Methangas. Internetseite der Energielandschaft Morbach. Abgerufen am 10. Dezember 2011.
  6. Wasserstoff-Speicher. Abgerufen am 16. November 2011.
  7. Gewerbe-Konzept der Energielandschaft Morbach. Internetseite der Energielandschaft Morbach. Abgerufen am 10. Juli 2012.
  8. Freizeit und Bildung in der Energielandschaft Morbach. Internetseite der Energielandschaft Morbach. Abgerufen am 10. Juli 2012.

Koordinaten: 49° 49′ 51,1″ N, 7° 6′ 32,4″ O