Erdmann (Wilhelm II.)

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Grab des Kaiserdackels Erdmann auf der Roseninsel
Grab des Kaiserdackels Erdmann
Inschrift für den Kaiserdackel Erdmann

Erdmann (* 1890; † August 1901 in Kassel-Wilhelmshöhe) war ein Kurzhaardackel und der Lieblingsdackel Kaiser Wilhelms II. Dackel waren zur Zeit der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert vor allem als Jagdhunde des Adels sehr beliebt. Die Jagd war eine ständisch angemessene Freizeitbeschäftigung für den Kaiser. Erdmann war seinerzeit ein bei Jägern für Dackel üblicher Name.[1]

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kaiser bewohnte im August 1901 – wie auch in den vorangegangenen zehn Jahren – im Sommer einige Tage Schloss Wilhelmshöhe. Erdmann, ständiger Begleiter des Kaisers, verstarb während dieses Sommeraufenthalts des Monarchen – der genaue Tag ist nicht bekannt, ebenso wenig wie weitere Hintergründe des Ereignisses. Es muss jedoch nach dem 15. August, dem Anreisetag des Kaisers, und vor dem 27. August 1901 geschehen sein, dem Tag, an dem der Kaiser Kassel wieder verließ. Der Dackel wurde wohl im Bergpark Wilhelmshöhe beigesetzt. Auf der Roseninsel wurde ein Grabdenkmal errichtet; nicht gesichert ist, ob es sich hierbei tatsächlich um das Grab oder nur um eine Gedenkstätte handelt, die der Kaiser für den geliebten Dackel errichten ließ. Da erstmals im September 1903 von dem Denkmal als Neuheit berichtet wurde,[2] ist es wahrscheinlich, dass der Kaiser die Gedenkplatte erst im Sommer dieses Jahres setzen ließ. Allerdings war die Roseninsel gewöhnlich für das Publikum gesperrt.[2]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kaiser ließ eine schwarze Steintafel setzen; sie trägt die vergoldete Inschrift „Andenken an meinen treuen Dachshund / Erdmann 1890–1901 / W. II.“ Gefertigt wurde die Tafel von dem Kasseler Steinmetzmeister Cristian Brützel.[3] Das Grabmal ist als Bestandteil des Bergparks Kulturdenkmal nach dem hessischen Denkmalschutzgesetz und, nachdem der Bergpark inzwischen von der UNESCO als Welterbe anerkannt wurde, Bestandteil dieser Welterbestätte.

Die Ortsgruppe Kassel des Deutschen Teckelklubs 1888 übernahm im Jahr seines 50-jährigen Bestehens die Patenschaft für das Denkmal und pflegt es seitdem.[4]

Weitere Dackel Wilhelms II.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als weitere Dackel des Kaisers sind bekannt Hexe, Dachs, Bella und Liesel, die ihm um 1903 gehörten und von „tadelloser Rasse“ waren. Hexe und Dachs waren ein Elternpaar, von dem neben Bella weitere Geschwister abstammten, die als Geschenke an verschiedene Adelige gingen. Dachs und Bella befanden sich normalerweise in Potsdam in der Nähe des Kaisers. Für Liesel und Hexe existierte auf Schloss Monbijou in der äußersten südwestlichen Ecke des Parks ein Hundezwinger, der als einstöckiges massiv gebautes Häuschen mit Küche, Keller, Zentralheizung sowie einem Wohnzimmer mit Badewanne „behaglich wie eine menschliche Wohnung“ ausgeführt war. Für die Hunde wurde in der Küche täglich warmes Essen zubereitet. Hexe wurde als zutraulich beschrieben, die dem Besucher entgegensprang und Liebkosungen akzeptierte und erwiderte, während Liesel reserviert war und „Lockungen keine Aufmerksamkeit“ schenkte.[5]

In der Zeit von Wilhelms Exils in Haus Doorn hielt er einen Dackel namens Senta.

Wilhelm scheint seine Dackel teilweise sehr verwöhnt zu haben. In einer englischen Publikation, die allerdings als Schmähschrift angesehen werden muss, wird berichtet, dass „sie sich alle Freiheiten erlaubten, Möbel und Teppiche in den kaiserlichen Gemächern zerbissen und sie mit Vorliebe die Escarpins der Hofherren als Objekte für ihre Zähne aussuchten“.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christina Hein: Kaisers Ferien auf Wilhelmshöh. In: HNA. Kassel 2000. Nr. 207. S. 11–12.
  • Markus Heller: Erdmann – Eine Spurensuche. In: Die Zeit. Hamburg 1993. Nr. 21. S. 68.
  • [Wilhelm Hopf]: Ein neues Denkmal in den Anlagen von Wilhelmshöhe. In: Wilhelm Hopf (Hrsg.): Hessische Blätter. In Verbindung mit Freunden herausgegeben von Wilhelm Hopf. Melsungen, 30. September 1903. Jg. 32, Nr. 2995, S. 4.
  • M. Karkosch: Zurückgelassen in der Heimat. In: SehensWerte. Schlösser & Gärten in Hessen – Besuchermagazin 4/2008, S. 35.
  • NN: Erdmanns letztes Revier. In: Kultur Magazin. Kassel 2005. Nr. 109. S. 9.
  • W. Wicke: Tierischer Wilhelminismus. In: Hessen vergessen. Marburg 2003. S. 113–116.
  • D. Zblewski: Gesucht: Erdmann. In: Kultur Theater Magazin. Kassel 1996. S. 32–33.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eintrag im regiowiki (Memento vom 10. Mai 2021 im Internet Archive)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Briefkasten. Vorstehhund. In: Tages-Post, 25. April 1909, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  2. a b Hopf: Hessische Blätter.
  3. Pauline Puppel: Margret Lemberg: god erbarme dich über mich / bruder des begere ouch ich. Die Grablegen des hessischen Fürstenhauses = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 71. [Rezension]. In: ZHG 115 (2011), S. 301.
  4. Deutscher Teckelklub – Gruppe Kassel: Patenschaft für das Grab des kaisertreuen Erdmann.
  5. Kaiser Wilhelms Hunde. In: Mährisches Tagblatt, 18. November 1903, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mtb
  6. „Das Privatleben Kaiser Wilhelms und der Kaiserin Auguste Viktoria“. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 26. November 1904, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb

Koordinaten: 51° 18′ 48,1″ N, 9° 24′ 58,8″ O