Ernst Landsberg

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Ernst Landsberg (* 12. Oktober 1860 in Stolberg (Rheinland); † 29. September 1927 in Bonn) war ein deutscher Jurist und Rechtshistoriker.

Leben

Ernst Landsberg war der Sohn von Elias Landsberg, Generaldirektor (1869–88) der Stolberger Hütte. Sein Onkel Ludwig Bamberger zählt zu den Gründern der Deutschen Bank AG. Noch vor dem zwanzigsten Lebensjahr schloss Landsberg sein Jurastudium ab. Danach war er zuerst dem Kaiserlichen Landgericht Colmar als Referendar zugewiesen, gleichzeitig leistete er seinen Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger ab. Nach seiner Entlassung als Gefreiter am 30. September 1881 (normalerweise wurde man als Einjähriger mit dem Unteroffiziersgrad entlassen), kam er an das Königliche Landgericht Bonn. In dieser Zeit hat er seine Habilitation vorbereitet und daneben noch die Herausgabe eines Werkes aus dem Nachlass des Juristen Theodor Muther über Johannes Urbach. Mit der Probevorlesung am 6. März 1883 war die Habilitation abgeschlossen. Er war der erste Jude, der sich in Bonn für Jura habilitiert hat. Er war danach Privatdozent für Staatsrecht. Ab 1887 war Ernst Landsberg außerordentlicher (anfangs sogar unbesoldet), ab 1899 ordentlicher Professor an der Universität Bonn, einige Male Dekan der Juristischen Fakultät und 1914/15 ihr Rektor. Er beendete die von Roderich von Stintzing (1825–1883), seinem Lehrer, begonnene Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, die von 1880 bis 1910 im Münchner Oldenbourg Verlag erschien.

Über sein Fachgebiet hinaus fand umfangreich die französische Kultur – der Sprache war er gekonnt mächtig – seine Aufmerksamkeit, alles in Einklang mit einem ausgeprägten deutschen Patriotismus. Als Nationalliberaler gehörte Landsberg von 1911 bis 1918 dem Bonner Stadtrat an. In der Weimarer Republik gehörte Landsberg der Deutschen Demokratischen Partei an, die die neu entstandene Demokratie bejahte.

1896 heirateten Ernst Landsberg und Anna Silverberg (1878–1938), Tochter von Adolf Silverberg (1845–1903) und Schwester des Großindustriellen Paul Silverberg (1876–1959). Der Ehe entstammten Erich Landsberg (als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg gefallen) und der Philosoph Paul Ludwig Landsberg (1901–1944), der 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung ins Exil gehen musste. Anna Landsberg zerbrach unter dem Terror des nationalsozialistischen Antisemitismus – die Behörden verweigerten ihr die Ausreise – und beging 1938 Suizid.

Stiftung

Die Ernst und Anna Landsberg-Erinnerungsstiftung hat Paul Silverberg im Jahr 1951 in Chur/Schweiz gegründet. Die Stiftung will das Andenken an seine Schwester und seinen Schwager bewahren, indem Studierende der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn bei einem Studium an einer schweizerischen Universität gefördert werden.

Bibliothek

Landsbergs Bibliothek gelangte 1932 an die Universitätsbibliothek der Harvard University.

Veröffentlichungen

  • Ueber die Entstehung der Regel „Quicquid non agnoscit Glossa, nec agnoscit Forum“. Adolf Marcus, Bonn 1879, OCLC 23118002 (Dissertation Uni Bonn 1879, 97 Seiten).
  • Das Furtum des bösgläubigen Besitzers. Kritische Studie. Cohen, Bonn 1888; Neudruck: Scientia, Aalen 1970, ISBN 3-511007-13-5.
  • Geschichte der Deutschen Rechtswissenschaft (= Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Band 18, ZDB-ID 1016690-7). 3 (in 4 Teilen) Bände. Oldenbourg, München 1880–1910; Neudruck: Scientia, Aalen 1978, ISBN 3-511-01360-7.
  • Zur Biographie von Christian Thomasius (Festschrift zur zweiten Säcularfeier der Friedrichs-Universität zu Halle). Cohen / Universitäts-Buchdruckerei C. Georgi, Bonn 1894 C. Georgi, Bonn 1894, OCLC 494025680, (Habilitation Universität Bonn 1894, 36 Seiten).
  • Das Recht des Bürgerlichen Gesetzbuches vom 18. August 1896. Ein dogmatisches Lehrbuch. 2 Bände. Guttentag, Berlin 1904; Nachdruck: (= 100 Jahre bürgerliches Gesetzbuch. Bürgerliches Recht. Band 24). Keip, Goldbach 2002, ISBN 3-8051-0988-1.
  • Die Gutachten der Rheinischen-Immediat-Justiz-Kommission und der Kampf um die rheinische Rechts- und Gerichtsverfassung 1814–1819 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 31). Hanstein, Bonn 1914, Nachdruck. Droste, Düsseldorf 2000, ISBN 3-77007-612-5.

Literatur

  • Gerhard DilcherLandsberg, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 511 f. (Digitalisat).
  • Gedächtnisschrift für Prof. Dr. Ernst Landsberg (1860–1927), Frau Anna Landsberg geb. Silverberg (1878–1938), Dr. Paul Ludwig Landsberg (1901–1944). Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität, Bonn 1953.
  • Boris Gehlen: Paul Silverberg. (1876–1959). Ein Unternehmer. (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte. Nr. 194). Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-09090-2, S. 47–49, 518–519 (Dissertation Universität Bonn 2005/2006, 605 Seiten).
  • Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Bouvier, Bonn 2008, ISBN 978-3-416-03180-6.
  • Volker Siebels: Ernst Landsberg (1860–1927). Ein jüdischer Gelehrter im Kaiserreich (= Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts, Band 68). Mohr Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150768-7 (Dissertation Universität Köln 2011, 232 Seiten, Google Books, Auszüge).

Weblinks

Wikisource: Ernst Landsberg – Quellen und Volltexte