Es Culleram

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Es Culleram

Lage: Ibiza, Spanien
Höhe: 150 msnm
Geographische
Lage:
39° 4′ 58″ N, 1° 34′ 50″ OKoordinaten: 39° 4′ 58″ N, 1° 34′ 50″ O
Es Culleram (Balearen)
Es Culleram (Balearen)
Typ: Karsthöhle
Besonderheiten: Phönizische Kultstätte aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis 2. Jahrhundert n. Chr.
Der große Saal von Es Culleram
Hippiesker Altar in der Es Culleram-Höhle, Ibiza

Es Culleram (spanisch Cueva d’es Cuieram bisweilen auch Cueva d’es Cuyeram) ist eine Höhle bei Sant Vincent de sa Cala im Nordosten der Insel Ibiza. Sie wurde von den Phöniziern vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis 2. Jahrhundert n. Chr. als Kultstätte benutzt. Ihren Höhepunkt erlebte sie zwischen der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. und den ersten Jahrzehnten des 1. Jahrhunderts v. Chr. als der Göttin Tanit geweihtes Heiligtum.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Höhle liegt auf einer Höhe von 150 m über dem Meeresspiegel am Südwesthang eines Ausläufers der Serra des Port im Nordosten Ibizas. Der nächste Ort ist Sant Vincent de sa Cala.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der Bronzezeit wurde Es Culleram als Wohnhöhle benutzt. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde sie von den Karthagern in ein Heiligtum umgewandelt. Vor den Höhleneingang wurde mithilfe von Steinen verschiedener Größe ein künstlicher Raum von viereckigem Grundriss gesetzt, der von einer Zisterne von 4,32 m × 1,21 m Größe flankiert wird. Ihm schließt sich ein zweiter, 70 m² großer Raum an. Von hier führt ein enger Durchlass zwischen zwei Stalagmiten in den eigentlichen Kultraum. Dieser besitzt eine Fläche von 80 m² und ist 5 Meter hoch.[1] Die Höhlengänge sind zum Teil eingestürzt und bis heute nicht vollständig erforscht. Die bislang bekannte Gesamtfläche der Höhle beträgt ca. 300 m².[2]

Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unmittelbar nach der Wiederentdeckung der Höhle im Jahr 1907 wurden umfangreiche Grabungen vorgenommen, die die meisten der heute bekannten Funde zu Tage förderten. Eine 1923 gefundene Bronzeplatte mit eingravierter phönizischer Inschrift gibt Auskunft über die religiöse Nutzung der Höhle. Demnach war das Heiligtum ursprünglich einer Verschmelzung von Reschef, dem Gott des Feuers und des Lichts, und Melkart, dem Gott der Seefahrt und der Vegetation, geweiht. Eine später hinzugefügte Inschrift auf der Rückseite der Platte belegt, dass im Heiligtum ab dem frühen 2. Jahrhunderts v. Chr. die Göttin Tanit verehrt wurde. Außerdem werden Bauarbeiten erwähnt, was als Hinweis auf den rechteckigen Raum an der Außenseite der natürlichen Höhle verstanden werden kann. Den Hauptteil der bei verschiedenen Ausgrabungen gemachten Funde bilden Terrakotten. Allein 1020 davon sind glockenförmige weibliche Figuren, die aus der Zeit der Tanit-Verehrung stammen. Die Figuren mit Kalathos-Kopfschmuck tragen einen Umhang oder Mantel, der aus zwei großen, gefalteten Flügeln besteht. Die beachtliche Menge der Terrakotten lässt darauf schließen, dass sie in Es Culleram häufig für rituelle Praktiken verwendet wurden. Weitere Funde sind goldene Medaillons, ein Löwe aus Elfenbein, ein kleiner Altar und zahlreiche Knochen geopferter Tiere,[1] fast ausschließlich Schafe und Ziegen.[3]

Funde aus Es Culleram können im Archäologischen Museum in Ibiza besichtigt werden, die Bronzeplatte im Archäologischen Museum Alicante.

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es Culleram kann ganzjährig auf eigene Faust besichtigt werden (Taschenlampen mitnehmen!). Jeden ersten Samstag im Monat gibt es Führungen, die in Cala de Sant Vicent starten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • María Cruz Marín Ceballos, María Belén Deamos, Ana María Jiménez Flores: La cueva santuario de es Culleram (Ibiza) (= Eduardo Ferrer Albelda [Hrsg.]: Spal Monografías Arqueología. Band 157). Editorial Universidad de Sevilla, Sevilla 2022, ISBN 978-84-472-2424-1.
  • M. Aubet Semmler; El santuario de Es Cuieram. Trabajos del Museo, Ibiza, 1983.
  • Maria Eugenia Aubet Semmler: La Cueva d’es Cuyram (Ibiza). In: Pyrenae: revista de prehistòria i antiguitat de la Mediterrània Occidental. Band 4, 1968, S. 1–66 (spanisch, raco.cat).
  • Antonio Planells Ferrer; El Culto a Tanit en Ebysos; Editorial LA HORMIGA DE ORO, S.A. Barcelona 1970
  • Adriano Orsingher: On Gods and Caves: Comparing Cave-Sanctuaries in the Ancient Western Mediterranean. In: Thomas Galoppin et al. (Hrsg.): Naming and Mapping the Gods in the Ancient Mediterranean. Band 1, 2022, S. 535–560, doi:10.1515/9783110798432-028 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Adriano Orsingher: On Gods and Caves: Comparing Cave-Sanctuaries in the Ancient Western Mediterranean. In: Thomas Galoppin et al. (Hrsg.): Naming and Mapping the Gods in the Ancient Mediterranean. Band 1, 2022, S. 535–560, doi:10.1515/9783110798432-028 (englisch).
  2. Ferrer, A.P., El Culto a Tanit en Ebysos; Seite 11.
  3. Juan V. Morales Pérez: Estudio de la fauna de la cueva-santuario púnica de Es Culleram (Sant Joan, Eivissa). In: SAGVNTVM. Papeles del Laboratorio de Arqueología,. Band 35, 2003, S. 113–122 (spanisch, uv.es).