Gawèye (Niamey)

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Stadtviertel
Gawèye
Koordinaten 13° 29′ N, 2° 6′ OKoordinaten: 13° 29′ N, 2° 6′ O
Basisdaten
Staat Niger
Hauptstadtdistrikt Niamey
Arrondissement Niamey V
Einwohner 6956 (2012)

Gawèye (auch: Gaoueye, Gawaye) ist ein Stadtviertel (französisch: quartier) im Arrondissement Niamey V der Stadt Niamey in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boulevard du Developpement am nördlichen Rand von Gawèye (2018)

Das Stadtviertel grenzt im Osten und Süden an das Stadtviertel Kirkissoye und im Westen an das Stadtviertel Pont Kennedy. Nördlich von Gawèye liegt ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet am Fluss Niger. Das Distriktkrankenhaus Gawèye bildet administrativ ein eigenes quartier.[1] Gawèye erstreckt sich einschließlich des Krankenhausgeländes über eine Fläche von etwa 44,5 Hektar.[2] Das Stadtviertel liegt auf einem Alluvialboden, der eine Einsickerung ermöglicht. Das Grundwasser ist gefährdet verunreinigt zu werden.[3]

Das Standardschema für Straßennamen in Gawèye ist Rue KI 1, wobei auf das französische Rue für Straße das Kürzel KI für Kirkissoye und zuletzt eine Nummer folgt. Dies geht auf ein Projekt zur Straßenbenennung in Niamey aus dem Jahr 2002 zurück, bei dem die Stadt in 44 Zonen mit jeweils eigenen Buchstabenkürzeln eingeteilt wurde. Diese Zonen decken sich zumeist nicht mit den administrativen Grenzen der namensgebenden Stadtteile. So wird das Schema Rue KI 1 nicht nur in Kirkissoye selbst, sondern unter anderem auch in Gawèye angewendet.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hotel Gawèye am ursprünglichen Standort des Stadtviertels (2005)

Gawèye befand sich ursprünglich nicht am rechten, sondern am linken Ufer des Flusses Niger im Gebiet des späteren Stadtviertels Kombo am Trockental Gounti Yéna. Das Dorf Gawèye wurde im 19. Jahrhundert von Songhai und Kurtey aus Gao gegründet.[5] Der Überlieferung nach ließ sich Anfang des 19. Jahrhunderts ein aus dem Norden stammender Songhai namens Daoudou in Gawèye nieder. Daoudou hatte drei Brüder, die sich in Brigambou, Gaya und Karey Kopto ansiedelten. Die Brüder und ihre Nachfahren kontrollierten damit wichtige strategische Punkte an einem langen Abschnitt des Flusses.[6] Der Ortsname kommt aus der Sprache Songhai. Es gibt zwei mögliche Herleitungen: entweder von Gao oder vom Wort gaw, das „Jäger“ bedeutet.[7] Die Siedlung war in den 1930er Jahren neben Kalley, Koira Tagui, Maourey und Zongo eines von damals fünf Stadtvierteln, aus denen sich das Anfang des 20. Jahrhunderts am linken Flussufer gegründete Niamey zusammensetzte.[8]

Gawèye wurde 1979 an seinen heutigen Standort im Stadterweiterungsgebiet auf der rechten Seite des Flusses versetzt, wuchs dort jedoch in den folgenden Jahren weniger stark als andere Stadtteile von Niamey.[9] Der Grund für die Versetzung lag darin, dass am alten Standort im Stadtzentrum staatlicherseits das internationale Hotel Gawèye, das Konferenzgebäude Palais des Congrès und das ONAREM-Gebäude erbaut wurden.[5] In den 1980er Jahren waren Gawèye und das Nachbarviertel Pont Kennedy vorübergehend zu einem Stadtviertel fusioniert.[10]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte Gawèye 6956 Einwohner, die in 1200 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 7166 in 1095 Haushalten[11] und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 4273 in 756 Haushalten.[12]

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gawèye gibt es mehrere Grundschulen.[13] Die Mittelschule Collège d’enseignement général de Gawèye (CEG Gawèye) besteht seit dem Jahr 1992.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jean-Pierre Tresignie: Les mutations d’un quartier exproprié africain : le cas de Gawèye à Niamey. Mémoire. Université de Liège, Lüttich 1987.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gawèye (Niamey) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 718, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. The Study on Sanitation Improvement for the Niamey City in Republic of Niger. Appendix F: Existing Urban Conditions. (PDF) Japan International Cooperation Agency (JICA), August 2000, S. F-1 und F-4, abgerufen am 19. April 2019 (englisch).
  3. Hamadou Issaka, Dominique Badariotti: Les inondations à Niamey, enjeux autour d’un phénomène complexe. In: Cahiers d’Outre-Mer. Nr. 263, September 2013, S. 384 (journals.openedition.org [abgerufen am 21. April 2019]).
  4. Catherine Farvacque-Vitkovic, Lucien Godin, Hugues Leroux, Florence Verdet, Roberto Chavez: Street Addressing and the Management of Cities. World Bank, Washington, D.C. 2005, ISBN 0-8213-5815-4, S. 85 und 89.
  5. a b Apollinaire Tini: La gestion des déchets solides ménagers à Niamey au Niger : essai pour une stratégie de gestion durable. Thèse de doctorat. Institut National des Sciences Appliquées de Lyon, Lyon 2003, S. 77 (theses.insa-lyon.fr [PDF; abgerufen am 1. Mai 2019]).
  6. Rapport provisoire du travail sur les zones éco-fonctionnelles de la Réserve de Biosphère du W (10 au 20 août 2005). UNESCO, 2005, S. 18, abgerufen am 2. Februar 2022 (französisch).
  7. Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 0-7864-0495-7, S. 334–335.
  8. Kokou Henri Motcho: Niamey, Garin Captan Salma ou l’histoire du peuplement de la ville de Niamey. In: Jérôme Aloko-N’Guessan, Amadou Diallo, Kokou Henri Motcho (Hrsg.): Villes et organisation de l’espace en Afrique. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0339-2, S. 28.
  9. Kokou Henri Motcho: Niamey, Garin Captan Salma ou l’histoire du peuplement de la ville de Niamey. In: Jérôme Aloko-N’Guessan, Amadou Diallo, Kokou Henri Motcho (Hrsg.): Villes et organisation de l’espace en Afrique. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0339-2, S. 31.
  10. Kokou Henri Motcho: Niamey, Garin Captan Salma ou l’histoire du peuplement de la ville de Niamey. In: Jérôme Aloko-N’Guessan, Amadou Diallo, Kokou Henri Motcho (Hrsg.): Villes et organisation de l’espace en Afrique. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0339-2, S. 30.
  11. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2017; abgerufen am 8. November 2010 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stat-niger.org
  12. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 226 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  13. Issa Mamane Manirou: Etude diagnostique des conditions d’accès à l’eau, l’hygiène et l’assainissement dans les écoles primaires publiques de l’arrondissement communal V de la ville de Niamey, Niger. Mémoire de fin d’étude. Annexe. 2iE Institut International de l’Eau et de l’Environnement, Ouagadougou 2016, S. II (documentation.2ie-edu.org [PDF; abgerufen am 3. Juni 2019]).
  14. Rapport de l’étude préparatoire pour le projet de construction des établissements d’enseignement secondaire au Niger. (PDF) Chapitre 2. Agence japonaise de coopération internationale (JICA), April 2013, S. 15, abgerufen am 6. Juni 2019 (französisch).