Geometrischer Stil

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Pyxis mit Pferd als Deckelgriff aus dem 8. Jh. v. Chr.

Der geometrische Stil (ca. 900 – 700/675 v. Chr.) ist ein Kunststil in der griechischen Kunst. Von diesem kunsthistorischen Begriff abgeleitet, bezeichnet man den Zeitraum, der in der Kunst des antiken Griechenlands vom geometrischen Stil beherrscht wird, als geometrische Zeit oder als Zeit des geometrischen Stils.

Dieser Zeitraum, der ungefähr die Jahre von 900 bis 700/675 v. Chr. umfasst, wird in die Phasen frühgeometrischer Stil (etwa 900–800 v. Chr.), hochgeometrischer Stil (etwa 800–740 v. Chr.) und spätgeometrischer Stil (etwa 740–700 v. Chr.) unterteilt, wobei die Dauer der einzelnen Phasen sowohl lokal als auch auf die Kunstform als Träger des Stils bezogen differieren kann.

In diesem Stil tritt das Wesen der antiken griechischen Kunst und Religiosität ans Licht. Im 9. Jahrhundert v. Chr. findet man eine strenge Phase, die von geometrischen Ornamenten wie Mäandern beherrscht wird und die meist großflächigen, in der Regel einfachen Ornamente der protogeometrischen Keramik ablöst. Neben den ornamentalen Friesen erlangen figürliche Darstellungen in der Bemalung geometrischer Keramik eine größere Bedeutung. In der Plastik treten ab etwa 770/750 v. Chr. den figürlichen Darstellungen der Vasen gleichartigen Ausdrucksformen unterworfene Beispiele zur Seite. Meist handelt es sich um Gefäßaufsätze, die zunehmend bewegt und in den Raum ausgreifend gebildet werden. Einfache Gruppenkompositionen, etwa Löwenkampfgruppen, treten bei diesen nur 10–20 cm hohen Bildnissen auf, mythologische Gestalten wie Kentauren sind klar zu erkennen. Schriftlich überliefert sind auch größere hölzerne Kultbilder, Xoana, die noch in späten Zeiten hoch verehrt und als heilig angesehen wurden.

Beide Kunstformen werden im Lauf ihrer Entwicklung zu Vorläufern der Tierfriese und Figurenbilder des archaischen Stils. Denn im Jahrhundert Homers wird nach 750 v. Chr. die streng geometrische Richtung des Stils aufgelöst. Unter friedlichen Tieren der Friese erscheinen nun auch Fabelwesen und Raubtiere. Man beginnt, Sagen darzustellen, und der orientalisierende Stil kündigt sich an.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Schweitzer: Untersuchungen zur Chronologie der geometrischen Stile in Griechenland, I. G. Braunsche Hofbuchdruckerei, Karlsruhe in Baden [1917] OCLC 26840078 (Digitalisat)
  • Bernhard Schweitzer: Untersuchungen zur Chronologie der geometrischen Stile in Griechenland, II. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung. Band 43, 1918, S. 1–152.
  • J. N. Coldstream: Greek Geometric Pottery. A Survey of Ten Local Styles and Their Chronology (= Methuen's Handbooks of Archaeology). Methuen, London 1968.
  • Bernhard Schweitzer: Die geometrische Kunst Griechenlands. Frühe Formenwelt im Zeitalter Homers. Unter Mitarbeit von Jochen Briegleb, herausgegeben von Ulrich Hausmann. DuMont Schauberg, Köln 1969, DNB 458915939.
  • Helmut Jung: Thronende und sitzende Götter: zum griechischen Götterbild und Menschenideal in geometrischer und früharchaischer Zeit. Habelt, Bonn 1982, ISBN 3-7749-1918-6. (Dissertation Universität Marburg 1974)
  • Josef Floren, Werner Fuchs: Die griechische Plastik. Band 1: Die geometrische und archaische Plastik (= Handbuch der Archäologie). Beck, München 1987, ISBN 3-406-31718-9.
  • J. N. Coldstream: Geometric Greece. Zweite, überarbeitete Auflage. Routledge, London/ New York, NY 2003, ISBN 0-203-42576-6.
  • Susan Helen Langdon: Art and Identity in Dark Age Greece, 1100–700 B.C.E. Cambridge University Press, Cambridge/ New York 2008.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Geometrischer Stil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien