Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal

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Die Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal (GSS) war ein saarländisches Verkehrsunternehmen in Saarbrücken. Es betrieb die meterspurige Straßenbahn Saarbrücken (1890–1899 als Dampfstraßenbahn und 1899 bis 1965 als elektrische Straßenbahn), den Oberleitungsbus Saarbrücken (1948 bis 1964) sowie den städtischen Omnibusverkehr seit 1925. 1982 wurde für die GSS der Produktname Die Saartal-Linien eingeführt. Die Nachfolge übernahm 2002 die Saarbahn GmbH. Sie betreibt seit dem 24. Oktober 1997 eine regelspurige Stadtbahn in Saarbrücken und Umgebung. Alle genannten Unternehmen gehören zum Stadtwerke-Konzern der Stadt Saarbrücken (SWS), vormals Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (VVS).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teilschuldverschreibung über 500 Mark der Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal vom 13. Februar 1920

Im Laufe der Zeit änderten sich die Besitzverhältnisse einige Male. Nach Eröffnung am 4. November 1890 durch die Localbahn-Bau und Betriebs-Gesellschaft Wilhelm Hostmann & Co. aus Hannover, oblag die Betriebsführung zunächst unmittelbar bei dem Eigentümer, der Eisenbahn-Bau und Betriebs-Gesellschaft Vering & Waechter aus Berlin, bis die Betriebsführung ab 14. Januar 1893 direkt an die GSS überging. 1899 war die AEG Hauptaktionär der GSS geworden. Nach Ende des Ersten Weltkrieges litt die Gesellschaft erheblich unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Um den Konkurs des Unternehmens zu verhindern, kaufte die Stadt Saarbrücken alle Aktien auf und war ab 1920 alleiniger Eigner der Bahn. Die Inflationszeit endete für das Saarland am 1. Juni 1923 mit der Einführung des französischen Francs als Zahlungsmittel. Somit war es dem Unternehmen wieder möglich, zuverlässig zu planen.

Die ersten Omnibuslinien wurden 1925 eingeführt, die Straßenbahn erhielt ihre maximale Netzausdehnung in den 30er Jahren, als auch die Strecken der Straßenbahn St. Johann – Riegelsberg – Heusweiler und der Saarbrücker Klein- und Straßenbahn AG (Brebach – Ensheim / Ormesheim) in den Betrieb der GSS integriert wurde. Gemeinsam mit der Völklinger Straßenbahn wurde eine Linie betrieben und zur Zeit der Annexion Lothringens war auch die Forbacher Straßenbahn ein Teil der GSS. Die klassischen Straßenbahnstrecken der GSS führten zu den Endpunkten Ormesheim, Ensheim, Schafbrücke, Rotenbühl, Spiesen, Heusweiler, Luisenthal, Gersweiler, Goldene Bremm und St. Arnual.

Am 5. Oktober 1944 wurden weitere Teile Saarbrückens zerstört. Dementsprechend hatte ab 1946 die Gesellschaft erneut mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Damals wurde das Saarland unter französische Verwaltung gestellt. Da in Frankreich viele Straßenbahnbetriebe auf Omnibus oder Oberleitungsbus umgestellt wurden oder bald umgestellt werden sollten, gab es enorme Schwierigkeiten, Ersatzteile zu erhalten, da die Verbindung nach Deutschland unterbrochen war. Nach der Rückgliederung des Saarlandes in die noch junge Bundesrepublik Deutschland gab es für die Straßenbahn kaum mehr eine Chance. Das Automobil übernahm den Verkehrsraum, die Bahn war im Weg und der Fahrzeugpark hoffnungslos überaltert. Somit fuhren die letzten Bahnen der Linien 5 und 11 am 22. Mai 1965.

Omnibusbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl nach 1965 keine Straßenbahnen mehr fuhren, blieb der Unternehmensname weiterhin erhalten. „Straßenbahner“, so nannten sich die Busfahrer noch lange Zeit, auch als das Unternehmen nur noch auf dem Papier (als Eigentümer des Betriebsgeländes) existierte und von der privatrechtlichen Saarbahn GmbH abgelöst wurde (der spätere Zusatz „Saartal-Linien“ verdrängte aber nach 1982 immer mehr den alten Straßenbahn-Begriff und wird fälschlicherweise von manchen Leuten bis heute noch verwendet).

Eine vollständige Neuordnung der Omnibuslinien fand am 1. April 1988 statt, davor gab es folgendes Netz:

Linie Linienweg Bemerkung
1 Luisenthal – Ensheim/Ormesheim täglich, 30/60-Min.Takt, Linienüberlagerung mit Linie 2, 3, 34, 43
2 Altenkessel – Güdingen Unner täglich, 30/60-Min.Takt, Linienüberlagerung mit Linie 1 und 3
3 Altenkessel – Bischmisheim täglich, 30/60-Min.Takt, Linienüberlagerung mit Linie 1 und 2
4 Staatstheater – Am Freibüsch montags bis samstags, 15/45-Min.-Takt, kein Abendverkehr, Linienüberlagerung mit Linie 8 und 44
5 Rodenhof – Schafbrücke Hallenbad / Schlesienring täglich, 30-Min.-Takt
6 Wackenberg – Heusweiler Trierer Straße täglich, 30/60-Min.Takt, Linienüberlagerung mit Linie 9
7 Bernkasteler Platz – Güdingen Unner täglich
8 Staatstheater – Siedlung Füllengarten montags bis samstags, 60-Min-Takt, kein Abendverkehr, Linienüberlagerung mit Linie 4 und 44
9 Wackenberg – Heusweiler Schule täglich, 30/60-Min.Takt, Linienüberlagerung mit Linie 6
10 Rodenhof – Schlesienring Zoo / Schafbrücke Hallenbad täglich, 30-Min.-Takt
11 Kieselhumes Sportplatz – Goldene Bremm  
12 Rotenbühl – Siedlung Füllengarten  
13 Rotenbühl – Rastpfuhl  
14 Universität – Heilig Geist Krankenhaus  
15 Dudweiler Markt – Goldene Bremm  
16 Dudweiler Markt – Habsterdick Hauptfriedhof  
17 Rastpfuhl – Eschberg über Pommernring  
18 Rastpfuhl – Eschberg über Schlesienring  
19 Am Homburg – Krankenhaus Winterberg täglich, 15/30-Min.-Takt
20 Saarbrücken – Völklingen montags bis samstags, 30/60-Min.-Takt, Schnellverkehr mit Stadtwerke Völklingen
21 Rußhütte – Bellevue  
22 Heusweiler Schwimmbad – Wahlschied täglich, 60-Min.-Takt
24 Staatstheater – Eissporthalle täglich, nur einzelne Fahrten
25 Von der Heydt – Hauptbahnhof montags bis samstags, nur einzelne Fahrten
26 Hauptbahnhof – Universität  
27 Folsterhöhe – Herrensohr täglich, 30-Min.-Takt
28 Spiesen Beckerwald – Wilhelm-Heinrich-Brücke montags bis freitags in der HVZ, Schnellverkehr
29 Rastpfuhl – Krughütte  
30 Saarbrücken – Forbach Schnellverkehr mit Forbus
31 Hauptbahnhof – Folsterhöhe  
32 Dudweiler Markt – Quierschied Markt/Holz Markt  
33 Jägersfreude Blechhammerstraße – Dudweiler Markt  
34 Fechingen Nachtweide – Hauptbahnhof/Luisenthal täglich, 60-Min.-Takt, Linienüberlagerung mit Linie 1
35 Hauptbahnhof – Riegelsberg Stumpen  
36 Friedrichsthal – Hauptbahnhof/Klarenthal Birkenweg/Jägerpfad täglich, 30-Min.-Takt, kein Abendverkehr, Linienüberlagerung mit Linie 38 und 39
38 Spiesen Haberdell – Klarenthal Birkenweg täglich, 60-Min.-Takt, Linienüberlagerung mit Linie 36 und 39
39 Spiesen Markt – Klarenthal Birkenweg täglich, 60-Min.-Takt, Linienüberlagerung mit Linie 36 und 38
40 Spiesen Butterberg – Wilhelm-Heinrich-Brücke Schnellverkehr
41 Hauptbahnhof – Funkhaus Halberg  
42 Hauptbahnhof – Siedlung Matzenberg  
43 Hauptbahnhof – Flughafen  
44 Am Freibüsch – Bübingen  
45 Scheidt – Bischmisheim  
50 Saarbrücken – Neuweiler Schnellverkehr mit DB Bahnbus, ab 1989 Regionalbus Saar-Westpfalz RSW
Renault-Gelenkwagen in der Trierer Straße vor der alten Hauptpost (1990)
MAN-Solowagen 876 (1992)

Das Netz ab Mai 1988 beinhaltete keine einstelligen Liniennummern mehr und war anfangs nach Linien-Farbgruppen unterteilt: Linie 10–19 rot (Nordost – Südwest), Linie 20–29 blau (Nordwest – Südost) und Linie 31–39 grün (Stadtteillinien und Sonstige). Die Schnellverkehrlinien 30, 40, 50 wurden den roten Linien zugeschlagen, die Linien 41 – 43, später auch 44, wurden den grünen Linien zugeschlagen. Nach einigen Jahren wurde dieses Schema jedoch wieder aufgegeben.

Einige Siedlungs- und Industriegebiete wurden ab 1988 an das Liniennetz neu oder besser angebunden, wie etwa das Industriegebiet Süd, die Universität, der Flughafen sowie Jägersfreude/Herrensohr, Hixberg oder einige Teile von Dudweiler. Gleichsam sollten Umsteigevorgänge so weit wie möglich vermieden und, falls doch nötig, besser koordiniert werden.

Die Einführung der Stadtbahn, Saarbahn genannt, im Oktober 1997 veränderte das Liniennetz wieder stark, da einige Hauptverkehrsstraßen nun von der Bahn bedient wurden und (mit dem Ausbau der Saarbahn) immer mehr Buslinien als Zubringerlinien umfunktioniert werden mussten. Dadurch entstanden neben den bisherigen Knotenpunkten Hauptbahnhof und Dudoplatz noch Römerkastell, Brebach Bahnhof und Rastpfuhl sowie Riegelsberg Süd. Bis 2014 wurde die Saarbahn-Linie 1 (Stadtbahn) bis Lebach verlängert. Seitdem ist die Leistung an Busverkehren außerhalb des Stadtgebietes Saarbrücken von der Saarbahn GmbH aus wettbewerbsrechtlichen Gründen sehr stark an private Betreiber übergegangen wie in Riegelsberg, Heusweiler oder Quierschied an die Fa. Saar-Mobil GmbH & Co. KG.

Wie in den meisten größeren Städten wurde auch in Saarbrücken aus Kostengründen seit den 1990er-Jahren ein immer größerer Teil des Linienbetriebes an private Busunternehmer im Auftrag der GSS bzw. Saarbahn mit eigenen Bussen und Fahrern vergeben. Dies begann auf ausgewählten Linien, wurde aber immer mehr ausgeweitet. Die ersten Subunternehmer waren die Firmen Seibert, Feld, Fischer, Harz und Baron. Sie sind bis heute im Einsatz.

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Krieg wurden unter französischer Verwaltung zunächst Berliet- und Chausson-Busse sowie Obusse von Vetra beschafft. Die Beschaffung der Omnibusse nach Rückgliederung zu Deutschland um 1960 stammten meist von MAN (zunächst vor allem MAN 750 HOM „Metrobusse“). Abgesehen von Testwagen verschiedener Firmen gab es nur einen Mercedes (Gelenkbus, Wagen-Nummer 830) und einen Neoplan (Wagen-Nummer 299). Gelenkbusse, Typ MAN SG 192, wurden ab Anfang der 70er Jahre getestet und beschafft. Zur Linienumstellung 1988 wurden als Besonderheit in Deutschland Gelenkbusse (später auch sieben Standardbusse) von Renault angeschafft (insgesamt 43 RVI PR 180.2). Bis 2006 wurden sonst nur MAN-Fahrzeuge geordert (ab 1992 Niederflur- und ab 1995 Erdgasbusse); die letzten Neuanschaffungen sind Citaro-Busse von Mercedes. Bis in die 1990er-Jahre fuhr in Saarbrücken das sogenannte „Münchner Modell“ (MAN SL-200), diese Busse waren in Lackierung und Ausstattung denen der Stadtwerke München sehr ähnlich. Zeitweise gab es mit über 80 Erdgas-Fahrzeugen in Saarbrücken die größte Erdgas-Busflotte Deutschlands. Seit Mitte der 2000er-Jahre wendet man sich hiervon jedoch wieder ab. 2020 waren nur noch 19 Erdgas-Fahrzeuge, die beim Nachfolger Saarbahn GmbH im Einsatz sind. Seit 2015 werden wieder MAN-Busse beschafft. Stand 2020 sind 138 Busse und 28 Triebwagen im Besitz der GSS-Nachfolge Saarbahn GmbH.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 25 Jahre Straßenbahnen im Saartal. In: Deutsche Straßen- und Kleinbahn-Zeitung, 31. Jahrgang, Nr. 34 (24. August 1918), S. 266–270.
  • Die Saartal-Linien, Gesellschaft für Strassenbahnen im Saartal AG (Hrsg.): Hundert bewegte Jahre (1892–1992) Die Geschichte der Gesellschaft für Strassenbahnen im Saartal AG (Saartal-Linien). Verlag „Die Mitte“, Saarbrücken 1992, ISBN 3-921236-69-X.
  • Philipp, Markus: Nur ein kleines Stück Papier. Die Geschichte des Saarbrücker Fahrscheins. Saarbrücken 2019, ISBN 978-3-946036-92-0.
  • Saarbahn GmbH; Herrmann, Hans-Christian; Bauer, Ruth: Immer in Bewegung - Die Geschichte des Öffentlichen Personennahverkehrs in Saarbrücken. St. Ingbert 2017.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]