Samtmuscheln

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Glycymerididae)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Samtmuscheln

Meermandel (Glycymeris glycymeris)

Systematik
Klasse: Muscheln (Bivalvia)
Unterklasse: Autolamellibranchiata
Teilklasse: Pteriomorphia
Ordnung: Arcida
Überfamilie: Arcoidea
Familie: Samtmuscheln
Wissenschaftlicher Name
Glycymerididae
Deshayes, 1839

Die Samtmuscheln (Glycymerididae)[1] sind eine Muschel-Familie aus der Ordnung der Arcida.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gleichklappigen Gehäuse sind groß und meist annähernd gleichseitig, selten deutlich ungleichseitig (Unterfamilie Arcullaeinae). Wenn die Gehäuse ungleichseitig sind, stehen die Wirbel vor der Mittellinie. Im geschlossenen Zustand klaffen sie nicht. Sie sind im Umriss rundlich oder gerundet dreieckig. Der Hinterrand ist bei manchen Arten etwas abgestutzt. Die Wirbel sind vergleichsweise klein, orthogyr (senkrecht zur Körperlängsachse) oder prosogyr (leicht nach vorne eingerollt). Das Ligament sitzt äußerlich vor und hinter, oder nur vor den Wirbeln. Der Schlossrand ist mehr oder weniger deutlich gebogen (oder selten auch gewinkelt), mit zahlreichen senkrecht oder schief zum Schlossrand stehenden, geraden oder nach außen abgeknickten, kurzen Zähnen, die nach außen jeweils zunächst größer werden, ganz außen wieder kleiner werden. Es sind zwei etwa gleich große Schließmuskeln vorhanden.

Die Schale ist dick und schwer. Als Ornamentierung kommen radiale und/oder randparallele Elemente vor, auch fast glatte Gehäuse. In der Unterfamilie Arcullaeinae zieht ein Kiel vom Wirbel zum Hinterende.

Im Mantelrand sitzen bei vielen Arten lichtempfindliche Flecke mit Sinneszellen (Augen). Der Fuß ist ohne Byssusdrüse (bzw. wird die Byssusdrüse im Verlauf der Ontogenese reduziert).

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie ist weltweit verbreitet. Der Schwerpunkt der Diversität liegt jedoch sehr deutlich in den wärmeren Meeren.

Die Arten leben grabend im Sediment, vom Gezeitenbereich bis in den bathyalen Bereich (unter 1000 m Wassertiefe), meist jedoch im flacheren Wasser auf den Schelfen und in Küstennähe.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde bereits 1839 von Gérard Paul Deshayes als (Quatrième Famille) Les Glycymerides aufgestellt.[2] Die Familie wurde in latinisierter Form auch Deshayes zugeschrieben (vgl. Schaufuss[3] oder Bucquoy, Dautzenberg & Dollfuss, 1882–1898[4]). Derzeit wird die Familie in die zwei Unterfamilien Glycymeridinae und Arcullaeinae unterteilt; letztere ist ausgestorben und reicht von der Unter- bis zur Oberkreide.[5][6] Die Einteilung der Unterfamilie Glycymeridinae folgt der MolluscaBase.[7]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • S. Peter Dance, Rudo von Cosel (Bearb. der deutschen Ausgabe): Das große Buch der Meeresmuscheln. 304 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1977, ISBN 3-8001-7000-0, S. 225
  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., 340 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997, ISBN 3-8001-7332-8 (S. 132)
  • Fritz Nordsieck: Die europäischen Meeresmuscheln (Bivalvia). Vom Eismeer bis Kapverden, Mittelmeer und Schwarzes Meer. 256 S., Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1969 (S. 25)
  • Guido Poppe, Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck), ISBN 3-925919-10-4 (S. 45)
  • Norman D. Newell: Family Glycymerididae Dall, 1908. In: Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Mollusca, 6, Bivalvia 2. S.N692-N698, New York, 1969.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. www.spektrum.de Lexikon der Biologie: Samtmuscheln
  2. Gérard Paul Deshayes: Traité élémentaire de conchyliologie : avec les applications de cette science à la géologie. 824 S., Crochard, Paris 1839 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 124)
  3. Ludwig Wilhelm Schaufuss: Molluscorum systema et catalogus. System und Aufzählung sämmtlicher Conchylien der Sammlung von Dr. Paetel. XIV + 119 S., Oscar Weiske, Dresden 1869 Online bei Google Books (S. 18)
  4. Bucquoy, E. - Philippe Dautzenberg, Ph., Gustave Frédéric Dollfus: Les mollusques marins du Roussillon.J.-B. Baillière, Paris 1882-1898. Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 589)
  5. Joseph G. Carter, Cristian R. Altaba, Laurie C. Anderson, Rafael Araujo, Alexander S. Biakov, Arthur E. Bogan, David C. Campbell, Matthew Campbell, Chen Jin-hua, John C. W. Cope, Graciela Delvene, Henk H. Dijkstra, Fang Zong-jie, Ronald N. Gardner, Vera A. Gavrilova, Irina A. Goncharova, Peter J. Harries, Joseph H. Hartman, Michael Hautmann, Walter R. Hoeh, Jorgen Hylleberg, Jiang Bao-yu, Paul Johnston, Lisa Kirkendale, Karl Kleemann, Jens Koppka, Jiří Kříž, Deusana Machado, Nikolaus Malchus, Ana Márquez-Aliaga, Jean-Pierre Masse, Christopher A. McRoberts, Peter U. Middelfart, Simon Mitchell, Lidiya A. Nevesskaja, Sacit Özer, John Pojeta, Jr., Inga V. Polubotko, Jose Maria Pons, Sergey Popov, Teresa Sánchez, André F. Sartori, Robert W. Scott, Irina I. Sey, Javier H. Signorelli, Vladimir V. Silantiev, Peter W. Skelton, Thomas Steuber, J. Bruce Waterhouse, G. Lynn Wingard, Thomas Yancey: A Synoptical Classification of the Bivalvia (Mollusca). Kansas University Paleontological Contributions, 4: 1-47, Lawrence, Kansas, USA 2011, ISSN 1946-0279 PDF
  6. Philippe Bouchet, Jean-Pierre Rocroi, Rüdiger Bieler, Joseph G. Carter, Eugene V. Coan: Nomenclator of Bivalve Families with a Classification of Bivalve Families. Malacologia, 52(2): 1-184, 2010 doi:10.4002/040.052.0201
  7. MolluscaBase: Glycymerididae Dall, 1908 (1847)