Gontard (Familie)

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Die Familie Gontard ist eine Familie, die sich um 1700 im Zuge der Flucht hugenottischer Familien aus Grenoble in Deutschland ansiedelte. Der Frankfurter Zweig wurde zu einer wichtigen Frankfurter Bankiers-Familie, im Berliner Zweig dominierten die Militärs.

Die Ursprünge

Die Familie Gontard war eine adlige Familie im Dauphiné in Frankreich. Im Rahmen der Hugenottenverfolgung emigrierten mehrere Familienmitglieder nach Deutschland. Stammvater dieser Familien ist Etienne Gontard (gestorben 1681 in Grenoble).

Die Frankfurter Linie

Generation 1

Peter (Pierre) Gontard, am 6. Februar 1662 in Grenoble als Sohn von Etienne Gontard geboren, verließ infolge des Widerrufs des Ediktes von Nantes Frankreich, obwohl er damit sein Vermögen und seine Aufgabe als Parlamentsrat opferte. Dieses Schicksal teilte er mit vielen hugenottischen Familien. Er ließ sich in Frankfurt am Main nieder. Er heiratete 1697 in Frankfurt Sophie von Stein (geboren 1668). Er starb am 16. Dezember 1725.

Generation 2

Sohn Jakob Friedrich Gontard (1702–1766) war der Gründer des Bank- und Warengeschäftes Iacob Friedrich Gontard und Söhne, welches bald einen sehr guten Ruf genoss.

Generation 3

Jakob Friedrich Gontard hatte vier Söhne und vier Töchter. Daniel (1727–1787) heiratet Susanna d'Orville aus einer anderen hugenottischen Familie von Bankiers und Geschäftsleuten in Frankfurt. Sie brachte das Gontardsche Puppenhaus in die Familie. Johann Jacob Gontard (1739–1819) ging nach Wien und wurde dort Associs im Bankgeschäft von Graf Fries[1]. Johann Jacob Gontard wurde 1768 geadelt und 1780 in den Freiherrenstand erhoben. Diese Adelung galt eigentlich auch für seine Geschwister in Frankfurt, die aber von dem Adelsbrief nie Gebrauch machten.

Generation 4

Jakob Friedrich Gontard-Borkenstein (1764–1843), Sohn von Daniel Gontard und Gatte von Susette geborene Borkenstein (1769–1802, Hölderlins Diotima), war seit 1786 Teilhaber der Firma Jakob Friedrich Gontard & Söhne und vertrat seit 1823 deren Interessen in Paris. Franz Gontard, Sohn von Daniel Gontard, heiratet Barbara Wichelhausen.

Generation 5

Marie Gontard (1788–1883), Tochter von Franz, heiratete (den katholischen) Johann Peter Belli. Nach ihrer Heirat nannte sie sich Maria Belli-Gontard. Sie ist bekannt als Schriftstellerin und Historiographin.

Die Berliner Linie

Generation 1

Die Berliner Linie startet mit Anton Gontard (geb. ca 1670), der wahrscheinlich der Bruder von Pierre Gontard von der Frankfurter Linie ist. Er ließ sich nach seiner Flucht in Mannheim nieder. Er hatte vier Söhne.

Generation 2

Sohn Alexander Ludwig Gontard (1708–1747) war Ballettmeister am Mannheimer Hof und später in Bayreuth.

Generation 3

Sohn Carl Christian Philipp Gontard (1731–1791) erhielt zuerst auch eine Ausbildung als Ballettmeister, dann aber als Baumeister und wurde ein bekannter Architekt. Er erhielt 1767 zusammen mit seinem Bruder Paul Ferdinand den Reichsadel.

Generation 4

Carl Friedrich Ludwig von Gontard (1764–1839), Sohn des Architekten Carl von Gontard, war Platzmajor in Berlin und wurde Berliner Ehrenbürger.

Persönlichkeiten

  • Susette Gontard; enge Freundin des Dichters Friedrich Hölderlin, der als Erzieher des Sohnes Henry Gontard angestellt war.
  • Maria Belli-Gontard war eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin und Historiographin. Bekannt wurde sie auch als Sammlerin u. a. von Anzeigen der Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (Frankfurter Intelligenzblatt) sowie von Artikeln der ersten Zeitungen der Welt.

Die Bank

1726 – Jakob Friedrich Gontard gründet das Handelshaus Jakob Friedrich Gontard & Söhne, das auch Bankgeschäfte betreibt. 1815 – Heinrich Gontard (1787–1826), Sohn von Susette Gontard, gliedert einen Teil des Bankgeschäfts in die Heinrich Gontard & Co. aus. 1998 – Das Bankhaus Gontard fusioniert mit der 1926 gegründeten Metallbank AG zur Gontard & Metallbank AG. 2002 – Nach Fehlinvestitionen im Neuen Markt wird über die Gontard & Metallbank AG das Insolvenzverfahren eröffnet.

Literatur

Bezüge zur Familie

Einzelnachweise

  1. Ingrid Mittenzwei, Zwischen gestern und morgen: Wiens frühe Bourgeoisie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, S.48