Gutsbezirk Degenershausen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Januar 2013 um 12:09 Uhr durch Giftmischer (Diskussion | Beiträge) (→‎Geschichte des Ortes: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Degenershausen
Koordinaten: 51° 41′ N, 11° 18′ OKoordinaten: 51° 41′ 13″ N, 11° 18′ 11″ O
Postleitzahl: 06463
Vorwahl: 034743
Landschaftspark Degenershausen

Der Gutsbezirk Degenershausen wurde 1872 entsprechend der preußischen Kreisordnung von 1872 zum selbstständigen Gutsbezirk und damit einem Rittergut gleichgestellt. 1928 wurde der Gutsbezirk durch Gesetz vom 27. Dezember 1927 aufgelöst. Das Gut gehörte danach zur Gemeinde Wieserode, jetzt Ortsteil von Falkenstein, Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt. Besitzer des Gutes waren während dieser Zeit als Fideikommissherren Hans-Heinrich Freiherr von Bodenhausen-Degener (1839–1912), Eberhard Freiherr von Bodenhausen-Degener (1868–1918) und Hans Wilke Freiherr von Bodenhausen-Degener (1901–1937).

Geschichte des Ortes

Ursprünglich gehörte das Gebiet des späteren Gutsbezirks Degenershausen dem preußischen Fiscus, das von der Oberförsterei Friedrichshohenberg bei Ermsleben verwaltet wurde. Als Nachwirkung der napoleonischen Besetzung waren die preußischen Finanzen stark zerrüttet. Aus diesem Grunde wurden einige Gebiete versteigert, die für die Krone unrentabel waren. Dazu gehörte das Forstrevier Friedrichshohenberg. Der Amtsrat Johann Christian Degener (1775–1854) erwarb 1834 das Forstrevier von der Königlich-Preußischen Regierung in Merseburg. Weitere Flächen wurden noch dazugekauft. In der Folgezeit wurden Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet. Eine Ziegelei wurde 1836/37 an dem Weg nach Meißdorf errichtet. Sie wurde 1914 geschlossen. Im Jahr 1841 bekommt der Besitz den Namen Degenershausen mit Forstrevier Friedrichshohenberg. Degeners Tochter Amalie (1813–1843) heiratete 1833 den Königlich-Preußischen Kammerherrn Hans Constantin Freiherr von Bodenhausen (1799–1862). Der Ehe entsprossen sieben Kinder. Johann Christian Degener verfügte testamentarisch unter anderem, dass aus diesem Besitz ein Fideikommiss gebildet wird, und der Erbe des Fideikommiss zum Namen Bodenhausen den Zusatz ‚Degener‘ tragen muss. Eine weitere Forderung war die Errichtung eines Denkmals nahe des Wohnhauses. Realisiert wurde die letzte Forderung als gusseiserner Obelisk durch die Herzoglich Bernburgische Eisenhütte 1860 (abgerissen 1968, neu errichtet 1993). Die Inschrift am Obelisk lautete:

„Dem Stifter des Fideikommisses Degenershausen und Rüben * Johann Christian Degener * geb. Braunschweig 28. September 1775 * gest. zu Leipzig 22. November 1834“.

Der 1. Erbe war der Enkel Hans Heinrich von Bodenhausen-Degener (1839–1912). Er heiratete 1865 in Bridgeport-Connecticut Frances Brooke (1838–1903) geborene Livingston Butler. Der Ehe entsprangen zwei Kinder, Eleonore (1867–1941) und Hans Eberhard (1868–1918). Der 2. Erbe Hans Eberhard Freiherr von Bodenhausen-Degener heiratete 1897 Dora Gräfin von Degenfeld-Schonburg (1877–1969). Der Ehe entsprangen drei Kinder, Karin (1898–1920), Hans Wilke (1901–1937) und Julie (1902–1951). Gäste in Degenershausen in dieser Zeit waren unter anderen Rudolf Borchardt, Henry van de Velde, Rudolf Alexander Schröder, Harry Graf Kessler, Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Pannwitz. In den Jahren 1912-1914 wird Park auf 54 Morgen erweitert, das Forsthaus und das Doppelwohnhaus neu errichtet. Der 3. Erbe war Hans Wilke Freiherr von Bodenhausen-Degener. Er heiratete 1925 Anga Gräfin von Douglas (1900–1976). Der Ehe entsprang die Tochter Reinhild (1932).

Im Jahr 1919 werden die Familienfideikommisse in Deutschland aufgehoben. In der Zeit bis 1926 wird der zum Gutshaus heute noch bestehende Landschaftspark angelegt. 1928 fiel das ehemalige Fideikommissgut Degenershausen laut Erbvertrag an Kraft von Bodenhausen in Burgkemnitz. Dieser schenkte es 1938 an seinen Sohn Bodo Eberhard. Am 3. September 1945 wird das Gut enteignet. Nach Kriegsende wurden Heimatvertriebene im Gutshaus einquartiert, danach war es zeitweise Erholungsheim für Verfolgte des Naziregimes und dann Kinderheim. Im Jahr 1953 wurde im Gutshaus eine Zentralschule für die umliegenden Dörfer eingerichtet, die später in eine Polytechnische Oberschule umgewandelt wurde, die bis 1972 bestand. Danach stand das Haus leer und verfiel zunehmend, bis es trotz Denkmalschutz abgerissen wurde. Von den Wirtschaftsgebäuden des Gutes ist noch eine Scheune erhalten, die heute als Besucherzentrum für den Landschaftspark genutzt wird.

Literatur

  • Maria von Katte: Der Park von Degenershausen und seine Menschen - Eine Chronik der Jahre 1806-2012. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Privatdruck, Wolfenbüttel 2012.
  • Georg Langlotz: Zwischen Selke und Wipper - Dörfer und Städte des Unterharzes, bekanntes und unbekanntes zu ihrer Geschichte. Selke Wipper GbR, ISBN 978-3-00-020316-9