Hans Schimpf

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Hans Schimpf (* 1890; † 10. April 1935 in Breslau) war ein deutscher Offizier und Nachrichtendienstler. Er war von 1933 bis 1935 Leiter des sogenannten Forschungsamtes, einem vom Reichsluftfahrtministerium eingerichteten Nachrichtendienst.

Leben und Tätigkeit

Schimpf, Sohn des Unternehmers Ernst Schimpf, trat in jungen Jahren in die Marine ein, in der er bis 1933 den Rang eines Korvettenkapitäns erreicht hatte.

Im April 1933 übernahm Schimpf die Leitung des sogenannten Forschungsamtes, eines mit der Überwachung und Abhörung von Telefongesprächen und Telegrammen beauftragten Nachrichtendienstes, der zu diesem Zeitpunkt auf Betreiben des damaligen Reichskommissars für Luftfahrt im Reichskommissariat für Luftfahrtwesen (späteres Luftfahrtministerium) eingerichtet wurde. Als Sitz des Forschungsamtes dienten zunächst Räumlichkeiten in der Berliner Behrenstraße. Im April 1935 folgte der Umzug in die Schillerstraße. Im selben Jahre versuchte Reinhard Heydrich, der Chef des mit Görings Forschungsamt konkurrierenden Sicherheitsdienstes der SS, Schimpf davon zu überzeugen, in den Dienst der SS zuwechseln, was dieser aber ablehnte. Stattdessen soll Heydrich versucht haben Schimpf aufgrund seiner zahlreichen außerehelichen Affären zu erpressen

Schimpf starb 1935 unter ominösen Umständen in einem Breslauer Hotel. Die verbreitetste Version ist, dass er seine Geliebte erschoss und sich anschließend das Leben nahm. Abweichende Berichte sprechen davon, dass er von einem tschechischen Agenten getötet worden sei. Der Öffentlichkeit gegenüber wurde demgegenüber erklärt, Schimpf sei bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Jonathan Petropoulos, der sich in einer Monographie über Adelige während der NS-Zeit u.a. auch mit Schimpfs Nachfolger, dem Prinzen Christoph von Hessen befasste, vertritt die Auffassung, dass das wahrscheinlichste Szenario eine Ermordung Schimpfs im Auftrag Heinrich Himmlers und Reinhard Heydrichs sei, die Schimpfs Nachrichtendienst als eine unliebsame Konkurrenz zu dem ihnen unterstehenden Sicherheitsdienst der SS gesehen hätten. Nigel West spricht demgegenüber als dem Verlust geheimhaltungswürdiger Unterlagen während des Umzuges von der Behrenstraße in die Schillerstraße als dem Anlass aus dem Schimpf sich selbst das Leben genommen habe.

Literatur

  • Heinz Höhne: Die Zeit der Illusionen, 1994, S. 97.
  • Nigel West: Historical Dictionary of Signals Intelligence, S. 95f.
  • Jonathan Petropoulos: Royals and the Reich. The Princes von Hessen in Nazi Germany, 2006, S. 130f.
  • Anonymus: "Neuer Fememord der Gestapo aufgedeckt. Marineleutnant a.D. Schimpf bei Berlin erschossen aufgefunden - Ein Mitwisser vieler Geheimnisse beseitigt", in: Pariser Tageblatt vom 10. Mai 1935. (Digitalisat)