Heidelberger Künstlerinnenpreis

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Der Heidelberger Künstlerinnenpreis[1] ist ein Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg. Er ist weltweit der einzige Preis, der ausschließlich an Komponistinnen vergeben wird.

1987 von Roswitha Sperber gegründet, wird der Preis seit 2007 als städtischer Musikpreis von der Stadt Heidelberg verliehen und vom Theater und Orchester Heidelberg ausgerichtet, das jeweils ein Orchesterwerk der Preisträgerin im Rahmen eines Philharmonischen Konzertes zur Aufführung bringt. Der Deutschlandfunk als langjähriger Medienpartner zeichnet das Konzert der Preisträgerinnen auf und sendet es bundesweit zeitversetzt, gemeinsam mit einem Feature über die ausgezeichnete Komponistin.

Heidelberger Künstlerinnenpreis

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Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte

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1986 gründete die Sängerin Roswitha Sperber zusammen mit der Komponistin Violeta Dinescu und dem Wirtschaftswissenschaftler Kurt Bruch sowie weiteren an dem Thema Interessierten das selbstständige Kulturinstitut Komponistinnen gestern-heute Heidelberg e. V. Die Initiative entstand durch das Bedürfnis, die bislang vernachlässigten Werke von Komponistinnen aufzuführen und somit in den Musikbetrieb einzuführen. Sitz des Vereins war das Schlosshotel Molkenkur über Heidelberg mit Tagungsräumen und Konzertsaal samt Bösendorferflügel. Dem Festival Komponistinnen heute, später auch genannt GegenWelten Festival, war das Ensemble für zeitgenössische Musik angeschlossen, damals das einzige vom Deutschen Musikrat kontinuierlich geförderte Ensemble für zeitgenössische Musik. Das Büro zog später in Räume des städtischen Amtes für Frauenfragen in der Altstadt Heidelberg, Theaterstrasse 11. Das GegenWelten Festival war damals das einzige vom Land Baden-Württemberg geförderte Festival in Heidelberg und das einzige vom Land Baden-Württemberg geförderte Festival für zeitgenössische Musik in Nordbaden.

Der Musikwissenschaftler Detlef Gojowy, Mitarbeiter des WDR und in dessen Nachfolgerin Nanny Drechsler von der Musikhochschule Karlsruhe, die schon früh in der Genderforschung aktiv war, wurden in den Vorstand des Vereins berufen. Finanzvorstand waren Kurt Bruch und in dessen Nachfolge der Jurist Hans Jürgen Heinrich. Im Kuratorium vertreten waren neben dem Vorstand der Kulturbürgermeister der Stadt Heidelberg Jürgen Beß und Ludwig Finscher, Direktor des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg. Nach Finschers Emeritierung nahm Silke Leopold seinen Platz ein. Dorothea Redepenning war im wissenschaftlichen Beirat.

Zusammenarbeiten entwickelten sich insbesondere mit dem Kantorat der Heiliggeistkirche Heidelberg unter Kirchenmusikdirektor Peter Schumann. Punktuell entstand auch eine Kooperation mit dem Theater und Orchester Heidelberg sowie organisatorisch mit dem Heidelberger Kunstverein.

Finanzierung und Preise

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Das Unternehmen erhielt nach anfänglicher Projektförderung bei der Stadt Heidelberg 1991 eine feste Haushaltsstelle und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWFK) anteilig entsprechende finanzielle Zuschüsse sowie projektgebundene Mittel vom Auswärtigen Amt. Vom MWFK erhielt das Heidelberger Festival Ensemble über die Jahre ca. 100.000 Euro für Kompositionsaufträge und das Kulturinstitut e. V. einmalig 5.000 Euro vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Mit diesen 5.000 Euro gründete 1987 Roswitha Sperber zusammen mit dem Festival und dem Festival Ensemble den Heidelberger Künstlerinnenpreis. Für die zweite Preisvergabe 1990 konnte Roswitha Sperber das Bundesministerium für Familie und Jugend gewinnen, ab dem dritten Preis bis 2.000 Euro die Stadt Heidelberg unter Oberbürgermeisterin Beate Weber-Schuerholz. 2002 spendete Roswitha Sperber persönlich das Preisgeld, die Preisurkunde übergab 2002 Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle. 2003 und 2005 übernahm die Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis die Preisvergabe und die Finanzierung und ab 2007 wieder die Stadt Heidelberg mit vom Gemeinderat genehmigter städtischer Satzung.

Der Preis bestand aus dem Preisgeld in der Höhe von 5.000 Euro und in einem Konzert mit Werken der Preisträgerin, nach Möglichkeit mit der Uraufführung eines Kompositionsauftrags durch das Heidelberger Festival Ensemble für zeitgenössische Musik mit Übergabe der Preisurkunde mit anschließend Empfang der Stadt Heidelberg. 2024 wurde das Preisgeld vom Gemeinderat auf 10.000 Euro verdoppelt.[2] Seit 2007 spielt das Konzert für die Preisträgerin das Philharmonische Orchester der Stadt Heidelberg im Rahmen eines der Philharmonischen Konzerte. Die Konzerte wurden von Anfang an vom Rundfunk aufgezeichnet, zu Beginn 1987 vom Süddeutschen Rundfunk, danach vom SWR und ab 2002 bis heute vom Deutschlandfunk unter der Redaktion Frank Kämpfer.

Die Preisträgerinnen wurden von 1987 bis 2002 vom Kuratorium des Kulturinstituts bestimmt, 2003 und 2005 vom Kuratorium der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis und seit 2007 von einer Jury, deren Mitglieder laut städtischer Satzung vom Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg berufen werden und deren Vorsitzender er ist. Intendant und Generalmusikdirektor sind kraft Amtes Mitglieder der Jury.

Die Preisskulptur aus Bronze „Ewige Sehnsucht nach Vollkommenheit“[3] aus der Serie „Gebrochenes Ganzes“ ist ein Werk des Heidelberger Bildhauers Günter Braun und wurde von Roswitha Sperber gestiftet.[4]

Preisträgerinnen

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  • Roswitha Sperber (Hrsg.): Visionen — Aufbrüche. Der Weg ins 21. Jahrhundert. 25 Jahre Heidelberger Künstlerinnenpreis — Musikpreis der Stadt Heidelberg. Verl. Das Wunderhorn, Heidelberg, 2012. ISBN 978-3-88423-396-2

Einzelnachweise

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  1. Heidelberger Künstlerinnenpreis. Theater Heidelberg, abgerufen am 26. Mai 2024.
  2. Preisgeld des Heidelberger Künstlerinnenpreis wird auf 10.000 Euro verdoppelt. Heidelberg.de, abgerufen am 26. Mai 2024.
  3. Christina Deinsberger: Erwecken und Zerstören. In: ruprecht – Heidelberger Studierendenzeitung, 28. Februar 2015, abgerufen am 26. Mai 2024.
  4. Heidelberger Künstlerinnenpreis. In: kulturpreise.de, abgerufen am 26. Mai 2024
  5. Interview mit Karola Obermüller, Preisträgerin des Heidelberger Künstlerinnenpreis 2021, Neue Musik Leben, abgerufen am 26. Mai 2024
  6. Heidelberger Künstlerinnenpreis an Farzia Fallah, Preisverleihung Archiv Frau & Musik, abgerufen am 26. Mai 2024
  7. Klassik Heute: Heidelberger Künsterinnenpreis für Kathrin A. Denner. In: klassik-heute.de. Abgerufen am 27. Mai 2024.
  8. Heidelberger Künstlerinnenpreis 2025 für Sarah Nemtsov nussbaum.,de, abgerufen am 26. Mai 2024.