Heilig-Kreuz-Kirche (Fröttmaning)
Heilig Kreuz Fröttmaning | |
Basisdaten | |
Konfession | römisch-katholisch |
Ort | München-Fröttmaning, Deutschland |
Diözese | Erzbistum München und Freising |
Patrozinium | Heilig Kreuz |
Baubeschreibung | |
Baustil | Spätromanik |
Bautyp | Chorturmkirche |
Funktion und Titel | |
48° 13′ 4″ N, 11° 37′ 49″ O |
Die katholische Filialkirche Heilig Kreuz ist der älteste erhaltene Kirchenbau im Stadtgebiet München und das einzige Zeugnis des Dorfes Fröttmaning, das heute de facto eine Wüstung ist.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heilig Kreuz Fröttmaning (Kurt-Landauer-Weg 8) liegt östlich der A 9, etwas südlich des Autobahnkreuzes München Nord der A 99 und A 9 und nördlich des Fröttmaninger Berges, des früheren Müllberges.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte der Kirche beginnt vor 815, der urkundlichen Ersterwähnung Fröttmanings. Eine Schenkungsurkunde im Zusammenhang mit der Kirche aus dem Jahr 815 ist die älteste Urkunde im Bayerischen Staatsarchiv. Der Fröttmaninger Adelige Situli schenkte damals eine hölzerne Kirche samt zugehörigem Ackerland dem Freisinger Bistum, diese wurde von Bischof Hitto von Freising daraufhin geweiht.[1] Der heutige spätromanische Bau mit seinen dicken Mauern entstand zum größten Teil zu Anfang des 13. Jahrhunderts und wurde später ergänzt. Seit dem Abbruch der Jakobskirche 1955 gibt es in der Münchner Innenstadt keine romanischen Bauwerke mehr, auch daher ist die Heilig-Kreuz-Kirche vor anderen ehemaligen Dorfkirchen ein wichtiges Zeugnis der romanischen Architektur in der Stadt. Weiter ist Heilig Kreuz der älteste vollständig erhaltene Kirchenbau im Münchner Stadtgebiet.
In den 1930er Jahren wurde Heilig Kreuz Filialkirche von St. Albert München-Freimann.
Mehrmals war die Kirche von Abbruch bedroht. Beim Bau des Münchner Autobahnringes erreichten dann einsatzbereite Bürger unter Leitung des Kirchenpflegers von St. Albert, Ludwig Maile, die Verschiebung des Autobahnkreuzes München-Nord, dessen Abzweigung Richtung Salzburg den ursprünglichen Planungen zufolge genau über Friedhof und Kirche verlaufen wäre. Seit dem Abbruch der letzten Höfe für den Autobahnbau 1969 steht Heilig Kreuz frei. Bis 1971 verwahrloste die Kirche und wurde ausgeplündert und geschändet. Wertvolle Kunstwerke und die beiden Glocken aus dem 15. Jahrhundert gingen verloren. 1984 wurden Pläne konkret, die den Müllberg bis zur Kirchenmauer erweitern wollten. Nach Bürgerprotesten wurde jedoch dieser Plan zurückgenommen. Später setzte sich die Bürgerinitiative ein drittes Mal für die Kirche ein, diesmal für die Berücksichtigung des kirchlichen Baudenkmals im Bebauungsplan der nahe gelegenen Allianz Arena. Die Rettungsstraße samt ihrer Brücke musste zweihundert Meter nach Süden verlegt werden.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Heilig-Kreuz-Kirche ist eine der für das Bistum Freising damals typischen Chorturmkirchen. Der romanische Turm mit Rundbogenfenstern und Fries ist achtzehn Meter hoch, die Kirche selbst ist fünfzehn Meter lang und fast sieben Meter breit. Der mit Schießscharten versehene einstige Wehrgang ist im Maueransatz im Inneren noch zu erkennen.
Besonders selten und einzigartig in Deutschland sind die direkt auf die roten Ziegel des Innenraumes mit Kalkfarbe gemalten romanischen Fresken, die 1981 bei Renovierungsarbeiten entdeckt und teilweise freigelegt wurden. Die gemalten Kreise um einen Lebensbaum symbolisieren die Sonne. Bei einer der Wandmalereien handelt es sich um die älteste Christus-Darstellung in Bayern. Die übrige Ausstattung der Kirche stammt vorwiegend aus der Barockzeit. Das von Asamschülern um 1740 gemalte Deckenfresko zeigt die Verehrung des Heiligen Kreuzes, das Kaiser Herakleios 629 aus Jerusalem zurückbrachte.
Kunst am Bau: Versunkenes Dorf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Kunst am Bau für die Allianz Arena lobte die städtische „Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum“ einen internationalen Wettbewerb aus; dabei wurde der Fröttmaninger Berg in den Wettbewerbsbereich einbezogen. Am 29. Juni 2004 empfahl die Kommission einstimmig den Vorschlag des Münsteraner Künstlers Timm Ulrichs zur Realisierung.
Das Verschwinden von Fröttmaning steht dabei als Thema im Mittelpunkt. Etwa 150 Meter südlich von Heilig Kreuz wurde 2006 ein nicht begehbarer Doppelgänger der romanischen Kirche in Originalgröße aus bemalten Betonfertigteilen geschaffen. Das surreal-melancholische Kunstwerk „Versunkenes Dorf“ am Fuße des Fröttmaninger Bergs thematisiert als eine Art Verlustanzeige das Verschwundene an diesem Ort. Die Kopie wurde so eingerichtet, dass das Bauwerk vom Berg halb verschüttet zu sein scheint.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernd Meier, Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat St. Albert (Hrsg.): Heilig Kreuz Fröttmaning 815–1990. Als Jubiläumsband herausgegeben anläßlich der 1175-Jahr-Feier. Selbstverlag, o. O. [München] 1990.
- Jakob Wetzel: Im Nirgendwo: Heilig Kreuz ist die wahrscheinlich älteste, ganz sicher aber die erstaunlichste Kirche im Münchener Stadtgebiet. An diesem Wochenende feiert sie ihr 1200-jähriges Jubiläum, in: Süddeutsche Zeitung, 17. April 2015, Seite R5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm Störmer: Früher Adel. Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 11. Jahrhundert. Bd. 2 Hiersemann, Stuttgart 1973 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters Bd. 6,2) S. 372, 384 und 390.