Hermann Schaaffhausen

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Hermann Schaaffhausen
Hermann Schaaffhausen
Datei:Villa Schaaffhausen 02.jpg
Villa Schaaffhausen Bad Honnef
von der Kratzgasse gesehen
(Richard Huhnen 1923)

Hermann Schaaffhausen (* 19. Juli 1816 in Koblenz; † 26. Januar 1893 in Bonn) war ein deutscher Anthropologe.

Leben

Studium

Hermann Schaaffhausen – Sohn des Geschäftsmannes Hubert Josef Schaaffhausen und Anna Maria Wachendorf aus Koblenz – studierte Medizin in Berlin und Bonn, bevor er 1844 habilitierte und im gleichen Jahr einem Ruf an die Bonner Universität folgte. Er lehrte die Fächer Physiologie und Anthropologie.

Publikationen

  • Über Beständigkeit und Umwandlung der Arten. In: Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins. Bonn 1853
  • Zur Kenntnis der ältesten Rasseschädel („Neanderthalschädel“). In: Müllers Archiv. 1858
  • Über die Urform des menschlichen Schädels. Bonn 1869
  • Die anthropologischen Fragen der Gegenwart. In: Archiv für Anthropologie. 1868
  • Über die Methode der vorgeschichtlichen Forschung. In: Archiv für Anthropologie. 1871
  • Der Schädel Raphaels. In: Archiv für Anthropologie. 1883
  • Anthropologische Studien. In: Archiv für Anthropologie. 1885
  • Der Neanderthaler Fund. In: Archiv für Anthropologie. 1888

Schaaffhausen und der Neandertaler

1857 untersuchte Schaaffhausen zusammen mit dem Anatom Franz Josef Mayer die Knochen des Erstfundes eines Neandertalers und berichtete erstmalig am 4. Februar 1857 auf einer Versammlung der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn darüber. Dort zeigte er einen Gipsabdruck des von Johann Carl Fuhlrott im Neandertal bei Mettmann gefundenen Schädeldachs. Im Winter 1857 reiste Fuhlrott selbst nach Bonn, um seine Fossilien dort persönlich zu übergeben. Mayer war es wahrscheinlich, der verästelte Metallablagerungen, so genannte Dendriten, an den Knochen feststellte. Diese deuteten aus seiner Sicht auf ein hohes Alter hin. Mayer konnte sich in der folgenden Zeit aus krankheitsbedingten Gründen nicht mehr um die Funde kümmern und überließ Schaaffhausen die weitere Auswertung. Der verglich sie mit verschiedenen neolithischen Funden aus Mecklenburg, mit denen zusammen er sie „mit Wahrscheinlichkeit ... einem rohen Urvolk“ zuschrieb, „...welches vor den Germanen das nördliche Europa bewohnt hat, ... eine weite Verbreitung hatte ... und mit der Urbevölkerung von Britannien, Irland und Skandinavien ... verwandt war“.[1] Im Gegensatz zu Fuhlrott war Schaaffhausen jedoch nicht bereit, dem Fund ein eiszeitliches Alter zuzugestehen.

Besonders Rudolf Virchow jedoch bestritt, dass es sich bei dem Fund um einen fossilen Menschen, einen Frühmenschen handele und glaubte, die besondere Form des Knochen sei durch eine rachitische Erkrankung hervorgerufen. Es ist Hermann Schaaffhausen zu verdanken, dass das Skelett nicht nach England verkauft wurde, sondern sich heute noch im Besitz des Rheinischen Landesmuseums befindet. 1889 wurde er Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.

Mitbegründer des Rheinischen Landesmuseums

Schaaffhausen kann als wichtiger Mitbegründer der modernen physischen Anthropologie gesehen werden. Dies betrifft sowohl besondere Teilgebiete des Faches, wie z. B. die Paläoanthropologie, als auch die Institutionalisierung dieser Wissenschaft in Gesellschaften. Er war Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie und Mitherausgeber der Zeitschrift Archiv für Anthropologie.

Die Verteidigung des Neandertalers als besondere Menschenform kostete ihn seine akademische Karriere: So blieb er, trotz vielfältiger Eingaben an das Ministerium, bis zu seinem 50. Doktorjubiläum außerordentlicher Professor, d. h. ohne Sitz und Stimme in der Fakultät.

Datei:Villa Schaafhausen.jpg
Villa Schaaffhausen, 2006

Schaaffhausen war Mitbegründer des Rheinischen Landesmuseums. Er bewohnte eine großzügige Villa bei Honnef, heute Bad Honnef, die noch heute existiert und nach Schaaffhausens Tod von seiner Tochter der Erzdiözese Köln vermacht wurde. Prinz Wilhelm von Preußen war dort während seiner Bonner Studienzeit häufig zu Gast und wohnte zeitweise dort. 1876 pflanzte er selbst die „Kaisereiche“ im Garten der Villa.

1893 starb Hermann Schaaffhausen in Bonn. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof.

Quellen

  1. Verhandlung des naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande und Westphalens. 16. Jahrgang, Neue Folge, 6. Jahrgang, Bonn 1859, S, 153

Literatur

  • Ursula Zängl-Kumpf: Hermann Schaaffhausen (1816–1893) – die Entwicklung einer neuen physischen Anthropologie im 19. Jahrhundert. Hrsg. Rita G. Fischer, Frankfurt (Main) 1990, ISBN 3-89406-115-4