Hugo von Rümelin

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Gustav Friedrich Hugo Rümelin, später von Rümelin, (* 2. August 1851 in Heilbronn; † 13. Juni 1932 ebenda) war ein deutscher Bankier. Er war Mitinhaber und Geschäftsführer des Heilbronner Bankhauses Rümelin & Co. und von 1908 bis 1929 Präsident der Handelskammer Heilbronn. Von 1883 bis 1919 gehörte er in Heilbronn dem Bürgerausschuss und dem Gemeinderat an, 1913 bis 1918 war er als Vertreter von Handel und Industrie Mitglied der württembergischen Kammer der Standesherren.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegelmarke Bankhaus Rümelin & Co.

Rümelin war der Sohn des Heilbronner Bankiers Richard Rümelin (1818–1880) und dessen Frau Christiane „Nanette“ Auguste Johanna Cloß (1819–1902). Er hatte neun Geschwister, von denen vier früh starben. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter entstammten einflussreichen Familien. Richard Rümelin gründete 1856 gemeinsam mit seinem Bruder Max (1823–1893) das Heilbronner Bankhaus Rümelin & Co.[1] und war von 1859 bis 1871 Vorsitzender der Heilbronner Handelskammer. Ein weiterer Bruder seines Vaters, Gustav von Rümelin, war Abgeordneter, Minister und Kanzler der Universität Tübingen. Seine Mutter war die Tochter des reichen Winnender Kaufmanns Johann Friedrich Cloß, ihr Bruder Friedrich Cloß war ein bedeutender Heilbronner Kaufmann, ihre Schwester Johanna war die Mutter des späteren Heilbronner Oberbürgermeisters Paul Hegelmaier.[2]

Nach dem Besuch des Heilbronner Gymnasiums machte Hugo Rümelin 1869 bis 1872 eine Lehre im väterlichen Bankhaus und arbeitete danach bis 1875 bei Großbanken in Berlin und Frankfurt am Main. 1875/76 hörte er Vorlesungen an der Berliner Universität und kehrte dann nach Heilbronn zurück, wo er 1876 als persönlich haftender Gesellschafter in das Bankhaus Rümelin & Co. eintrat. Nach dem Tod seines Vaters 1880 und seines Bruders Ernst 1883 wurde er neben seinem Bruder Richard (1855–1923)[3][4] Inhaber und Geschäftsführer der Bank,[5] die 1922 in die Rümelin-Bank AG umgewandelt wurde,[6] deren Aufsichtsratsvorsitzender er ab diesem Jahr war. Nachdem die Rümelin-Bank AG Ende 1924 mit der Württembergischen Vereinsbank verschmolzen und von der Deutschen Bank übernommen worden war, die sie als ihre Heilbronner Filiale weiterführte,[7] wurde Hugo von Rümelin 1925 stellvertretender Vorsitzender des Württembergischen Landesausschusses der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft. Er war außerdem Mitglied des Bezirksausschusses Stuttgart der Reichsbank.

Rümelin war Mitglied einer Vielzahl von Unternehmensgremien. Er war Vorsitzender der Heilbronner Wohnungsvereins AG, ab 1912 Aufsichtsratsvorsitzender der Salzwerk Heilbronn AG, Aufsichtsratsmitglied und -vorsitzender der Zuckerfabrik Böblingen sowie Aufsichtsratsmitglied der Süddeutschen Zucker-AG, der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn, des Württembergischen Portland Cement-Werks zu Lauffen a. N. und der C. H. Knorr AG. Außerdem gehörte er dem Beirat der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart an.

Von 1908 bis 1929 war Rümelin Präsident und ab 1929 Ehrenvorsitzender der Handelskammer Heilbronn. Als Kammermitglied und -präsident setzte er sich insbesondere für die Zusammenfassung der deutschen Eisenbahnen, für den Bau des Neckarkanals, für kaufmännischen Unterricht und Weiterbildung durch Vorträge ein.

Politische Ämter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1883 wurde Rümelin, der Mitglied der nationalliberalen DP war, in den Heilbronner Bürgerausschuss gewählt. Bis 1919 gehörte er zunächst dem Bürgerausschuss, dann dem Heilbronner Gemeinderat an.[8] Auf Vorschlag des Württembergischen Industrie- und Handelstags berief König Wilhelm II. Rümelin in Nachfolge des verstorbenen Albert von Melchior als Vertreter von Handel und Industrie in die württembergische Kammer der Standesherren. Er trat am 23. Mai 1913 in die Kammer ein und gehörte ihr bis zu ihrem Ende 1918 an.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1879 heiratete Rümelin Ottilie Franziska Karoline Luise Sofie Reibel (1857–1941), die Tochter des Heilbronner Kaufmanns Karl Reibel. Aus der Ehe gingen die Kinder Georg Rümelin (1880–1969),[9] Richard Rümelin jun. (1883–1964)[10] und Elisabeth Rümelin (1889–1941) hervor. Ab 1895 lebte die Familie in der neu erbauten Villa Rümelin in Heilbronn.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rümelin erhielt die Feldzugsmedaille 1870/71, den Orden der Württembergischen Krone, mit dem der persönliche Adel verbunden war, und das Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens. 1900 wurde ihm der Titel Kommerzienrat verliehen, 1914 folgte der Titel Geheimer Kommerzienrat.

Seit 9. Februar 1922 gibt es in Heilbronn die Hugo-Rümelin-Straße. Sie entstand durch Umbenennung aus der 1921 benannten Rümelinstraße.[3][11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Dürr: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 27). Band I: 741–1895. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345044, S. 407 (Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1926).
  2. Jürg Arnold: Ein erfolgreicher Kaufmann und Industrieller – und eine starke Frau. Friedrich Cloß (1813–1877) und Emma geb. Knorr (1829–1901). In: Christhard Schrenk (Hrsg.): Heilbronner Köpfe V. Lebensbilder aus fünf Jahrhunderten. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 2009, ISBN 978-3-940646-05-7 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 56), S. 9–31
  3. a b Gerhard Schwinghammer und Reiner Makowski: Die Heilbronner Straßennamen. Hrsg. von der Stadt Heilbronn. 1. Auflage. Silberburg-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-87407-677-6, S. 108–109
  4. Friedrich Dürr, Karl Wulle, Willy Dürr, Helmut Schmolz, Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 29). Band III: 1922–1933. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345036, S. 82.
  5. Friedrich Dürr: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 27). Band I: 741–1895. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345044, S. 449 (Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1926).
  6. Friedrich Dürr, Karl Wulle, Willy Dürr, Helmut Schmolz, Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 29). Band III: 1922–1933. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345036, S. 35.
  7. Friedrich Dürr, Karl Wulle, Willy Dürr, Helmut Schmolz, Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 29). Band III: 1922–1933. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345036, S. 165.
  8. Friedrich Dürr: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 28). Band II: 1896–1921. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345052, S. 310 (Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe von 1922).
  9. Stadtarchiv Heilbronn, Zeitgeschichtliche Sammlung Signatur ZS-10916, Eintrag zu Georg Rümelin in der Datenbank HEUSS
  10. Stadtarchiv Heilbronn, Zeitgeschichtliche Sammlung Signatur ZS-12646, Eintrag zu Richard Rümelin jun. in der Datenbank HEUSS
  11. Friedrich Dürr, Karl Wulle, Willy Dürr, Helmut Schmolz, Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 29). Band III: 1922–1933. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, DNB 870345036, S. 9.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 744.
  • Walther Mosthaf: Die Württembergischen Industrie- und Handelskammern Stuttgart, Heilbronn, Reutlingen, Ulm 1855–1955. Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammern Stuttgart, Heilbronn, Reutlingen, Ulm. Band II, Die Handelskammern 1900–1933. Herausgegeben von den Industrie- und Handelskammern Stuttgart, Heilbronn, Reutlingen, Ulm. Stuttgart 1962, DNB 457641320, S. 550–552

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]