Huttaler Widerwaage
Die Huttaler Widerwaage ist ein Bauwerk des Oberharzer Wasserregals östlich von Clausthal-Zellerfeld. Sie ist in der Lage, bei Niedrigwasser durch entsprechende Schaltung Wasser aus dem Huttal dem Hirschler Teich zuzuführen und ihn umgekehrt bei Hochwasser von überschüssigen Wasser zu entlasten.
Funktion
Als Widerwaage wird im Bereich des Oberharzer Wasserregals ein kleines Becken beziehungsweise ein kleiner Anstau bezeichnet. Dieses Becken wird hier durch ein hölzernes Wehrbauwerk, einen sogenannten Fehlschlag angestaut. Es ist durch den Huttaler Wasserlauf mit dem auf der anderen Seite des Höhenzuges befindlichen Hirschler Teich verbunden und kommuniziert mit diesem. Aus dem Huttaler Graben wird der Widerwaage Wasser vom Schwarzenberg sowie vom Polsterberger Hubhaus zugeführt. Ist das Wehr hochgestaut, wird das Wasser durch den Huttaler Wasserlauf zum Hirschler Teich weitergeleitet. Dort konnte es zur Kraftwasserversorgung der sehr ergiebigen Gruben Caroline und Dorothea genutzt werden.
Bei Hochwasser können die Einsatzbretter des Wehres entnommen werden. Dann kehrt sich das Fließgefälle um und Wasser aus dem Hirschler Teich fließt durch den Huttaler Wasserlauf und durch die Huttaler Widerwaage ins Huttal und dann weiter in Richtung Söse ab. Dadurch konnte die Hochwassersituation in Clausthal entschärft werden.
Geschichte
Der Huttaler Wasserlauf wurde 1767 aufgefahren. Er hatte zunächst ein Sohlgefälle zum Hirschler Teich und konnte das Wasser auch nur in eine Richtung, nämlich zum Hirschler Teich führen. Etwa um 1850 sah man die Notwendigkeit, den Hochwasserschutz für die Bergstadt Clausthal zu verbessern, und nun baute man den Huttaler Wasserlauf dazu um, gegebenenfalls auch große Mengen Wasser in umgekehrter Richtung vom Hirschler Teich in das Sösegebiet ableiten zu können. Hierzu wurde der Stollenquerschnitt erheblich aufgeweitet auf etwa 2,0 m Breite, hydraulisch störende Kurven wurden begradigt. Das Sohlgefälle wurde umgekehrt. Dazu musste der Wasserlauf im Bereich des Huttales um ca. 1,0 m vertieft werden. Aus dieser Zeit stammt auch das heutige relativ aufwändig gestaltete Bauwerk.
Legenden
Im Oberharz wurden lange Zeit auch weitere Fähigkeiten der Huttaler Widerwaage zugeschrieben, wie ein weiteres Kommunizieren über eine 4 km lange Graben- und Wasserlauftour mit dem Jägersbleeker Teich und die wundersame Speicherung von weiteren 100.000 m³ Wasser. Diese Theorie kann aber allein anhand der geometrischen Abmessungen widerlegt werden. Sie kursiert dennoch in vielerlei Literatur.
Sonstiges
Der Harzer Hexenstieg führt an der Huttaler Widerwaage vorbei. An dieser Stelle befindet sich auch eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Wie alle Bauwerke des Oberharzer Wasserregals gehört auch die Huttaler Widerwaage zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Literatur
- Alfred Dumreicher: Gesammtüberblick über die Wasserwirthschaft des nordwestlichen Oberharzes. Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins e.V., Clausthal-Zellerfeld 2000, ISBN 3-9806619-2-X (Neuausgabe des Originals von 1868).
- Martin Schmidt: Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus (= Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft. Heft 13). 3. ergänzte Auflage. Harzwasserwerke, Hildesheim 2002, ISBN 3-00-009609-4.
- Justus Teicke: Die Huttaler Widerwaage und ihre Funktion. In: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 2009. ISSN 1867-5395, S. 80–83.
Koordinaten: 51° 47′ 8″ N, 10° 22′ 40″ O