Ich sage immer, wenn meine Haare gemacht sind und ich ein Paar schöne Schuhe trage, bin ich vollkommen angezogen

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Film
Titel Ich sage immer, wenn meine Haare gemacht sind und ich ein Paar schöne Schuhe trage, bin ich vollkommen angezogen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1984
Länge 32 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Ulrike Filgers
Drehbuch Ulrike Filgers
Produktion UFI-Film, Köln
Musik Freddy Quinn,
George Gershwin,
Johann Strauss (Sohn),
Wolfgang Amadeus Mozart
Kamera Werner Kubny
Schnitt Christel Maye
Besetzung
Dirk Bach als Friseur (Szenenfoto)
Hella von Sinnen als Esther Williams (Szenenfoto)
Hella von Sinnen als Marie-Antoinette (Szenenfoto)

Ich sage immer, wenn meine Haare gemacht sind und ich ein Paar schöne Schuhe trage, bin ich vollkommen angezogen ist ein deutscher experimenteller Kurz-Spielfilm aus dem Jahr 1984.

Inhaltsbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thema des experimentellen Kurz-Spielfilms ist die Phänomenologie des Frisierens. Haare können Macht und Ansehen, aber auch Ohnmacht und Unterdrückung symbolisieren, so die Grundthese des Films. Dessen Struktur ist an den konkreten Vorgängen des Waschen, Wickelns und Frisierens orientiert. Der Ort dieses Rituals kann überall sein: eine armselige Küche oder ein verpudertes Boudoir.

Kolorierte Fotomontagen mischen sich mit laufendem Bild: Königinnen und Kurtisanen, Bürgerinnen und Dienstmägde, sie alle ließen sich das Haar shampoonieren und hochtoupieren.

Dirk Bach spielt einen ewig plaudernden Friseurmeister aus den 1950er-Jahren. Rosé ist sein Reich der Sinne, sein Frisörsalon. Die Kittel der Mädchen, die Waschbecken und Wickler, nichts bleibt ausgespart.

Und weil das Ritual des Waschen und Legens feucht ist, springt Hella von Sinnen mit Seerosen verziert vom Drei-Meter-Brett des Neptunbades. Aus einer „Badenden“ wird eine „strampelnde Venus“. Die Reminiszenz an die Hollywood-Badenixe Esther Williams und ihre Wasserballette ist nicht zu übersehen.

Erst wird onduliert, dann hochtoupiert – so kennt man es auch in Versailles, am französischen Hof. Hella von Sinnen als Marie-Antoinette, in ein Rokoko-Kleid gepresst, versucht verzweifelt, wie einst die französische Königin nach siegreicher Seeschlacht, ein Schiffsmodell in die meterhohe, silberweiße Perücke zu klemmen. Belle Poule hieß damals die siegreiche französische Fregatte, zu Deutsch „Das schöne Huhn“.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Da hatte das Publikum eine Menge zu lachen, von ironisch-überdeutlichen Anspielungen auf das erotische Element in der Haarpflege bis hin zum vorsätzlich mit nicht enden wollenden Danksagungen gestreckten Abspann, damit der Film die von den Subventionsregeln gesetzte Länge erreichte. Die Bürokratie in der Wiesbadener Filmbewertungsstelle hatten für derlei Spaß allerdings keinen Nerv.“

Peter Bier: im Rahmen der Festivalberichterstattung über Hof 1984[1]

„Die ironischen Montagen und gelungenen experimentellen Motive nehmen Stellung nicht nur zu bestimmten rituellen Zügen der kulturellen Produktion von Weiblichkeit, sondern beziehen sich auch auf filmästhetische Muster.“

Weitere Kritiken:

  • Spektrum Film, 3/1985[3]
  • Stadt-Revue, 1/1984[4]
  • Clips, 10/1984[5]

Festivals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archivierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine 16-mm-Kopie des Films wurde durch das Kultusministerium NRW unter der Rubrik „Frauenfilme NRW“ angekauft und im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen archiviert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eine „haarige“ Produktionsgeschichte aus dem Jahr 1984 - als Telefone noch Wählscheiben hatten und „Frauenfilm“ ein umstrittenes Branding war. In: Achtung, Achtung, hier spricht das Filmbüro! 42 Jahre unabhängiger Film. Hrsg. Christian Fürst und Marcus Seibert für das Filmbüro NW. Strzelecki Books, Köln 2022. ISBN 978-3-910298-01-9

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Bier: Einmal im Jahr gibt’s Kino satt. In: Stern, 16. November 1984, S. 277–279.
  2. Gutachten Gertrud Koch für die Filmbewertungsstelle Wiesbaden, 21. Dezember 1984, Frankfurt
  3. Spektrum Film, Spiel-, Dokumentar- und Videofilme in der Kritik, Nr. 3, März 1985, Köln, S. 21
  4. Stadt-Revue, Köln, 1984, "Gefühl und Haare: Hellblonde Streifen in Mandarin", S. 22
  5. Clips, Das Magazin der Friseure, Köln 1. Oktober 1984.
  6. Internationale Münchener Filmwochen GmbH/Verband Europäischer Filmregisseure: Europäisches Filmfestival Filmfest München 23. Juni–1. Juli 1984. Katalog. München 1984. Darin: Filmeintrag S. 144.
  7. a b Filmbüro NW e. V.(Hrsg.): Kulturelle Filmförderung Nordrhein-Westfalen 1980-1984/85, Mülheim an der Ruhr 1985. Darin: Filmeintrag S. 28
  8. Films de Femmes – 7ème Festival International de Créteil. Créteil, Frankreich 1985. Festivalkatalog. Darin: Filmeintrag S. 38
  9. Programmbeschreibung Filmbüro NW unter https://filmbuero-nw.de/nrw-independents-14-ich-sage-immer-wenn-meine-haare-gemacht-sind/, abgerufen am 11. September 2022.