Ichthyosaurus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ichthyosaurus

Fossil von Ichthyosaurus breviceps

Zeitliches Auftreten
Unterjura (Hettangium bis Sinemurium)
201,3 bis 190,8 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Ichthyosaurier (Ichthyosauria)
Parvipelvia
Neoichthyosauria
Thunnosauria
Ichthyosauridae
Ichthyosaurus
Wissenschaftlicher Name
Ichthyosaurus
De la Beche & Conybeare, 1821
Arten
  • Ichthyosaurus anningae[1]
  • Ichthyosaurus breviceps
  • Ichthyosaurus communis
  • Ichthyosaurus conybeari
  • Ichthyosaurus intermedius

Ichthyosaurus (griechisch: ιχθυς/ichthys = „Fisch“ und σαυρος/sauros = „Echse“) ist eine ausgestorbene Gattung aus der Gruppe der Ichthyosaurier. Fossilien werden auf das Unterjura (Hettangium bis Sinemurium) datiert und wurden in Europa (Belgien, England, die Schweiz und Deutschland) gefunden. Es ist einer der am besten bekannten Ichthyosaurier und zugleich die namensgebende Gattung dieser Gruppe.[2][3][4] Der Holotypus von Ichthyosaurus war eines der am besten erhaltenen Fossilien des 19. Jahrhunderts. Er wurde von Mary Anning in England entdeckt.[5]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lebendrekonstruktion von Ichthyosaurus communis
Lebendrekonstruktion von Ichthyosaurus communis
Ichthyosaurus im Vergleich mit einem Menschen
Ichthyosaurus im Vergleich mit einem Menschen

Ichthyosaurus war kleiner als andere Ichthyosaurier. Die meisten Exemplare erreichten gerade einmal eine Länge von zwei Metern. Das größte bislang bekannte Exemplar war 3,30 Meter lang.[6] Hunderte gut erhaltende Skelette von Ichthyosaurus wurden in den jurassischen Gesteinen in Holzmaden in Deutschland gefunden. Bei einigen Knochen waren die Gelenke noch beweglich. Des Weiteren wurden Embryonen in den Bäuchen einiger Exemplare entdeckt, was darauf hinweist, dass Ichthyosaurus lebendgebärend war. Ähnliche Fossilien wurden auch bei Stenopterygius gefunden.[7][8] Die deutschen Funde von Ichthyosaurus, von denen auch Hautumrisse bekannt sind, beweisen, dass er eine fleischige Rückenflosse sowie eine große Schwanzflosse besaß.

Paläobiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schädel von I. intermedius

Die Ohrknochen von Ichthyosaurus waren solide gebaut, wahrscheinlich dienten sie zur Übertragung von Schwingungen vom Wasser zum Innenohr. Dennoch war neben dem Gehör auch die Sicht wichtig, um jagen zu können; die Orbita war deshalb durch verknöcherte „Schilde“ geschützt. Koprolithen von Ichthyosaurus belegen, dass er sich von Fischen und Tintenfischen ernährte.[9]

Früher wurde vermutet, dass Ichthyosaurus am Land Eier ablegte, allerdings beweisen Fossilien, dass er lebendgebärend war. Die Tiere waren vollständig an das Leben im Wasser angepasst. Bei der Geburt wurden die Jungtiere wahrscheinlich mit dem Schwanz voran geboren, um zu verhindern, dass sie ertranken.[7]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ichthyosaurus war ein basaler Vertreter der Thunnosauria, einer Untergruppe der Ichthyosaurier. Als nahe Verwandte gelten Stenopterygius sowie die Ophtalmosauridae, die unter anderem Ophthalmosaurus und Platypterygius umfassen. Es folgt ein Beispielkladogramm nach Patrick S. Druckenmiller und Erin E. Maxwell (2010):[10]

  Thunnosauria  

 Ichthyosaurus


   

 Stenopterygius


   
  Ophthalmosauridae  


 Aegirosaurus


   

 Ophthalmosaurus



   

 Mollesaurus


   

 Athabascasaurus


   

 Brachypterygius


   

 Arthropterygius


   

 Caypullisaurus


   

 Platypterygius


   

 Maiaspondylus


Vorlage:Klade/Wartung/3Vorlage:Klade/Wartung/4








Rezeption in Literatur und Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph Victor von Scheffels Gedicht Der Ichthyosaurus beschrieb dessen Aussterben zur Kreidezeit hin in humoristischen Versen. Das Gedicht ist auf der Burgruine Hohentwiel von dem Bildhauer Reinhard Siecke künstlerisch verewigt worden.[11]

Mir ahnt eine Weltkatastrophe;
So kann es ja länger nicht gehn!
Was soll aus dem Lias noch werden,
Wenn solche Dinge geschehn?

Das Gedicht wurde darüber hinaus von Vinzenz Lachner in seinem Zyklus „Scherz im Ernst und Ernst im Scherz“ op. 33 vertont.[12][13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dean R. Lomax, Judy A. Massare: A new species of Ichthyosaurus from the Lower Jurassic of West Dorset, England, U.K. Journal of Vertebrate Paleontology, 2015, doi:10.1080/02724634.2014.903260.
  2. Michael W. Maisch, Andreas T. Matzke: The Ichthyosauria (= Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde. Serie B: Geologie und Paläontologie. Bd. 298, ISSN 0341-0153). Staatliches Museum für Naturkunde, Stuttgart 2000, (Digitalisat PDF; 2,09 MB) (Memento des Originals vom 5. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.naturkundemuseum-bw.de.
  3. Christopher McGowan, Ryosuke Motani: Ichthyopterygia (= Handbook of Paleoherpetology. Tl. 8). Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2003, ISBN 3-89937-007-4.
  4. Michael W. Maisch, Achim G. Reisdorf, Rudolf Schlatter, Andreas Wetzel: A large skull of Ichthyosaurus (Reptilia: Ichthyosauria) from the Lower Sinemurian (Lower Jurassic) of Frick (NW Switzerland). In: Swiss Journal of Geosciences. Bd. 101, Nr. 3, 2008, S. 617–627, ISSN 1661-8726.
  5. Robert Jurmain, Lynn Kilgore, Wenda Trevathan: Essentials of Physical Anthropology. Thomson/Wadsworth, Belmont, CA 2006, ISBN 0-495-03061-9.
  6. Dean R. Lomax, Sven Sachs: On the largest Ichthyosaurus: A new specimen of Ichthyosaurus somersetensis containing an embryo. In: Acta Palaeontologica Polonica Bd. 62(3), S. 575–584, 2017, doi:10.4202/app.00376.2017.
  7. a b Ronald Böttcher: Neue Erkenntnisse über die Fortpflanzungsbiologie der Ichthyosaurier (Reptilia) = New information on the reproductive biology of ichthyosaurs (= Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde. Serie B: Geologie und Paläontologie. Bd. 164). Staatliches Museum für Naturkunde, Stuttgart 1990, Digitalisat.
  8. David M. Martill: Soupy Substrates: A Medium for the Exceptional Preservation of Ichthyosaurs of the Posidonia Shale (Lower Jurassic) of Germany. In: Kaupia. Darmstädter Beiträge zur Naturgeschichte. Bd. 2, 1993, ISSN 0941-8482, S. 77–97.
  9. Douglas Palmer: The Marshall Illustrated Encyclopedia of Dinosaurs and Prehistoric Animals. Marshall Publishing, London 1999, ISBN 1-84028-152-9, S. 80.
  10. Patrick S. Druckenmiller, Erin E. Maxwell: A new Lower Cretaceous (lower Albian) ichthyosaur genus from the Clearwater Formation, Alberta, Canada. In: Canadian Journal of Earth Sciences. Bd. 47, Nr. 8, 2010, ISSN 0008-4077, S. 1037–1053, doi:10.1139/E10-028.
  11. Werkkatalog Sieckes. (PDF; 7,7 MB).
  12. Scherz im Ernst und Ernst im Scherz, Op.33 (Lachner, Vinzenz) – IMSLP. Abgerufen am 29. Juli 2020.
  13. n der Frühlingsmondnacht: Vertonungen auf Gedichte um Maximilian II. von Emanuel Geibel und Mitgliedern des Münchner Dichterkreises (Die Krokodile); Martin Bruns und Christoph Hammer (Klavier), Verlag Annette Schumacher, Ratingen, 2008

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ichthyosaurus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ichthyosaurus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Der Ichthyosaurus (Gedicht) – Quellen und Volltexte