Im Gras liegendes Mädchen

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Im Gras liegendes Mädchen, Ölgemälde von Camille Pissarro
Le repos, paysanne couchée dans l’herbe
Camille Pissarro, 1882
Öl auf Leinwand
64,5 × 78 cm
Kunsthalle, Bremen
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Im Gras liegendes Mädchen, oder auch Liegendes Mädchen am Rasenhang, Pontoise (französischer Originaltitel: Le repos, paysanne couchée dans l’herbe, Pontoise), ist ein Gemälde des impressionistischen Malers Camille Pissarro aus dem Jahr 1882. Es wurde in Pontoise geschaffen und markiert mit drei weiteren ähnlichen Werken den Wendepunkt in seinem Schaffen von der reinen Landschaftsmalerei zur Personendarstellung. Es befindet sich seit dem 10. April 1967 in der Kunsthalle Bremen.[1] Das Gemälde stammt aus dem Nachlass des 1967 gestorbenen Kunstsammlers Hugo Oelze.[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemälde zeigt eine junge Bäuerin, die sich in das frisch gemähte, duftende Gras einer Wiese niedergelegt hat. Der Körper der Frau bildet eine Diagonale durch das Bild und teilt es so in zwei Bereiche. Die Szenerie wird durch einen hellen horizontal verlaufenden Weg begrenzt, der das Kulturland in Form der Wiese vom Wildwuchs mit Büschen und Bäumen im Hintergrund trennt. In der Zeit der noch nicht mechanisierten Landwirtschaft wurden Wiesen per Hand mit der Sense gemäht, was immer eine anstrengende Tätigkeit war. Nach dem Mähen wurde das frisch geschnittene Gras mit einem Holzrechen gleichmäßig verteilt, damit es besser trocknet. Die ausgestreckt liegende Frau hat zum Schutz ihrer Augen vor der hochstehenden Mittagssonne ihr Kopftuch nach vorn über die Stirn gezogen und liegt der Länge nach ausgestreckt völlig entspannt, die Augen leicht geschlossen. Zu ihrer rechten Hand ist ihr Arbeitsgerät, der Rechen, zu erkennen. Nichts stört diese friedliche mittägliche Ruhe, das Bild zeigt keine anderen Personen, Tiere oder ablenkende Bildelemente. Der völlig entspannte menschliche Körper in vollendeter Ruhe ist die Hauptsache in diesem Bild. Der alternde Pissarro stellte seine Landarbeiterinnen immer in einfacher, nicht modischer Kleidung dar, immer ohne erotische Implikation, im Gegensatz zur pastoralen Malerei des 18. Jahrhunderts. Er engagierte junge Frauen, weil sie schön waren, aber nicht verfügbar für ein städtisches Ausstellungspublikum, sondern selbstbestimmt und glücklich. Das stand in absolutem Gegensatz zur damals gängigen Auffassung, wie einfaches ländliches Leben auszusehen hatte.[3]

Pissarros Werk ist in der Maltechnik Öl auf Leinwand ausgeführt und hat das Querformat 64,5 × 78 cm. Die Signatur befindet sich unten links: C.Pissarro 82. Seit 1967 trägt es die Inventarnummer 960-1967/8 der Bremer Kunsthalle.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorbesitzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden viele zumeist jüdische Eigentümer gezwungen, ihren Besitz für einen Preis weit unter Wert zu veräußern. Der aus einer Bremer Kaufmannsfamilie stammende Jurist Hugo Oelze gehörte zu jenen Bürgern, die davon profitierten und so in den Jahren zwischen 1933 und 1945 günstig Gemälde für die eigene Kunstsammlung erwerben konnten. Er war in den 1920er Jahren nach Amsterdam umgezogen und half später den Nationalsozialisten bei der Beurteilung der dort beschlagnahmten Kunstwerke. Er vermachte viele seiner Bilder der Kunsthalle Bremen.[2]

Provenienz

Zunächst erwarb die Galerie Durand-Ruel in Paris das Gemälde am 30. Mai 1882 direkt von Pissarro, wo es bis zum 13. Februar 1899 verblieb. Von dort kam es über die Galerie Bernheim-Jeune und Léon Morot um das Jahr 1929 zur Kunsthandlung E. J. van Wisselingh nach Amsterdam (1929–1935). Anschließend befand es sich vorübergehend von 1935 bis 1938 bei M. H. Stevenson Southam in Ottawa, ehe es erneut bis 1940 zur Kunsthandlung van Wisselingh kam. In den Jahren 1940 bis 1950 befand es sich in Privatbesitz, Hugo Oelze besaß es nachweislich von 1950 bis 1967. Am 10. April 1967 kam es aus dessen Nachlass in die Kunsthalle Bremen.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Pissarro, Claire Durand-Ruel Snollaerts: Pissarro. Critical Catalogue of Paintings. 3 Bände. Wildenstein Institute Publications, Paris 2005, Band 2. OCLC 644151612, S. 456f., Nr. 683.
  • Gerhard Gerkens, Ursula Heiderich: Katalog der Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts in der Kunsthalle Bremen. 2 Bände, Bremen 1973, OCLC 1303217, S. 268, Abb. 590.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 8. Sieste et petit somme. auf sleep-in-arts.eu (PDF, S. 90.)
  2. a b Kunsthalle Bremen: Eine Frage der Herkunft – Museum dokumentiert Forschungsstand zur Herkunftsgeschichte (Memento des Originals vom 28. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radiobremen.de auf radiobremen.de
  3. Richard R. Brettell: Pissarros's People, Prestel, München 2011, ISBN 978-3-7913-5118-6, S. 171ff.
  4. Im Gras liegendes Mädchen, 1882 aufartefact.kunsthalle-bremen.de
  5. Camille Pissarro – Im Gras liegendes Mädchen, 1882. auf kunsthalle-bremen.de