Industrial Hardcore (Techno)

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Industrial Hardcore ist eine Musikrichtung, die aus dem Gabber-orientierten Hardcore Techno hervorgegangen ist und in den frühen 1990er-Jahren entstand. Sie zeichnet sich vor allem durch Samples aus, die nach Industriemaschinen und -geräuschen klingen, und ähnelt teilweise dem Hard Techno oder auch Schranz.[1][2] Eine Verwechslung mit Industrial Music, oft auch nur Industrial genannt, kommt aufgrund der Genre-Bezeichnung häufiger vor, aber beide Stile unterscheiden sich voneinander.[3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anfänge des Industrial Hardcore lassen sich bis in die frühen 1990er-Jahre zurückverfolgen, praktisch zur gleichen Zeit, als in den Niederlanden und den angrenzenden Ländern die Gabber-Musik entstand. Erst Mitte der 1990er-Jahre und dann in den 2000er-Jahren wurde das Genre durch bekannte Künstler und Bands wie Nasenbluten,[5] Sebastian Hoff,[6] Manu le Malin,[7] Laurent Hô,[8] Ophidian[9] und Marc Acardipane geprägt. Independent-Labels wie Bloody Fist Records, The Third Movement und Industrial Strength Records trugen ebenfalls zur Popularisierung des Genres bei. Auf Festivals wie A Nightmare in Rotterdam wurden Industrial-Hardcore-Sessions veranstaltet.[10] Im Dezember 2012 wurde Industrial Hardcore beim Thunderdome-Festival in einer eigenen Halle namens The Industrial Dome gespielt.[11]

Charakteristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Industrial Hardcore hat im Vergleich zum sogenannten Mainstream (populären) Hardcore Techno ein relativ niedriges, sehr ausgeprägtes Tempo mit einem extrem verzerrten Bass Drum zwischen 130 und 180 bpm, der aber dennoch heftig und kraftvoll klingt und wie beim Mainstream Hardcore im 44-Takt gehalten wird.[12] Die Tracks sind in der Regel instrumental, begleitet von verzerrten, experimentellen Klangstrukturen und aggressiven Rhythmen, gelegentlich werden auch Vocals eingespielt. Melodien bleiben dabei ein sekundäres Element, das Experimentieren mit Sounds steht im Vordergrund.[4]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In kontroverser Weise mahnten einige Kritiker Terrorcore sowie weitere Varianten des Industrial Hardcore an, instabile und aggressive emotionale Zustände von Individuen zu beeinflussen.[1] In ähnlicher Weise bezeichnete der Kulturjournalist Simon Reynolds Terrorcore Mitte der 1990er-Jahre als eine der „halluzinatorischen und cineastischen Avantgarde-Musiken“, die neben Hardstep Jungle und East Coast Hip Hop zu den seiner Zeit populären Musikstilen gehörten.[13]

Stiltypische Tracks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mescalinum UnitedWe Have Arrived (1990)
  • Biochip C.I Am Hate (1997)
  • Promo feat. Catscan – Virgin Territory (2001)
  • Armageddon ProjectArmageddon Style (2001)
  • N-Vitral – Domination_ (2002)
  • NosferatuBloody Mary (2002)
  • Enzyme X – Noisefloor (2003)
  • Stormtrooper – Todesvoegel (2004)
  • Void Settler – Gnomes Tinker With Time (2004)
  • Neophyte vs. Lenny DeeThe Future Priests Of Now (2005)
  • Drokz – The Final Disease (2005)
  • Forsaken is Dead – Dead Inside (2005)
  • Ophidian & Ruffneck – Noisemaker (2006)
  • Tieum – Q BazZz (2007)
  • N-Vitral – Ghettocore (2010)

Bekannte Künstler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Labels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Michael J. Gilmour: Call Me the Seeker. Listening to Religion in Popular Music. Continuum, New York 2005, ISBN 0-8264-1713-2, S. 247.
  2. Warren Kidd, A. Teagle: Culture & Identity. 2. Auflage. Macmillan, London 2012, ISBN 978-0-230-28102-8, S. 144–145.
  3. Die Geschichte des Industrial. Teil 1–3. In: Zillo. Nr. 9–11, 1996.
  4. a b Daniele Di Stasi, S. Moehl: The Hardcore Condition: Experimental Hardcore Of The 90's. 2015, S. 3–4.
  5. Gail Priest: Experimental Music. Audio Explorations in Australia. Sydney 2009, ISBN 978-1-921410-07-9, S. 83–85.
  6. Atze de Vrieze: 3voor12 gabberweek: "The Opposites hebben de hele hardcorescene tegen zich door Thunder". 3voor12, 4. Dezember 2013, abgerufen am 21. August 2023.
  7. Patty: Manu le Malin, le Maître des Machines. Desin Volt, 6. September 2010, abgerufen am 21. August 2023.
  8. Dan Doormouse: Dan the Doormouse. In: Massive. Nr. 17, 1997, S. 42.
  9. Ophidian for Le Grand Méchant Beat. Party Uniq, 2014, abgerufen am 21. August 2023.
  10. Hélène Degryse et al.: Rotterdam. Paris 2014, ISBN 978-2-7469-7272-8, S. 28.
  11. Be A Part Of History, Be A Part Of The Final Thunderdome. 2012, abgerufen am 21. August 2023.
  12. Petr Hrabalik: Industrial hardcore anebo technocore anebo industrial metal. Česká televize, abgerufen am 22. August 2023.
  13. Steve Goodman: Sonic Warfare: Sound, Affect, and the Ecology of Fear. Cambridge 2010, ISBN 978-0-262-01347-5, S. 1–4.