Jocelyn (Oper)

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Operndaten
Titel: Jocelyn

Jocelyn (1888)

Form: Oper in vier Akten
Originalsprache: Französisch
Musik: Benjamin Godard
Libretto: Paul-Armand Silvestre und Victor Capoul
Literarische Vorlage: Jocelyn von Alphonse de Lamartine
Uraufführung: 25. Februar 1888
Ort der Uraufführung: Théatre de la Monnaie, Brüssel
Spieldauer: ca. 2 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: In der Dauphiné, um 1800
Personen
  • Jocelyn (Tenor)
  • der Bischof (Bassbariton)
  • ein Greis (Bass)
  • ein Hirte (Bass)
  • Laurences Vater (Bariton)
  • Julies Gatte (Bariton)
  • ein Stutzer (Tenor)
  • der Kerkermeister (Bass)
  • ein Geck (Bariton)
  • Laurence (Sopran)
  • Jocelyns Mutter (Mezzosopran)
  • Julie (Sopran)
  • ein junges Mädchen (Sopran)
  • ein junger Bergbewohner (Mezzosopran)
  • Hochzeitsgäste, Bergbewohner, Volk von Grenoble, Lebemänner, Teilnehmer der Fronleichnamsprozession (Chor)

Jocelyn (op. 100) ist eine Oper in vier Akten und acht Bildern von Benjamin Godard. Das Libretto stammt von Paul-Armand Silvestre und Victor Capoul nach Jocelyn von Alphonse de Lamartine aus dem Jahr 1836. Die Uraufführung fand am 25. Februar 1888 am Théatre de la Monnaie in Brüssel statt.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Akt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Bild: Garten vor Jocelyns Elternhaus

Julies Hochzeit wird gefeiert. Jocelyn hält sich aber abseits, da er sich zum Priester berufen fühlt; er verabschiedet sich von seiner Mutter.

2. Bild: strahlender Morgen in wilder Gebirgslandschaft

Die Bergbewohner, die in idyllischer Eintracht leben, empfangen den als Flüchtling zu ihnen kommenden Jocelyn zunächst mit Misstrauen, erkennen ihn aber dann als jenen Priester, der einst in der Kleidung eines Zivilisten fliehen hatte müssen. In der Ferne jagen Soldaten einen Mann und dessen Sohn. Die Gejagten kommen näher und der Mann vertraut Jocelyn den Knaben Laurence an, bevor er von den Verfolgern niedergeschossen wird. Jocelyn und der Junge können fliehen.

Zweiter Akt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Bild: Adlerhöhle

Die beiden Fliehenden ruhen sich in einem Versteck aus. Dabei lässt Jocelyn eine Bemerkung über seinen Tod fallen, bei der Laurence vor Schrecken einen Schwächeanfall erleidet. Jocelyn, der dem Jungen helfen will, merkt, dass es sich in Wahrheit um eine junge Frau handelt.

2. Bild: Hof des Gefängnisses von Grenoble, Nacht

Man hört dumpfe Schläge; jemand zimmert ein Schafott und singt dazu. Der Bischof von Grenoble, der sich in Haft befindet, hat Jocelyn rufen lassen und weiht ihn trotz seiner Bedenken wegen dessen Liebe zu Laurence zum Priester.

3. Bild: Belebter Platz in Grenoble, Herbstmorgen mit strahlendem Sonnenaufgang über dem Gebirge

Der Bischof soll hingerichtet werden. Bis auf eine kleine Gruppe gläubiger Frauen ist das Volk zufrieden. Jocelyn erteilt dem Bischof auf seinem Weg zum Schafott die Absolution.

Dritter Akt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Bild: Adlerhöhle

Laurence wartet auf Jocelyn, dessen Mutter entschlossen ist, sie bei sich aufzunehmen. Jocelyn, der das Gespräch der beiden vor der Höhle mitgehört hat, tritt hinzu und verkündet, dass er jetzt Priester sei. Laurence und Jocelyn nehmen Abschied.

Jocelyn, 3. Akt, 2. Bild

2. Bild: leere Straße in Paris; in der Mitte ein stattliches Haus, die obere Etage ist beleuchtet; Abend

Laurence ist inzwischen eine Dame der Gesellschaft und erfreut sich der Zuneigung vieler Verehrer, obgleich sie für ihre Treue zu ihrer ersten Liebe bekannt ist. Jocelyn, der immer wieder an ihrem Haus vorbeikommt, beobachtet sie heimlich am Balkon und will sie wiedersehen; da ermahnt ihn eine in der Ferne ertönende Glocke an sein Gelübde.

Vierter Akt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenaltar der Fronleichnamsprozession, gegenüber die Wohnung von Laurence

Laurence hat einen Schwächeanfall und fühlt ihren Tod kommen. Die ruft nach einem Priester und Jocelyn erscheint. Er erkennt sie zwar, will aber seine eigene Identität verbergen. Erst im letzten Augenblick vor ihrem Tod kommt es für die beiden zu einer Wiederbegegnung.

Instrumentation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:

Werkgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits fünf Jahre vor der Entstehung der Oper hatte sich Charles Gounod für Lamartines Text interessiert. Der Impuls zur Entstehung der Oper kam wahrscheinlich von Victor Capoul, einem der beiden Librettisten, der als Tenor die Rolle des Jocelyn als Abschluss seiner Bühnenkarriere angedacht hatte.

Die Handlung der Oper wurde großteils aus Lamartines Text übernommen; dabei wurde vor allem der Schluss verändert: bei Lamartine lebt Laurence verarmt in einem Ort namens Maltaverne und nicht wohlhabend in Paris; zudem stirbt sie im Spätherbst und nicht an Fronleichnam.

Die Uraufführung fand am 25. Februar 1888 am Théatre de la Monnaie in Brüssel statt. Dabei wirkten Pierre-Émile Engel als Jocelyn, Rose Caron als Laurence, L. Van Besten als Jocelyns Mutter, Mme. Storrel als Julie, Angèle Legault als junger Bergbewohner, Mme. Falize als junges Mädchen, Henri Seguin als Bischof, Jacques Isnardon als Laurences Vater und Jules Vinche als Greis mit.[1] Die musikalische Leitung hatte Joseph Dupont inne, die Inszenierung stammte von Alexandre Lapissida, das Bühnenbild gestalteten Armand Lynen und Pierre Devis und die Kostüme lieferten die Ateliers Feignaert.[2]

Bereits am 13. Oktober 1888 wurde die Oper am Théâtre du Château-d’Eau in Paris zum bislang letzten Mal einstudiert; dabei wirkten unter anderem Victor Capoul als Jocelyn und Marguerite Gay als Laurence mit.

Heute ist von der Oper vor allem die Berceuse aus dem zweiten Akt, „Oh! ne t’éveille pas encore“, bekannt, die in den 1920er und 1940er Jahren häufig bearbeitet und unter anderem von Bing Crosby und Placido Domingo aufgenommen wurde.[3][4][5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jocelyn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Charles H. Parsons (Hrsg.): The Mellen Opera Reference Index. Volume 13. Opera Premieres. An Index of Casts A–L. Mellen, Lewiston 1992, ISBN 978-0-88946-412-4, S. 482.
  2. Jocelyn. Les archives digitales d’opéra de La Monnaie, abgerufen am 27. April 2017.
  3. David Hamilton (Hrsg.): The Metropolitan Opera Encyclopedia. A Comprehensive Guide to the World of Opera. Thames and Hudson, 1987, ISBN 978-0-671-61732-5, S. 145.
  4. Ute Henseler: Godard, Benjamin (Louis Paul). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 7 (Franco – Gretry). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2002, ISBN 3-7618-1117-9, Sp. 1173–1177 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  5. Jocelyn, opera, Op. 100 bei AllMusic (englisch). Abgerufen am 27. April 2017.