Johann Friedrich Böhmer

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Johann Friedrich Böhmer, 1845
(Ölgemälde von Amélie de Barrelier)

Johann Friedrich Böhmer (* 22. April 1795 zu Frankfurt am Main; † 22. Oktober 1863 ebenda) war ein deutscher Historiker.

Leben und Werk

Böhmers Vater war der rheingräfliche Hofrat Karl Ludwig Böhmer, der 1792 vor der französischen Besatzung zunächst nach Wetzlar und von dort nach Frankfurt emigrierte und eine Anstellung als städtischer Kanzleidirektor erhielt.

Johann Friedrich verbrachte seine Kindheit und Jugend in großer Abgeschlossenheit und litt zeitlebens unter Schüchternheit und Ängstlichkeit. Er hegte eine romantische Sehnsucht nach der Kaiserzeit und dem Reich, die er auf Bayern, Österreich und die Katholische Kirche übertrug. Gegen den Protestantismus und insbesondere gegen Preußen, das er als Haupthindernis für die Herstellung der Reichseinheit ansah, entwickelte er eine tiefe Abneigung. Zur Konversion konnte er sich trotzdem nie entschließen.

Böhmer besuchte das Städtische Gymnasium in Frankfurt. Sein Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Göttingen, das er 1813 auf Wunsch seines Vaters aufnahm, schloss er nicht ab. Vielmehr entschied er sich 1817 beim Tode seines Vaters auf Anraten seiner Freunde zu einer Reise nach Italien. Er trat in Verbindung mit in Rom ansässigen Künstlern aus der Gruppe der Nazarener, namentlich mit Peter von Cornelius, Julius Schnorr von Carolsfeld und Johann David Passavant, und widmete sich nunmehr ganz dem Studium der alten Kunst.

1822 kehrte er nach Frankfurt zurück, weil er in die Administration des Städelschen Kunstinstitutes berufen wurde. 1823 machte er die Bekanntschaft mit dem Freiherrn vom Stein, der ihn zum Eintritt in die Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde bewog. Damit fand er schließlich seine Lebensaufgabe.

1825 wurde er Stadtarchivar und 1830 Bibliothekar seiner Vaterstadt. Im Laufe der Jahre gab er zahlreiche Zusammenstellungen von Urkunden und Quellen des frühen Mittelalters heraus, u.a.

  • Regesta chronologico-diplomatica regum atque imperatorum Romanorum 911-1313 (Frankfurt, 1831)
  • Regesta chronologico-diplomatica Karolorum. Die Urkunden sämmtlicher Karolinger in kurzen Auszügen (Frankfurt, 1833),
  • Eine Serie von Regesta imperii für die Zeit Karls IV. (1314-1347) (Frankfurt, 1839) für die Zeit von 1246-1313 (Frankfurt, 1844) sowie schließlich für 1198-1254 (Stuttgart, 1849).
  • Die Fontes rerum Germanicarum (Stuttgart, 1843-1868) sind eine Sammlung von Originaldokumenten der deutschen Geschichte des 13. und 14. Jahrhunderts.
  • Die Reichsgesetze 900-1400 (Frankfurt, 1832)
  • Wittelsbachische Regesten von der Erwerbung des Herzogtums Bayern bis zu 1340 (Stuttgart, 1854)
  • Codex diplomaticus Moeno-Francofurtanus. Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt (Frankfurt, 1836)

Böhmer starb am 22. Oktober 1863. Er liegt auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben. Nach ihm wurde eine Straße im Frankfurter Westend benannt.

Literatur

Weblinks