Johann Hellwig (Orgelbauer)

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Johann Hellwig (auch Hans Hellwig; * um 1560, † nach 1611) war ein deutscher Orgelbauer, der in Holstein und Polnisch Preußen wirkte.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1589 reparierte er eine Orgel in Lübeck und wurde als aus Hamburg kommend bezeichnet. 1591/92 war ein Hans Hellwig Bürger in Thorn. Dieser stammte aus Grünberg (in Niederschlesien?). Ob beide dieselbe Person waren, ist unsicher.

1602 übernahm Johann Hellwig von der Neustadt aus Holstein einen Neubau in Thorn.[1] 1603 unterschrieb Meister Hellwich aus Lübeck einen Vertrag in Danzig. Im selben Jahr erhielt ein Orgelbauer Hellwig Geld für Reparaturen im niedersächsischen Plate. Ob dies derselbe war, ist unsicher.

In den nächsten Jahren war er in Danzig und Thorn tätig und wurde 1611 letztmals in Danzig erwähnt. 1622 verfasste ein Hans Hellwig in Thorn sein Testament.

Orgeln (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Johann Hellwig sind drei Orgelneubauten und einige Reparaturen und weitere Arbeiten bekannt. Erhalten sind die Prospekte der Marien- und der Jakobikirche in Toruń (Thorn), sowie Teile des Prospekts aus der Katharinenkirche in Danzig.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1589 Lübeck St. Marien Reparatur der Totentanzorgel und Ergänzung eines Schalmeiregisters
1602–1609 Thorn (Toruń) St. Marien
II/P 30 Fortsetzung des Neubaus von Lorenz Weistock, 1879 Umbau durch A. Terletzki, 1925 Neubau durch D. Biernacki im alten Prospekt, 1976 elektropneumatische Traktur und neuer Spieltisch durch Cech, 2004 Restaurierung durch Cech, Prospekt erhalten[2][3]
1603 Plate St. Marien Reparaturen für 100 rthlr, einige Jahre später noch einmal 50 rthlr[4]
1603–1607 Danzig (Gdańsk) St. Katharinen III/P 33 Neubau der großen Orgel und Restaurierung der Chororgel, 1910 Neubau von Wittek im alten Gehäuse, dieses 1943 ausgelagert. Teile davon erhalten (im Museum?)
1609 Marienwerder (Kwidzyn) Dom II/P 16 Neubau, 1860 abgerissen
1611 Thorn (Toruń) St. Jakob
II/P 23 Orgelbauer unsicher, wahrscheinlich nur Ergänzungen der Orgel von 1565, 1882 Neubau von W. Sauer im alten Prospekt, nach 1925 pneumatischer Umbau durch Wybrański, heute II/P, 25, Prospekt erhalten[5][6]
Danzig (Gdańsk) St. Marien Reparaturen

Möglich ist ein weiterer Neubau in Langenau.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Renkewitz, Jan Janca: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1944. Band 1. Weidlich, Würzburg 1984, S. 99–111.
  • Uwe Pape: Hellwig, Johann. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4: Berlin, Brandenburg und Umgebung einschließlich Mecklenburg-Vorpommern. Pape Verlag, Berlin 2017, S. 215.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Angabe meinte wahrscheinlich, dass er in der Neustadt von Thorn lebte und aus Holstein stammte, er wurde ein weiteres Mal als Johann Hellwig aus der Neustadt in Thorn bezeichnet. Irrtümlich wurde mehrmals eine Herkunft aus Neustadt in Holstein angenommen. Werner Renkewitz konnte auf Anfrage im dortigen Stadtarchiv 1970 keine Person mit Namen Hellwig in dieser Stadt in Erfahrung bringen.
  2. Toruń. Kościół Wniebodzęnia NMP MusicamSacram, Orgel mit Geschichte (polnisch)
  3. Torun Orgues France (französisch)
  4. Plate, St. Marien nomine.net
  5. Inschrift in der Orgel 1611, Erbauer unbekannt, Johann Hellwig erhielt 1611 100fl. für Arbeiten in Thorn, daher wurde vermutet, diese könnten für die Jakobskirche gewesen sein. Der Prospekt deutet eher auf eine Entstehung im 16. Jahrhundert, 1565 war von einem Orgelneubau berichtet worden, siehe Renkewitz, Janca, 109
  6. Toruń, kosciół sw. Jakuba MusicamSacram (polnisch)