Jongens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. September 2014 um 20:01 Uhr durch XanonymusX (Diskussion | Beiträge) (→‎Hintergrund: lf). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Jongens
Produktionsland Niederlande
Originalsprache Niederländisch
Erscheinungsjahr 2014
Länge 78 Minuten
Stab
Regie Mischa Kamp
Drehbuch Henk Burger,
Jaap-Peter Enderle,
Chris Westendorp
Produktion Pieter Kuijpers,
Iris Otten,
Sander van Meurs
Musik Rutger Reinders
Kamera Melle van Essen
Schnitt Katarina Turler
Besetzung

Jongens (niederländisch „Jungen“) ist ein niederländischer Film der Regisseurin Mischa Kamp aus dem Jahr 2014. Ursprünglich für das Fernsehen produziert, wurde er nachträglich auch ins Kino gebracht.

Handlung

Der 16-jährige Sieger hat vor kurzem seine Mutter verloren und lebt nun mit seinem älteren Bruder Eddy bei seinem Vater. Während der rebellische Eddy, der in einem Sägewerk arbeitet, seinem Vater immer wieder Probleme macht, ist Sieger ein eher zurückhaltender Junge, dafür jedoch ein fanatischer Sportler, der den Großteil seiner Zeit auf der Rennstrecke zubringt. Sein Trainer schlägt ihm und seinem besten Freund Stef schließlich vor, ins B-Rennteam des Athletikclubs einzutreten und an der Leichtathletik-Meisterschaft teilzunehmen. Im Team sind noch zwei weitere Jungen und Sieger freundet sich mit dem wenig älteren Marc an. Die vier trainieren viel zusammen und treffen sich auch in der verbleibenden Freizeit oft. Als sie in einem Teich schwimmen gehen und am Abend Sieger und Marc zurückbleiben, kommt es zu einem Kuss zwischen den zwei Jungen. Im Anschluss daran betont Sieger verwirrt, nicht schwul zu sein. Das Verhältnis zwischen den zwei Freunden und Teamkollegen wird in der Folge kompliziert.

Stef hat inzwischen eine Beziehung mit Kim begonnen, deren Freundin Jessica sich wiederum sehr für Sieger interessiert. Eddy hat sich heimlich ein Motorrad gekauft und veranstaltet heimlich mit seinen Freunden im Wald Motocross-Rennen. Dort halten sich nun auch Stef und Sieger oft auf. Marc indessen macht keinen Hehl aus seinen tiefer gehenden Gefühlen für Sieger und dieser nähert sich ihm während eines Trainingscamps auch wieder an. Doch als eines Tages Jessica vor Marcs Augen Sieger küsst, ist Marc tief verletzt. Die Jungen entfremden sich zunehmend. Dadurch gerät auch die Meisterschaft, bei der Sieger im Staffellauf den Stock von Marc übernehmen soll, in Gefahr.

Sieger hat Schuldgefühle wegen seines Verhaltens gegenüber Marc und muss sich eingestehen, dass er diesen tatsächlich liebt. Als das Team bei der Meisterschaft den Staffellauf gewinnt, kann Sieger Marc endlich zurückgewinnen.

Hintergrund

Regisseurin Mischa Kamp wollte eine Liebesgeschichte erzählen, wie sie so noch nie im niederländischen Fernsehen zu sehen gewesen war, und entschied sich daher für die Liebe zwischen zwei Jungen. Die Entscheidung, den Film auf der Rennstrecke anzusiedeln, hatte Budgetgründe: Da für ein Leichtathletikteam weniger Statisten benötigt wurden als bspw. für ein Fußballteam, konnte der Film billiger gedreht werden. Kamp betonte, dass der Film auch speziell für Jüngere gemacht worden sei und daher keine expliziten Handlungen enthalte. Dennoch sei es für die Hauptdarsteller schwierig gewesen, sich auf die intimen Szenen einzulassen, weshalb die Regisseurin sich bemühte, die Jungen außerhalb der Drehzeit einander näherzubringen und ihnen so die Scheu zu nehmen. Außerdem wurden die Kussszenen erst am letzten Tag gedreht.[1][2]

Jongens wurde zunächst für das niederländische Fernsehen produziert und am 9. Februar 2014 auf dem Kinderkanal Zapp erstausgestrahlt. Nach positiven Reaktionen bei Publikum und Kritikern beschloss der Verleih Cinemien, den Film am 6. Mai nachträglich in vierzehn ausgewählten Kinos zu veröffentlichen. Daraufhin wurden die Rechte auch in die USA, ins Vereinigte Königreich, nach Taiwan, Polen, Frankreich und Deutschland (im Verleih der Edition Salzgeber) verkauft.[3][4] Der Film wurde u. a. auf dem Seattle International Film Festival,[5] dem Vancouver Queer Film Festival[6] und dem Frameline Film Festival[7] gezeigt.

Rezeption

In de Volkskrant urteilte Kevin Toma in Vorfeld der Erstausstrahlung, Kamp wisse die „innerliche Unruhe“ des Protagonisten „schön zu treffen, ohne dabei zu dick aufzutragen“. Er kritisierte den Film aber als „etwas zu brav“; es sei letztendlich „bei diesen schwer verliebten Teenagern nicht mehr glaubwürdig, dass es bei bloßem Küssen und Händchenhalten bleibt“.[8]

Boyd van Hoeij rezensierte den Film im Hollywood Reporter und kam zum Schluss: „Starke Schauspielleistungen und ein bewundernswert lose hängendes Drehbuch zeichnen diese Mischung aus Sportfilm und Coming-Out-Erzählung aus.“ Er nannte den Film „intim und berührend“, „gutaussehend und gut gespielt“. Zwar bemängelte er, dass der Film „keine besonders überraschenden Wendungen“ zu bieten habe, gestand der Regisseurin aber zu, die Zuschauer mit der „schön dargestellten“ „Geschichte einer ersten Liebe, die komplizierter als die meisten ist“, zu bewegen. Besonders hob er die „unerwartet aus der Vogelperspektive gefilmte“ Kuss-Szene im Teich hervor, die „sowohl ästhetisch wohltuend als auch symbolgeladen“ sei, „da die sich küssenden Teenager von oben gesehen jedem Geschlecht angehören könnten“. Auch lobte er den Soundtrack, der es schaffe, „Siegers aufgewühlten Strudel innerer Gefühlswallungen anzudeuten, ohne je deprimierend oder melancholisch zu werden“.[4]

Monica Meijer urteilte auf Cinemagazine, Jongens sei auf den ersten Blick ein „netter Jugendfilm“, dessen Mittelpunkt „unsichere Pubertierende“ bilden. Aber „das erkennbare Thema der ersten Liebe und dessen glaubwürdige Ausarbeitung“ mache den Film auch für Erwachsene zu „einer angenehmen Zeitverwendung“. Die Gefühle der Hauptfiguren seien „absolut aufrichtig“, die Kameraführung „bildschön und erfinderisch“. Die Regisseurin gebe dem Publikum „genügend Anhaltspunkte, um die eigene Fantasie in Gang zu setzen“. Meijer vergab vier von fünf möglichen Sternen.[9]

Chris Keech rezensierte den Film für das Frameline Film Festival und erklärte, die Regisseurin „schaffe es, all jene feinen Nuancen einzufangen, die erste Begegnungen mit physischer Anziehung und Begehren“ bestimmten, und der Film werde „in ihren fähigen Händen zu einer universellen Geschichte über die unschuldige Verwunderung, Aufgeregtheit, Furcht und Unsicherheit einer ersten Liebe“. Jongens sei „darin erfrischend, dass der Großteil der Spannung aus Siegers innerem Kampf hervorgeht, nicht aus irgendeiner missbilligenden Stimme in seinem Umfeld“.[10]

Auszeichnungen

Auf dem Zlín-Jugendfilmfestival in Tschechien konnte der Film 2014 gleich vier Preise erlangen:[11]

  • Hauptpreis der Internationalen Jugendjury für den besten Spielfilm für Jugendliche
  • Preis der internationalen ökumenischen Jury
  • Publikumspreis „Goldener Apfel“ für den besten Spielfilm
  • Miloš Macourek Award für die beste jugendliche Schauspielleistung in einem Jugendfilm an Gijs Blom

Einzelnachweise

  1. Mischa Kamp toont ‘gewone liefde’ homotieners. RTL Nieuws, 5. Februar 2014, abgerufen am 15. September 2014 (niederländisch).
  2. Telefilm 2014: Mischa Kamp. ‘Elkaar aanstaren en op schoot’. De Filmkrant, 8. Februar 2014, abgerufen am 15. September 2014 (niederländisch).
  3. Jongens grote winnaar op jeugdfilmfestival Tsjechië. In: NU.nl. Sanoma Media Netherlands groep, 4. Juni 2014, abgerufen am 12. September 2014 (niederländisch).
  4. a b Boyd van Hoeij: Boys (Jongens): Film Review. Hollywood Reporter, 5. Mai 2014, abgerufen am 12. September 2014 (englisch): „Strong performances and an admirably loose-limbed screenplay elevate this mixture of sports movie and coming-out narrative. … in her intimate and touching feature … this good-looking and well-acted film … The boys’ subsequent horsing around ends in a tender smooch in the water that Kamp and cinematographer Melle van Essen capture in an unexpected overhead shot that’s both esthetically pleasing and laden with symbolic meaning, as seen from above, the two kissing teenagers could be of any sex. … Since the film combines sports-movie tropes with a traditional coming-out narrative, there’s little in terms of plot twists that will shock even the most casual moviegoer. But clearly, Kamp’s intention is not to surprise but rather to move the viewer with her depiction of a first love that’s more confusing than most but that’s beautifully mapped out here. … The score, by Rutger Reinders, supplely supports the proceedings and manages to suggest Sieger’s churning maelstrom of conflicting feelings without ever becoming downbeat or melancholy …“
  5. Boys. 40th Seattle International Film Festival, abgerufen am 12. September 2014 (englisch).
  6. Boys (Jongens). Vancouver Queer Film Festival, abgerufen am 12. September 2014 (englisch).
  7. Chris Keech: Boys. Frameline, abgerufen am 12. September 2014 (englisch).
  8. Kevin Toma: Films zondag. de Volkskrant, 8. Februar 2014, abgerufen am 15. September 2014 (niederländisch): „Regisseur Mischa Kamp (Het paard van Sinterklaas, Tony 10) weet in deze telefilm Siegers innerlijke onrust mooi te treffen, zonder dat het er te dik bovenop ligt. … De film is wel wat braafjes. Uiteindelijk is het bij deze zwaar verliefde puberjongens niet meer geloofwaardig dat het bij wat zoenen en handje vasthouden blijft.“
  9. Monica Meijer: Recensie: Jongens. Cinemagazine, 7. Februar 2014, abgerufen am 12. September 2014 (niederländisch): „‘Jongens’ is in eerste instantie een mooie jeugdfilm waarin onzekere pubers het middelpunt vormen. Maar het herkenbare onderwerp, (eerste) liefde, en de geloofwaardige uitwerking daarvan, maakt dat het ook voor volwassenen een aangename tijdsbesteding is. De emoties van de hoofdrolspelers zijn absoluut oprecht. … De cameravoering is beeldschoon en inventief … [Z]e geeft de kijkers genoeg handvaten om de eigen fantasie aan het werk te zetten én het maakt de film geschikt voor een jonger publiek.“
  10. Chris Keech: Boys. Frameline, abgerufen am 12. September 2014 (englisch): „Director Mischa Kamp manages to capture all of the delicate nuances that dictate initial encounters with attraction and desire. In her capable hands, Boys becomes a universal story about the innocent wonder, excitement, fear, and uncertainty of first love. The film is refreshing in that most of the tension comes from Sieger’s inner struggle, not from any disapproving voices around him.“
  11. 54th Zlín Film Festival Awards. (PDF) Zlín Film Festival, abgerufen am 12. September 2014 (englisch).