Judith Auer

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Judith Auer (geborene Vallentin; * 19. September 1905 in Zürich; † 27. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee) war eine Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Ihre Eltern waren der Schriftsteller Franz Vallentin und seine Frau Margaret, geborene Hoffmeister. Die Familie lebte ab 1907 in Berlin. Judith und ihre Schwester Ruth besuchten zunächst eine Privatschule, dann das Lyzeum und absolvierten das Abitur. Sie wurden nach dem frühen Tod der Eltern 1917 von einer vermögenden jüdischen Familie erzogen. Auer begann entsprechend ihrem Berufswunsch, Pianistin zu werden, ein Musikstudium, das sie jedoch bald darauf aus finanziellen Gründen abbrechen musste.

1924 trat Auer als Studentin dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei und zog 1925 nach Berlin. Hier heiratete sie 1926 den KPD-Funktionär Erich Auer (Scheidung 1939). 1927 trat sie der KPD bei. 1928 ging sie mit ihrem Ehemann nach Moskau und arbeitete dort im Büro der Kommunistischen Internationalen.

1929 wurde ihre Tochter Ruth geboren. Um Geld zu verdienen, lernte Auer Schreibmaschine und Stenographie. Sie nahm eine Stelle bei einem Betrieb der KPD an.

Ab 1933 beteiligte sie sich an der antifaschistischen Aufklärungsarbeit und verbreitete Flugblätter gegen die Aufrüstung und die drohende Kriegsgefahr.

1937 fand sie schließlich bei der AEG im Kabelwerk Oberspree in Berlin Arbeit; zunächst als Stenotypistin, dann ab 1939 als Einkäuferin. Auer erhielt hier Kontakt zur Widerstandsgruppe um den Schweißer Fritz Plön, die wiederum Kontakt zur Widerstandsgruppe um Anton Saefkow, Franz Jacob, Bernhard Bästlein und Karl Klodt hatte.

Auer verwaltete die Finanzen ihrer Widerstandsgruppe und nutzte dienstliche Fahrten für Kurierdienste, so insbesondere zur Kontaktaufnahme zu Theodor Neubauer und Magnus Poser in Thüringen. Sie versteckte Franz Jacob nach seiner Flucht aus Hamburg mehrere Monate lang in ihrer Wohnung.

Am 7. Juli 1944 wurde Judith Auer an ihrem Arbeitsplatz verhaftet. Sie wurde vom Volksgerichtshof gemeinsam mit Bruno Hämmerling und Franz Schmidt zum Tode verurteilt und am 27. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Ehrungen

Gedenkstein in Berlin-Bohnsdorf, u.a. für Judith Auer

In der DDR wurde sie durch die Benennung mehrerer Straßen (z. B. in Berlin-Lichtenberg, Jena-Lobeda) und öffentlicher Einrichtungen geehrt, darunter ein Kinderheim in Barth.

Literatur

  • Annette Neumann, Susanne Reveles, Bärbel Schindler-Saefkow: Berliner Arbeiterwiderstand 1942–1945. „Weg mit Hitler – Schluß mit dem Krieg!“ Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation. Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen e.V., Berlin 2009, S. 44
  • Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe A, Bd. 4; Berlin 1998 S. 110
  • Ruth und Günter Hortzschansky: Judith Auer (1905–1944). Möge alles schmerzliche nicht umsonst gewesen sein. Trafo-Verlag, Berlin 2004.
  • Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer 1933 bis 1945. Berlin 1970 Band 1, S. 59ff