Küssaburg
Küssaburg | ||
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Bechtersbohl und die Küssaburg | ||
Alternativname(n) | Burg Küssaberg | |
Staat | Deutschland | |
Ort | Küssaberg-Bechtersbohl | |
Entstehungszeit | 1125 bis 1141 | |
Burgentyp | Höhenburg,Gipfellage | |
Erhaltungszustand | Ruine | |
Ständische Stellung | Grafen | |
Geographische Lage | 47° 36′ N, 8° 21′ O | |
Höhenlage | 634 m ü. NN | |
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![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/28/Wp-k-burg.jpg/220px-Wp-k-burg.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ee/K%C3%BCssaburg_vonoben_V2010_Reiki.jpg/220px-K%C3%BCssaburg_vonoben_V2010_Reiki.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/64/Grundriss_K%C3%BCssaburg.jpg/220px-Grundriss_K%C3%BCssaburg.jpg)
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Die Küssaburg, auch Burg Küssaberg oder „Küssenberg“ genannt, (vielleicht abgeleitet aus dem Römischen Personennamen, ‚Cossinius‘ eher jedoch von Kissen, nach der Form des Berges, im alem. Chüssi;) ist die Ruine einer Gipfelburg auf 634 m ü. NN in Bechtersbohl, ein Ortsteil der Gemeinde Küssaberg, im Landkreis Waldshut, Baden-Württemberg.
Die Höhenburg ist eines der bedeutendsten historischen Baudenkmäler am Hochrhein und ein Wahrzeichen des Landkreises Waldshut. Ihre Bauzeit wird zwischen den Jahren 1125 und 1141 vermutet. Die heutige Ruine war unter anderem in Besitz der Grafen von Küssenberg, des Bistum Konstanz und der Grafen von Sulz. Zerstört wurde die später zur Festung ausgebaute Burg durch einen von der Besatzung gelegten Brand am 8. März 1634 beim Herannahen der schwedischen Armee im Dreißigjährigen Krieg und durch einen Bergsturz am 25. Dezember 1664. Im 19. Jahrhundert begann die Freilegung der Burgruine, die seither ein beliebtes Ausflugsziel der Region ist.[1]
Geographische Lage
Die Ruine liegt oberhalb der Ortschaft auf einer Höhe von etwa 634 Metern. Sie ist ein Wahrzeichen dieser Region und überblickt den Klettgau, der sich östlich der Burg erstreckt, und das Rheintal (Hochrhein). Man sieht sie außerdem vom Südschwarzwald und vom Aargau in der Schweiz.
Geschichte
Die genaue Entstehungsgeschichte ist unbekannt, doch wird spekuliert, dass der Küssenberg bereits von Kelten bewohnt war. Reste eines Steinwalls könnten Hinweise auf ein Oppidum, eine keltische Fluchtburg, sein. Außerdem wird vermutet, dass an gleicher Stelle vor etwa 2000 Jahren ein Wach- und Signalturm stand, um das Teilstück der römischen Heeresstraße von Tenedo (Bad Zurzach/Schweiz) bis Juliomagus (Schleitheim/Schweiz) zu sichern.
Erste urkundliche Belege über die Existenz der Burg, damals auch „Hochschloß“ genannt, stammen von 1141. Werner von Küssenberg war von 1170 bis 1178 Abt im Kloster St. Blasien. Graf Heinrich III. von Küssenberg, der letzte seines Stammes, verkaufte die Burg um 1240 an den Konstanzer Bischof Heinrich von Tanne.
Durch Erbanspruch des Grafen von Lupfen entbrannte ein Streit über den rechtmäßigen Besitz der Küssaburg durch das Hochstift Konstanz. Später wurde ein Vergleich getroffen, in dem der Bischof 1251 die Anlage endgültig behalten durfte und der Graf dafür Stühlingen zugesprochen bekam, das ebenfalls aus dem Besitz des Grafen Küssenberg stammte. Damit entstand um 1120 aus der Landgrafschaft Klettgau die Landgrafschaft Stühlingen.
Unter der Herrschaft des Bistums Konstanz, das zur Verwaltung der Burg einen Vogt einsetzte, wurde die Burg ausgebaut und mit einer Ringmauer befestigt. Der Burg und der östlich anliegenden Siedlung wurde im Jahre 1346 das Stadtrecht zugesprochen. Einige Gemeinden, die heute auch unter dem Namen Küssaberg zusammengefasst sind, waren zu dieser Zeit als „Küssenberger Schloß und Tal“ mit eingemeindet worden. Von 1410 bis 1441 war der designierte Bischof von Konstanz Albrecht Blarer Burgvogt. Die Burg und das Anliegen wurden dann des Öfteren verpfändet. 1444 durch den Bischof von Konstanz, Heinrich von Hewen, an den Ritter Bilgeri von Heudorf. 1497 kauften die Grafen von Sulz, denen bereits Tiengen und der Klettgau gehörte, die Burg und die Vorstadt. Es wurde ein Preis von 6.000 Gulden gezahlt, und die Burg sollte solange von dieser Familie verwaltet werden, bis die männliche Erbfolge erloschen war.
Im Schweizerkrieg von 1499 waren die Küssaburg und die Stadt Tiengen völlig von den Eidgenossen zerstört worden. Die Besatzung der Küssaburg unter dem Kommando des legendären Remigius Mans, die, etwa 25 Mann stark, zum Größtenteil aus Bauern aus der Gegend bestand, meuterte, und zündete die Burg selbst an, damit sie den Feinden nicht in die Hände fallen konnte, und ergab sich einer Streitmacht von etwa 500 Eidgenossen, die über schwere Geschütze verfügte.[2] 20 Meuterer wurden nach ihrem Rückzug in Waldshut hingerichtet. Nach dem Frieden von Basel wurde die ausgebrannte Burg an die Grafen von Sulz zurückgegeben. Die Stadt Tiengen blieb von Schaffhausen mehrere Jahre besetzt.
Die Klettgauer Bauern, die teils Leibeigene waren, litten unter der harten Abgabepflicht. Wer sich der Leibeigenschaft entzog, konnte sogar mit dem Verlust seiner gesamten Habe bestraft werden. Die Jahre 1524 und 1525 fielen in die Zeit, die von der Reformation und dem aufkommenden Selbstbewusstsein der Landleute geprägt war. Es wurde viel propagiert und die Menschen aufgehetzt; es mündete 1525 in den Deutschen Bauernkrieg. Die Klettgauer Bauern, militärisch schlecht ausgerüstet, unternahmen in diesem Jahr vier vergebliche Versuche, die von etwa 40 österreichischen Söldnersoldaten und anderen Burgbewohnern unter Graf Rudolf V. von Sulz besetzte Küssaburg zu stürmen. Die größte Schlacht erlebte die Burg am 4. November 1525, einem Samstag, um 15 Uhr. Stunden zuvor hatte das Bauernheer, verstärkt durch 200 Schweizer und ein Geschütz aus Waldshut, westlich von Grießen sich den 700 Landsknechten des Adels gestellt. Mit Hieb- und Stichwaffen ausgerüstet wagten sie den Sturm auf die Burg. Das aufständische Bauernheer konnte mit seinen Waffen aber bei weitem nicht so gut umgehen wie die Soldaten, die obendrein über Hakenbüchsen und Armbrüste verfügten. Die Chronik des Berners Valerius Anshelm berichtet, dass rund 200 Bauern umkamen und viele Häuser zerstört wurden: „Weiber und Kinder sind in der Nacht unter so jämmerlichem Schreien und Weinen gen Kaiserstuhl geflohen, dass man sie aus Erbarmen einlassen musste“. Auf dem Grießener Friedhof ging tief in der Nacht der ungleiche Kampf zu Ende, die Bauern mussten sich ergeben. Es war nicht nur das Finale des Bauernkriegs, sondern auch das Ende des Versuches, die Reformation im Klettgau einzuführen. Es folgte ein grausames Strafgericht. Die Soldaten aus Zürich wurden laufengelassen, doch dem Anführer der Bauern, dem Grießener Claus Wagner, wurden ebenso wie dem reformierten Pfarrer Hans Rebmann die Augen ausgestochen. Viele Bauern, die mit dem nackten Leben davonkamen, wurden Opfer der plündernden Soldateska, mussten Geldbußen entrichten oder wurden verstümmelt, indem man ihnen Finger abhackte.[3]
Landgraf Rudolf V. von Sulz trug fortan den Beinamen „Der Bauern(be)zwinger“. Hinfort wurde die Anlage erweitert und zu einer Festung ausgebaut. 1595 ließ der Graf von Sulz den von Venedig kommenden Alchimisten Leonhard Thurneysser in Tiengen unter der Anklage der Schuldeintreibung verhaften und setzte ihn auf der Küssaburg fest. Thurneysser gelang es durch die Intervention von Freunden freizukommen, musste aber einen Teil seiner Bücher in der Küssaburg zurücklassen[4].
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der endgültige Niedergang der Burg besiegelt. Am 8. März 1634 zog eine schwedische Truppe unter Führung von Feldmarschall Gustaf Horn heran. Die kaiserliche Besatzung der Küssaburg sprengte die Burg, damit sie den Feinden nicht als Bollwerk und Stützpunkt dienen konnte.
Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 wurden Pläne zum Wiederaufbau erwogen, doch wegen Unrentabilität nicht umgesetzt. Am 25. Dezember 1664 richtete ein Bergsturz an der unbewohnten Burg weitere schwere Schäden an. Das Aufsehen erregende Ereignis und seine Topographie wurden durch den Kupferstecher Conrad Meyer 1665 in einem Einblattdruck dokumentiert[5]. Die Burg, der keine weitere strategische Bedeutung zukam, verfiel weiter. Bis zum Erwerb des Klettgaus durch das Großherzogtum Baden 1812 blieb sie im Besitz der Fürsten von Schwarzenberg. 1855 wurden der weitere Verfall und die Nutzung als Steinbruch unterbunden.
Erst 1932 bis 1939 wurde die Wehranlage wieder freigelegt. Sie ist seither ein beliebtes Ausflugsziel. Die Ruine wurde im Jahre 1978 aus der Hand Baden-Württembergs dem Landkreis Waldshut übergeben. Der Küssaburg-Bund pflegt die Burg vorbildlich.
Beschreibung
Sie wurde in mehreren Etappen aus Muschelkalkstein erbaut. 1525-1529 wurde sie unter Graf Rudolf V. nach der damals neuesten Fortifikationstechnik ausgebaut. Vor der Burg, auf dem großen Vorplatz, befand sich eine Vorburg in der Art einer eigenen kleinen Stadt. Die Burg soll 136 Zimmer besessen haben. Bis zum Dreißigjährigen Krieg ging es wohl teils recht ausgelassen zu und her, wie uns Joseph Bader aus einem einst zu Waldshut aufbewahrten Gästebuch zitiert: "Anno 1611 den 18 May auf Schloss Küssaberg. Nicasius Beyer zum Edelbach/hat ordentlich schön verrichtet sein Sach/Wilkomm getruncken auch/wie sich gebürt nach altem Brauch/dabei sich also befand/das er das Bett nicht finden khunt"
Nach ihrer letzten Zerstörung durch ein Feuer wurde sie von den Bauern im Umfeld als Steinbruch genutzt. Trotz allem ist sie immer noch imposant und lässt erahnen, welch eine mächtige Burg sie einst war. Sie galt als uneinnehmbar. Von der gern besuchten und zum Aussichtsturm umfunktionierten Schildmauer ist der Blick bei klarer Sicht frei mit dem Panorama der schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen - nach Bechtersbohl am Fuße der Küssaburg, nach Lauchringen und Tiengen, vom Randen ins Rheintal und weit in den Schwarzwald.
Galerie
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Ostseite mit äußerem Tor (2008)
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Zugbrücke (2008)
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Innenseite des äußeren Tores (1991)
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Tor zur Kernburg (2008)
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Turmrest an der Südseite (2008)
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Kernburg in Richtung Osten (1991)
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Kernburg in Richtung Westen (2008)
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Panoramablick nach Westen (2009)
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Merian Panoramablick über Zurzach auf die Küssaburg (1654)
Literatur
- Andreas Weiß, Christian Ruch: Die Küssaburg. Herausgegeben vom Küssaburg-Bund e.V., o. O. 2009.
- Robert Feger: Burgen und Schlösser in Südbaden. Eine Auswahl. Weidlich, Würzburg 1984, ISBN 3-8035-1237-9.
- Norbert Nothhelfer (Hrsg.): Der Kreis Waldshut. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart/Aalen 1975, ISBN 3-8062-0124-2.
- Küssaberg im Landkreis Waldshut. Gemeinde Küssaberg.
- Lauchringen. 1985.
- Arthur Hauptmann: Burgen einst und jetzt - Burgen und Burgruinen in Südbaden und angrenzenden Gebieten. Verlag Südkurier, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-040-1, S. 259–263.
- Heinz Voellner: Die Burgen und Schlösser zwischen Wutachschlucht und Hochrhein. 1979.
- Bender, Knappe, Wilke: Burgen im südlichen Baden. 1979, ISBN 3-921340-41-1.
- Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Freiburg im Breisgau, 1892, Band III - Kreis Waldshut; S. 133-142 online
- Christian Roder: Die Schloßkaplanei Küssenberg und die St. Annenkapelle zu Dangstetten. In: Freiburger Diözesan Archiv
- Emil Müller-Ettikon, Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs, Gemeinde Küssaberg (Hrsg.), 1986.
Weblinks
- Commons: Küssaburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Wikisource: Josef Bader: Der letzte Küssaberger, in Badisches Sagenbuch, 1846 – Quellen und Volltexte
- Offizielle Internetpräsenz
- Küssaburg-Führer Küssaburg.com
- Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun
- Eintrag zu Küssaburg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
Einzelnachweise
- ↑ Dirk Salzmann: Die Küssaburg. In: Südkurier vom 6. Mai 2010
- ↑ Vgl. Die Belagerung und Kapitulation Tiengens im Schwabenkrieg 1499. Festschrift für Thomas Zotz, Thorbecke 2004, S. 156.
- ↑ Dirk Salzmann: Der Bauernkrieg im Klettgau und die Küssaburg. In: Südkurier vom 6. Mai 2010
- ↑ Paul H. Boerlin: Leonhard Thurneysser als Auftraggeber, Birkhäuser, 1976, S.28
- ↑ Jahrbuch des Landkreises Waldshut, Band 2, Schriftenreihe des Landkreises Waldshut, Waldshut, 1965/66