Kachin Independence Organisation

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Fahne der Kachin Independence Organisation
Rekruten der KIO im Oktober 2016

Die Kachin Independence Organisation (Birmanische Schrift ကချင်လွတ်လပ်ရေးအဖွဲ့ချုပ်, KIO) ist eine politische Organisation in Myanmar. Sie repräsentiert die Kachin-Minderheit im Land. Die KIO besitzt einen bewaffneten Arm, die Kachin Independence Army (KIA). Das Hauptquartier der KIO befindet sich in Laiza.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die KIO wurde am 5. Februar 1961 von den ehemaligen Regierungssoldaten Lamung Tu Jai und Lama La Ring und dem Disidenten Zau Seng gegründet. Nach der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien 1948 war es im Kachin-Staat eher friedlich geblieben. Gab es doch die Panglong-Vereinbarung, die dem Kachin-Staat einen Austritt aus der Union ermöglichte. Als die Forderungen nach Unabhängigkeit von der Zentralregierung ignoriert wurde, kam es zu Spannungen zwischen den Führern der KIO und der Regierung. Die Gründer der KIO überzeugten 27 Soldaten der Kachin-Rifles, einer Armeeeinheit bestehend aus ethnischen Kachin, zu ihnen überzulaufen. Die Gruppe begann bereits am 5. Februar 1961 ihren bewaffneten Kampf gegen die Zentralregierung, indem sie Banken und Geschäfte überfiel. Ein Jahr später war die private Armee auf 100 Mitglieder angewachsen und der militärische Arm wurde mit dem Namen Kachin Independence Army organisatorisch unabhängig. Zau Seng wurde der Erste Oberkommandierende der KIA. Der Militärputsch unter Ne Win 1962 führte zu einem großen Zulauf von Dissidenten und Oppositionellen und stärkten die Ränge von KIO und KIA. Ab 1964 verfolgte die KIO einen radikal linken Kurs und nahm Verbindungen zur Kommunistischen Partei auf, welche von China unterstützt worden ist.[2] Die KIO baute auch Verbindungen zu anderen bewaffneten ethnischen Organisationen (Englisch Armed Ethnical Organisations, EAO), oder war an deren Gründung maßgeblich beteiligt. So wurde z. B. die Arakan Army (AA) von der KIO mitgegründet, ausgerüstet und von der KIA ausgebildet. 1994, nach 33 Jahren bewaffneter Auseinandersetzungen, wurde ein Waffenstillstand zwischen der Armee der Zentralregierung und der KIA vereinbart. Die KIO konnte die von der KIA gehaltenen Gebiete autonom verwalten und war in der Lage. Verwaltungsstrukturen in mehreren Bezirken des Staates unabhängig aufzubauen. Die KIO wurde immer mehr in Bergbau und im Edelsteingeschäft aktiv und vergab Abbaugenehmigungen an Firmen, auch an Firmen der Zentralregierung. Die KIA besteuerte Jade- und Teakholz-Exporte und kontrollierte Grenzübergänge nach China. 2010 versuchte die Militärregierung, die KIO zu überreden, Truppen für ihr Border-Guard-Force-Programm (BGF-Programm) zu stellen. Die KIA sollte in die Befehlsstruktur der Zentralarmee integriert werden. Nachdem sich die Führung der KIO weigerte, diesem Vorschlag folge zu leisten, kam es 2011 wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der KIA und der Armee. Trotz einige Rückschläge kontrollierte die KIO große Teile des Kachin-Staates mit Ausnahme einiger großer Städte. Auch bestehen weiterhin Geschäftsbeziehungen zwischen der KIO und der Zentralregierung – trotz der Feindseligkeiten zwischen KIA und der Zentralarmee.

Im März 2024 beschloss die Führung der KIO eine Offensive gegen die am 1. Februar 2021 an die Macht gekommene Militärregierung State Administration Council (SAC). Da die KIO neben der United Wa State Party (UWSP) über eine eigene Waffenproduktion verfügt, gilt sie als wichtiger Verbündeter der Exilregierung (NUG) von Myanmar. Sie gilt als Hauptunterstützer der Arakan Army und der Milizen der Exilregierung (PDF), verfügt aber auch über enge Beziehungen zur Ta’ang National Liberation Army (TNLA) und zur Myanmar Nationalities Democratic Alliance Army (MNDAA).[3]

Absplittungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1990 gründeten 700 Mitglieder der KIO unter der Führung von Zahkung Ting Ying, Layawk Zelum, und Ying Zelum eine eigene Organisation, die New Democratic Army-Kachin (kurz NDA-K). Die Rebellen waren mit dem neuen politischen Kurs der Führung nicht einverstanden. Die KIO versuchte sich von der kommunistischen Ideologie zu lösen, nachdem sich die kommunistische Partei des Landes ein Jahr davor aufgelöst hatte. Die NDA-K wechselte 1993 die Seiten und 600 Mann wurden in die Polizeitruppen des Militärs übernommen. 2009 beteiligte sich die NDA-K als erste bewaffnete Organisation am Border Guard Force (kurz BGF) Programm der Regierung. Es entstanden die Bataillione 1001–1003 der BGF.[4][5]

Finanzierung und Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die KIO finanziert sich primär aus Steuern und Zöllen, die Unternehmungen und Firmen entrichten müssen, um in KIO-kontrollierten Gebieten aktiv zu sein. Die KIO betreibt ein eigenes Bildungs- und Gesundheitssystem. Die KIO betreibt aber auch eigene Unternehmen und ist in der Elektritätsgewinnung aktiv.[6] Nach einer Untersuchung der United Nations Office on Drugs and Crime aus dem Jahre 2018 wurde in Gebieten der KIO Opium angebaut. Die KIO würde sich also durch Drogengschäfte finanzieren. Dies ist nicht verwunderlich da viele ethnischen Organisationen in Myanmar Opium anbauen oder den Anbau von Opium und den Transport und Handel besteuern. Selbst einige Infanterie Batailione der Armee der Zentralregierung bauen Opium an. Das The Transnational Institute kurz TNI behauptet aber der UN Report wäre falsch. DIE KIO würde einen strikten Anti-Drogen Kurs fahren. Die UN hätte Gebiete der KIO mit Gebieten unter der Kontrolle der New Democratic Army-Kachin (kurz NDA-K) verwechselt. Diese ist eine Splittergruppe der KIO bzw. KIA, welche 2010 in das Border Guard Force (kurz BGF) Programm der Regierung aufgenommen worden ist.[7] TNI kritisierte in der Vergangenheit die KIO, weil sie ihr Anti Drogen Programm für zu hartherzig befand. Nach Angaben von Al Jazeera unterstützt die KIO die Pat Jasan Bewegung. Die KIO würde also seit Jahren den Opiumanbau und Drogenkonsum bekämpfen.[8] Auch Frontier MYANMAR meldete 2016, dass sich die KIA an Anti Drogen Programmen beteiligen würde.[9] Auch die Organisation Myanmar Information Management Unit (kurz MIMU) berichtet das die Armee der Zentralregierung örtliche Milizen beim Anbau von Opium förderte. Im Gegenzug würden diese Milizen die KIO und KIA bekämpfen. Die BGF Batailione 1001–1003 wären am Anbau von Schlafmohn beteiligt. Andere Gebiete ständen unter der Kontrolle der Kachin Democratic Army (kurz KNA) welche ebenfalls als Milizen der Armee fungieren würden. Die Regierung würde die KIO beschuldigen ein großer Drogenlieferant zu sein, dabei wären es ihre eigenen Einheiten welche Drogen anbauen würden.[10] Dabei hatte die KIO bereits am 5. Oktober 2010 zu einen Kampf gegen Drogen aufgerufen.[11] Seit ihrer Gründung 1961 finanzierte sich die KIO durch die Besteuerung von Drogen. Diese Politik wurde aber bereits 1990 vom damals neu gewählten Präsidenten Maran Brang Seng geändert, der einen drogenfreien Kachin-Staat ausrief.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frontier Myanmar ‘The last fight’: With growing support for federal army, Kachin prepares for war ...to the Kachin Independence Organisation headquarters in Laiza, on the border with China.
  2. Observer Research Foundation Desperate for money and weapons, the KIO joined a militant coalition with the Communist Party of Burma in 1966 on Beijing’s direction. auf orfonline.org
  3. Radio Free Asia Kachin offensive opens new front for overstretched Myanmar junta forces
  4. https://www.irrawaddy.com/news/burma/kachin-independence-army-myanmar-regime-forces-clash-in-hpakant.html The Irrawaddy Zakhung Ting Ying is the leader of the New Democratic Army-Kachin militia group, which split from the KIA in 1993 and made peace with the previous military regime, the State Law and Order Restoration Council. The group came under military control when it transformed itself to a Border Guard Force in 2009.]
  5. BNI NDA-K changes to Burma junta's BGF The ethnic Kachin rebel armed group, the New Democratic Army-Kachin (NDA-K), officially converted to the Burmese Army-controlled Border Guard Force (BGF) in a ceremony yesterday
  6. Frontier Myanmar Powering a conflict: the Kachin Independence Organisation's hydropower business
  7. TNI A Distortion of Reality: Drugs, Conflict and the UNODC’s 2018 Myanmar Opium Survey In contrast, the Kachin Independence Organisation KIO: the political wing of the KIA) has for several years carried out a strict anti-drugs campaign, eradicating opium fields and arresting drug users. It has also provided tacit support for the Pat Jasan movement, an anti-drugs vigilante group... Our local sources, however, do confirm the KIO claim that there is presently no substantial opium cultivation in KIO-controlled areas. It is unclear how the UNODC arrives at its completely opposite claims about Kachin State, but it seems to be based on wrong assumptions about who “controls” which areas.
  8. Al Jazeera Drugs and bullets in Myanmar As more people in Kachin fall victim to drug abuse, Christian group Pat Jasan is taking matters into its own hands... The KIA has been trying to destroy the [opium fields and reduce the drug problem for many years ]
  9. Fronter Myanmar According to a drug survey by the Kachin Independence Organisation released on June 26, more than 655 hectares of poppy fields were destroyed in Tanai Township of Kachin State in January and February of 2016.
  10. [https://themimu.info/sites/themimu.info/files/assessment_file_attachments/Silent_Offensive_-_How_Burma_Army_Strategies_are_Fuelling_the_Kachin_Drug_Crisis_-_KWAT_October_2014.pdf MIMU Silent Offensive How Burma Army strategies are fuelling the Kachin drug crisis ... The Burmese government routinely blames the ethnic “insurgents” as the main culprits in the drug trade, but it is now members of its own military, including its Border Guard Forces and proxy militia who are the leading armed players in the drug business in Kachin areas
  11. BNI KIO declares war against drugs before Burma elections