Kaiser-Wilhelms-Land

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Übersicht der deutschen Besitzungen im Stillen Ozean

Kaiser-Wilhelms-Land wurde der nordöstliche Teil der Insel Neuguinea genannt, der bis 1914 zum deutschen Kolonialreich gehörte. Zusammen mit dem Bismarck-Archipel, den nördlichen Salomonen, den Karolinen, Palau, Nauru, den Marshallinseln und den Marianen bildete es das kaiserliche Gouvernement und deutsche Kolonie Deutsch-Neuguinea.

Topographie

Küste von Kaiser-Wilhelms-Land (um 1887)

Das Gebiet wurde nach Westen vom niederländischen (heute West-Papua) und nach Süden vom britischen (seit 1906 australischen) Teil der Insel begrenzt. Es erstreckte sich von 141° östlicher Länge ostwärts und im Süden bis 8° südlicher Breite. Die Landfläche betrug 181.650 km² mit seinerzeit 110.000 Einwohnern (Stand: 1902).

Der Inselteil besteht hauptsächlich aus Gebirge, nur der äußerste Norden enthält ausgedehntere Ebenen am Kaiserin-Augusta-Fluss und Ramu. Der Süden ist von Gebirgszügen durchzogen, die teilweise mehr als 4000 m aufragen: Kraetkegebirge, Bismarckgebirge und Hagengebirge. Die Wasserläufe sind meist nur Gebirgsflüsse.

Geschichte

Als Großbritannien im August 1884 den Ostteil Neuguineas (→Britisch-Neuguinea) für die Krone vereinnahmte, beanspruchte der Agent des Neuguinea-Konsortiums Otto Finsch im Dezember desselben Jahr die Nordküste Neuguineas und das Bismarck-Archipel.[1] Am 17. Mai 1885 bekam die Neuguinea-Kompagnie (Nachfolgerin des Neuguinea-Konsortium) den kaiserlichen „Schutzbrief“ für die Hoheitsrechte über Kaiser-Wilhelms-Land (Nordost-Neuguinea) und den Bismarck-Archipel übertragen.[2] Ab 1889 wurde der Westteil Neuguineas zur Kolonie der Niederlande. (→Niederländisch-Neuguinea).

Koloniale Verwaltung

Hauptverwaltungssitz Deutsch-Neuguineas, das bis 1899 von den Investoren der privaten Neuguinea-Kompagnie verwaltet wurde, lagen während der ersten Jahrzehnte in Kaiser-Wilhelms-Land. Als erster Landeshauptmann wurde Georg von Schleinitz ernannt, der ab 1886 in Finschhafen Quartier nahm. Bis zur großen Malaria-Epidemie 1891 blieb der Hafen Sitz des Landeshauptmanns, dann wurde der Ort aufgegeben und erst 1901 wiedergegründet. Nachdem kurzzeitig Stephansort in der Astrolabe-Bucht Hauptort geworden war, wurde am 17. September 1892 die Landesverwaltung in das nahegelegene Friedrich-Wilhelmshafen (heute Madang) verlegt. Mit dem Ende der Verwaltung durch die Neuguinea-Kompagnie 1899 und der Übernahme der Besitzungen durch das Deutsche Reich wurde der Haupverwaltungssitz der Kolonie auf die Insel Neu-Pommern (heute Neubritannien) nach Herbertshöhe (heute Kokopo) verlegt.

Ab 1921 wurde das Gebiet völkerrechtlich australisches Mandatsgebiet. 1975 wurde es mit dem australischen Papua zu Papua-Neuguinea vereinigt und unabhängig.

Erforschung

Im Jahr 1882 vertraten in der Nähe von Neuguinea die beiden Firmen Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft (die Nachfolgerin von Godeffroy) und Robertson & Hernsheim (später Hernsheim & Co.) die deutschen Handelsinteressen. Um auch auf dem Festland von Neuguinea die ersten Schritte für eine deutsche Kolonisierung zu tun, wurde von Finanzleuten, wie Adolph von Hansemann, der 45-jährige Otto Finsch ausersehen.

Finsch reiste Anfang 1884 nach Neuguinea und besuchte von Mioko aus auf drei Reisen fast die gesamte Nordküste. Bei seinen Reisen entdeckte er sieben Häfen und den Kaiserin-Augusta-Fluss, schloss Verträge über Landerwerbungen ab und hisste die deutsche Flagge. Die erste Station wurde am 5. November 1885 in Finschhafen gegründet. Sie bildete den Ursprung der Neuguinea-Compagnie. Bald folgten Hatzfeldhafen und Konstantinhafen nach. 1888 kam Stephansort, 1890 Erima und später noch andere hinzu.

Finschhafen war bis zur großen Malaria-Epidemie 1891 Sitz des Landeshauptmanns.

Europäische Bevölkerung der Kolonie

Die europäische Bevölkerung der deutschen Kolonie Kaiser-Wilhelmsland erreichte nie die Höhen wie die in den deutschen Kolonien in Afrika. Anfängliche Versuche Siedler für eine Siedlungskolonie anzuwerben schlugen fehl. 1900 lebten etwa 50 Deutsche und nur wenige andere Europäer in der Kolonie, darunter Missionare. Dazu kamen Verwaltungsbeamte der Neuguinea-Kompagnie, die die Landeshoheit ausübte, sowie deren kleine „Schutztruppe“.

Einzelnachweise

  1. Horst Gründer: Geschichte der Deutschen Kolonien. 5. Aufl. Schöningh, Paderborn 2004. S. 92
  2. S.G. Frith: The New Guinea Company, 1885-1899: a case of unprofitable imperialism. in: Historical Studies 15, S. 316