Quelltext der Seite Kapernaumkirche (Berlin)

{{Infobox Sakralbau
| Name           = Kapernaumkirche
| Bild           = Kapernaumkirche (Berlin).jpg
| Bildtext       = Ansicht der Kirche von der Nordwestseite
| Baujahr        = 1901
| Fertigstellung = 
| Einweihung     = 25. August 1902
| Baumeister     = 
| Architekt      = [[Karl Siebold]]
| Baustil        = [[Neuromanik]],<br /> [[Backstein]] unverputzt
| Bauherr        = evangelische Nazareth-Gemeinde Berlin
| Länge          = 42
| Breite         = 27.7
| Höhe           = 
| Kapazität      = 
| Turmhöhe       = 27
| Breitengrad    = 52.548532
| Längengrad     = 13.349537
| RegionISO      = DE-BB
| Geohöhe        = 
| Adresse        = Seestraße 34
| Ort            = Berlin-Wedding
| Religion       = [[evangelisch]]
| Art            = Kirche
| Gemeinde       = Evangelische Kirchengemeinde Kapernaum
| Pfarrei        = 
| Webseite       = http://www.kapernaum-berlin.de/
|Landeskirche=[[Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz]]}}

Die evangelische '''Kapernaumkirche''' ist ein [[Kirchengebäude]] im Ortsteil [[Berlin-Wedding|Wedding]] des Berliner [[Bezirk Mitte|Bezirks Mitte]]. Sie wurde zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts auf einem rund 2300&nbsp;Quadratmeter großen Grundstück des Grafen [[Eduard Karl von Oppersdorff]] errichtet. Nach Einweihung des Gotteshauses und Fertigstellung des Gemeindehauses übereignete der Graf den Grund und Boden der neuen Kirchengemeinde, die sich den Namen [[Kafarnaum|Kapernaum]] gegeben hatte. Die Kirche an der [[Seestraße (Berlin-Wedding)|Seestraße]] Ecke Antwerpener Straße steht mit dem benachbarten Gemeindehaus unter [[Denkmalschutz]].<ref>{{Berliner Adressbuch|1899|2469|Seestraße|Teil=Teil 3|Seite=544|Kommentar=Graf Oppersdorf wird in den Adressbüchern ab dem Jahr 1897 als Grundbesitzer für die Parzellen bis Nummer 15 zwischen Torf- (später Amrumer) und Müllerstraße genannt, auf denen bereits „Baustellen“ verzeichnet sind.}} Die Antwerpener Straße war zu diesem Zeitpunkt noch nicht angelegt. Erst im Jahr 1910 ist die Kapernaumkirche auch Grundstückseigentümer. {{Berliner Adressbuch|1910|4422|Seestraße|Teil=Teil 3|Seite=780}}</ref>

== Baugeschichte ==

=== Planungsarbeiten ===
Die schnelle Industrieansiedlung an den Randgebieten von Berlin führte zur rasch wachsenden Berliner Bevölkerung und zunehmendem Wohnbedarf. Für die Christen wurden allerorten auch neue Kirchengebäude gebraucht. Der in Berlin auf Anregung der [[Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg|Kaiserin Auguste Viktoria]] im Jahr 1890 gegründete [[Evangelischer Kirchenbauverein|Evangelische Kirchenbauverein]] unterstützte die Aktivitäten zur Errichtung weiterer Gotteshäuser. Graf Karl von Oppersdorff (Hauptwohnsitz in [[Baden bei Wien]]) besaß gegen Ende des 20.&nbsp;Jahrhunderts größere Areale in Wedding, unter anderem an der Müllerstraße&nbsp;137<ref>{{Berliner Adressbuch|1897|2375| Oppersdorf|Teil=Teil 3, Grundstückseigentümer|Seite=666}}</ref> und entlang der Seestraße<ref>{{Berliner Adressbuch|1897|2223| Seestraße (vor Parzelle 16) |Teil=Teil III|Seite=516}}</ref>. In Erwartung eines gewinnbringenden Verkaufs seines Baugeländes um eine prächtige steinerne Kirche bot er der Nazareth-Gemeinde eine Fläche für den Bau eines Kirchengebäudes samt einem größeren Geldbetrag als Schenkung an. Seine Bedingung lautete, dass der Kirchbau bis spätestens zum 1. Oktober 1897 zu beginnen sei.

Den Auftrag zum Entwurf des Kirchengebäudes erhielt [[Karl Siebold]], Bauamtsmann in den [[Von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel|Bodelschwinghschen Anstalten]] bei Bielefeld, im Jahr 1896.<ref name="100KapKirch">{{Webarchiv|url=http://www.kapernaum-berlin.de/downloads/ |wayback=20140514072518 |text=Darstellung 100 Jahre Kapernaumkirche 1902–2002 (Archivlink liefert keine Informationen)}}</ref> Er kombinierte Teile der [[:Datei:Hagen Eilpe Evangelische Christuskirche IMGP1356 smial wp.jpg|Christuskirche in Hagen-Eilpe]], Teile von [[St. Aposteln]] und [[Groß St. Martin]] aus [[Köln]] sowie von [[Maria Himmelfahrt (Andernach)|St. Maria Himmelfahrt in Andernach]] miteinander. Der Rückgriff auf bereits realisierte Gebäude verringerte den Planungsaufwand, dessen wesentlicher Anteil die Anpassung an den Standort in Berlin ausmachte. 

=== Errichtung und Einweihung 1902 ===
[[Datei:Kapernaum Vorkriegseinrichtung.2016 12-26-25.jpg|mini|hochkant|links|Innenraum vor 1944]]
Für die Bauausführung beauftragte das Kirchenamt den Baumeister Carl Kuhn. Die ebenfalls in Kirchenbauangelegenheiten tätige Berliner Architektengemeinschaft [[Georg Dinklage]], [[Ernst Paulus (Architekt)|Ernst Paulus]] und [[Olaf Lilloe]] schuf zwischen 1909 und 1911 das benachbarte [[Gemeindezentrum (Religion)|Gemeindehaus]] an der Seestraße. Mit [[Rundbogen|Rundbögen]], [[Lisene]]n und [[Erker]]n gestaltet und dem Kirchengebäude angebaut, verbindet es die Kirche und ein benachbartes Wohnhaus. Eine breite Tordurchfahrt führt auf den Hof der Kirchengemeinde.

Die [[Grundsteinlegung]] an der [[Seestraße (Berlin-Wedding)|Seestraße]], an der Ecke ''Straße&nbsp;XVI'' des Bebauungsplans (spätere Antwerpener Straße), erfolgte am 30.&nbsp;September 1897, überhastet und wenig feierlich – nämlich einen Tag vor Fristablauf für die Grundstücks-Schenkung durch Graf von Oppersdorff.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.kapernaum-berlin.de/das-kirchengebaeude/grundsteinlegung/index.html |wayback=20140321185503 |text=Grundsteinlegung}} Website der Kapernaumkirche</ref><ref name="LDL">Grundsteinlegung 1897 und weitere Details nach Text der Landesdenkmal-Datenbank.</ref>

Die vorgesehene Freistellung des Gebäudes auf einem markanten Platz in der Achse der Antwerpener Straße genehmigte die Berliner Bauverwaltung nicht, sodass die Kirchengemeinde sich auf das Eckgrundstück Seestraße beschränkte. Im Mai 1900 konnten die eigentlichen Bauarbeiten beginnen, nachdem der kaiserliche Kirchenbaufonds die Übernahme weiterer Kosten zugesichert hatte.<ref name="100KapKirch" />

Die [[Kirchenweihe|Einweihung]] des Kirchengebäudes fand am 25.&nbsp;August 1902 mit einem Fest[[gottesdienst]] in Gegenwart des Kaisers [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;II.]], der Kaiserin [[Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg|Auguste Viktoria]] und des [[Wilhelm von Preußen (1882–1951)|Kronprinzen]] statt.<ref name="Kirchweihe">[http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/index.php?id=dfg-viewer&set%5Bimage%5D=6&set%5Bzoom%5D=default&set%5Bdebug%5D=0&set%5Bdouble%5D=0&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fcontent.staatsbibliothek-berlin.de%2Fzefys%2FSNP27112366-19020825-0-0-0-0.xml Bericht von der Einweihung der Kapernaumkirche], in: [[Vossische Zeitung|Königlich privilegierte Berlinische Zeitung]], 25. August 1902.</ref> Hierbei erhielt das Gotteshaus den Namen ''Kapernaumkirche''. Die neue, von der Nazareth-Kirche abgetrennte Gemeinde heißt seit dem Jahr 1903 Kapernaum-Gemeinde. Die Namensvergabe [[Kafarnaum|Kapernaum]] bezieht sich auf den Wohn- und Wirkungsort von [[Jesus von Nazareth]] gemäß den [[Evangelium (Buch)|Evangelien]].<ref name="100KapKirch" />{{Absatz}}

=== Kriegsschäden und Veränderungen nach 1945 ===
<gallery mode="packed">
  Kapernaum brennender Kirchturm.2016 12-25-04.jpg|Brennender Kirchturm nach einem [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Bombenangriff]], 1944
  Kapernaum Christus in Trümmern.2016 12-26-37.jpg|Zerstörter Innenraum nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]
  Kapernaum Nach der Bombardierung.2016 12-26-07.jpg|Kapernaum&shy;kirche nach dem Zweiten Weltkrieg
  Kapernaum 50. Kirchweihfest.2016 12-14-28.jpg|50. Kirchweih&shy;fest 1952 in der zerstörten Kirche
</gallery>

Zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] erlitt die Kapernaumkirche im Mai 1944 durch einen Bombentreffer schwere Schäden, der große Eckturm brannte aus. Unter Leitung der Architekten [[Fritz Berndt]] und [[Günter Behrmann]] erfolgte 1952–1959 ein Wiederaufbau. Dabei wurden äußerlich der Giebel an der Seestraße vereinfacht, die Giebel an den Seitenschiffen entfernt und das Dach des Hauptschiffes neu gedeckt. Der große Eckturm, der zuvor einen [[Helm (Architektur)|Helm]] in [[Raute]]nform aufwies, erhielt ein steiles [[Satteldach]]. Fast die gesamte Innenausstattung musste erneuert werden. Am ersten Adventsonntag im Jahr 1959 feierte die Kapernaumgemeinde die Wiedereinweihung ihrer Kirche. Bis dahin fanden die Gottesdienste in dem benachbarten Gemeindehaus statt, gelegentlich auch in der beräumten Kirchenruine.<ref name="100KapKirch" />

== Baubeschreibung ==
[[Datei:Kapernaumkirche innen 23.02.2016 12-12-17.jpg|mini|Innenraum, Richtung Altar]]
[[Datei:Kapernaumkirche innen 23.02.2016 12-14-06.jpg|mini|Innenraum, Richtung Orgel]]

=== Kirchenschiffe ===
Das Kirchengebäude ist ein [[Historismus|historistisches]] gehaltenes Backsteingebäude mit Elementen der [[Romanik|Spätromanik]] und der [[Gotik]]<!--oder "der [[Neuromanik]] und der [[Neugotik]]"--> mit einem dreischiffigen [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] im leicht asymmetrischen Grundriss. Die beiden Seitenschiffe sind unterschiedlich breit, das nordöstliche zur Seestraße bzw. der Hofseite hin ist etwa einen halben Meter breiter als das nordwestliche entlang der Antwerpener Straße. [[Rundbogenfries]]e, doppelte romanische Fenster und weiß verputzte [[Blende (Architektur)|Blendfelder]] gliedern den Baukörper. Das Rundbogenportal wird von [[Säule]]n flankiert, denen sich beiderseits eine arkadenartige Fensterreihe anschließt. Säulen, [[Kapitell]]e und Friese bestehen aus Ziegelformsteinen. Im [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] ist eine [[Fensterrose|Rosette]] eingebettet. Das im Jahr 1902 eingeweihte Haus war über dem Portal mit einer großen Rosette in der Giebelfläche geschmückt. Seit den 1950er Jahren befindet sich an dieser Stelle ein dreigliedriges Fenster sowie ein darüber mittig in das Mauerwerk eingearbeitetes [[Kreuz (Christentum)|Kreuz]]. Die beiden Türme und der breite Giebel beherrschen die Straßenansicht an der Seestraße.

Beide Seitenschiffe bilden die Schau[[fassade]] des Kirchengebäudes. Die Längsseiten besaßen drei angesetzte Quergebäude mit je einer großen Fensterrosette in den spitz zulaufenden Giebeln. An der Antwerpener Straße wirkte die breite Portalvorhalle zusammen mit den Quergiebeln wie eine mächtige [[Basilika (Bautyp)|Basilika]]. Der Sockel des gesamten Kirchengebäudes ist als [[Bossenwerk]] ausgeführt. Zwei seitliche Anbauten zur Aufnahme der [[Sakristei]] flankieren die halbrunde [[Apsis]], über denen achteckige symmetrisch angeordnete Chortürme in die Höhe ragen. Eine [[Zwerggalerie]] und Rundbogenfenster lassen Licht in den Altarraum.<ref name="LDL" /> Die in der Infobox enthaltenen Maße des Baukörpers sind grob aus [[Google Earth]] abgeschätzt worden. Die Länge gilt vom Nordwestportal bis zur Mitte der Apsisrundung, unter Berücksichtigung der Vorbauten sind es rund 46 Meter. Im Souterrain unter dem [[Chor (Architektur)|Chor]] befindet sich ein Konfirmandensaal.<ref name="LDL" />

=== Türme ===
Beiderseits schließen Ecktürme mit quadratischen Grundrissen das Gebäude ab. Der nordöstliche [[Kirchturm]] ist mit rund vier Etagen etwas niedriger, der nordwestliche bildet mit seinen mehr als fünf Geschossen, der Glockengalerie sowie einem größeren und steilen Dach die Dominante des Bauensembles. Die einzelnen Etagen erhalten durch Rundbogenfenster in Zweiergruppen Tageslicht. An den Dachecken sind [[Wasserspeier]] angebracht. Die Grundfläche des großen Eckturmes beträgt 7,8&nbsp;m. ×&nbsp;7,8&nbsp;m, die des kleineren Turmes neben dem Gemeindehaus kann mit 4,3&nbsp;m ×&nbsp;4,3&nbsp;m angegeben werden. Dessen Dach besitzt eine Zeltform. Der mächtige Eckturm trägt eine Turm[[uhr]] und das [[#Glocken|Geläut]] des Gotteshauses. An seiner Giebelspitze befindet sich ein mehrere Meter hohes metallenes Kreuz.

== Ausstattung ==

=== Kirchenschiffe ===
Das Mittelschiff war ursprünglich mit einer Holzdecke mit [[satteldach]]artigem angehobenen Mittelteil abgeschlossen. Die Seitenschiffe mit [[Empore]]n sind flach eingedeckt und werden von Säulen mit [[Kapitell#W|Würfelkapitellen]] getragen. Auf jeweils zwei Säulenbögen ruhte ein weiter Rundbogen. Die Innenwandflächen waren mit aufgemalten Friesen und Ornamenten geschmückt, seit den 1960er Jahren sind sie einfarbig.

=== Altarraum ===
[[Datei:Kapernaum-Kirche, Berlin-Wedding, Blick in den Altarraum.jpg|mini|Blick in den Altarraum]]

Den Chorraum zierte die 1910 gestiftete überlebensgroße [[Statue]] des [[Jesus Christus|segnenden Christus]], die von einem Weddinger Bildgießer einer Skulptur des dänischen Bildhauers [[Bertel Thorvaldsen]] nachgebildet wurde. Der zwischen Apsis und Hauptraum eingebaute Bogen zeigte als Wandbild den [[Hauptmann von Kafarnaum|Hauptmann von Kapernaum]] vor Christus. Ein darüber befindlicher Ornamentstreifen enthielt eine [[Sentenz]] aus der Unendlichen Geschichte „[[Inhalt und Interpretation der Unendlichen Geschichte#Welt ohne Grenzen|Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat]]“.

Der Altar bestand aus einem schweren [[Mensa (Altar)|Tisch]] mit einem Aufbau aus weißem [[Marmor]], gerahmt von schwarzen Säulchen. Die [[Kanzel]] befand sich an der Südostseite des Apsisbogens.

Die Kriegsschäden verursachten eine weitestgehende Vernichtung der Innenausstattung. Erhalten geblieben ist die Statue des segnenden Christus. Der Künstler Günter Behrmann gestaltete [[Altar]] und [[Kanzel]] nach 1945 neu. Der neue Altar ist aus graublauem [[Kunststein]] gefertigt und äußerst schlicht gehalten. Das hölzerne [[Kruzifix]] aus der Werkstatt von [[Hermann Haase-Ilsenburg]], die von [[Apostel#Biblisches Vorkommen|Apostelfiguren]] getragenen Altarleuchter und das [[Ambo|Lesepult]] mit der Darstellung des Hauptmanns von Kapernaum sind nach historischer christlicher Tradition dargestellt. Ambo, Leuchter und Taufschale lieferte [[Eva Limberg]]. Der Stein, der die Taufschale trägt, stammt aus den Trümmern der [[Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche]]. Die Kapernaumgemeinde hatte ihn im Jahr 1960 für eine symbolische [[Deutsche Mark|D-Mark]] erworben. Das Gemeindemitglied [[Steinmetz]]<nowiki />meister Gerhard K. Lucas hat den Stein als Geschenk für die Gemeinde in der jetzigen Form behauen.<ref name="Altarraum">{{Webarchiv|url=http://www.kapernaum-berlin.de/das-kirchengebaeude/der-innenraum-der-kirche/altarraum/index.html |wayback=20140321185414 |text=Beschreibung des Altarraumes}}</ref>

=== Decke, Emporen, Fenster ===
Das Hauptschiff erhielt nach dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren eine halbrunde Holzdecke in Form eines [[Tonnengewölbe]]s.<ref name="LDL" /> Alle farbigen Ausmalungen verschwanden und die Wände erhielten einen schlichten hellen Anstrich. Die Rundbögen über der Säulenreihe sind durch einfache eckige Stützbauten ersetzt worden.

In der Erstausstattung dominierte starke Farbigkeit die Innenräume, zu der vor allem [[Buntglasfenster]] mit figürlichen und Ornamentdarstellungen beitrugen.<ref name="100KapKirch" /> Die drei Apsisfenster erhielten 1958 farbige [[Glasmalerei]]en nach Entwürfen von [[Hermann Kirchberger]], ausgeführt von [[Puhl & Wagner|August Wagner]]. Sie zeigen die [[Geburt Christi]] (Weihnachten), die [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]] (Ostern) und die [[Pfingsten|Entsendung des Heiligen Geistes]] (Pfingsten).<ref name="Altarraum" />

=== Orgel ===
Die Kapernaumkirche verfügte bereits bei ihrer feierlichen Eröffnung über eine [[Orgel]]; in dem Bericht heißt es „unter Begleitung der Orgel“.<ref name="Kirchweihe"/> Die jetzt vorhandene Orgel wurde 1960 in der Werkstatt von [[Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt|Karl Schuke]] hergestellt. Sie besteht aus über 3300 [[Orgelpfeife|Pfeifen]], die kleinsten sind nur wenige Zentimeter lang, die größten Pfeifen sind etwa fünf Meter hoch. Der einfache hölzerne [[Orgelprospekt]] ist dem schlichten Innenraum gut angepasst worden.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.kapernaum-berlin.de/das-kirchengebaeude/der-innenraum-der-kirche/die-orgel/index.html |wayback=20140321185434 |text=Information zur Orgel}}</ref><ref>Im Bericht über die feierliche Einweihung der Kirche steht, die also bereits vorhanden war.</ref>
[[Datei:Kapernaum-Kirche, Berlin-Wedding, Ausgang und Orgel.jpg|mini|Blick zur Orgel]]

{| class="toptextcells" border="0" cellspacing="0" cellpadding="10" style="border-collapse:collapse;"
|+ '''Disposition'''
|
{|
|colspan="2"| '''Pedal'''
----
|-
| Prinzipal || 16′
|-
| Oktave || {{0}}8′
|-
| Oktave || {{0}}4
|-
| Gemshorn || {{0}}2′
|-
| Rauschpfeife II
|-
| Mixtur IV
|-
| Fagott || 32′
|-
| Posaune || 16′
|-
| Trompete || {{0}}8′
|-
| Trompete || {{0}}4′
|}
|
{|
|colspan="2"| '''Oberwerk'''
----
|-
| Gedackt || {{0}}8′
|-
| Quintadena || {{0}}8′
|-
| Principal || {{0}}4′
|-
| Rohrflöte || {{0}}4′
|-
| Kleinflöte || {{0}}2′
|-
| Quinte || {{0}}{{Bruch|1|1|3}}′
|-
| Sesquialtera II
|-
| Scharff IV–V
|-
| Dulcian || 16′
|-
| Trichterregal || {{0}}8′
|}
|
{|
|colspan="2"| '''Hauptwerk'''
----
|-
| Prinzipal || {{0}}8′
|-
| Spitzflöte || {{0}}8′
|-
| Octave || {{0}}4′
|-
| Flaut traverso || {{0}}4′
|-
| Nassart || {{0}}{{Bruch|2|2|3}}′
|-
| Oktave || {{0}}2′
|-
| Mixtur V-VI
|-
| Scharff IV
|-
| Trompete || 16′
|-
| Trompete || {{0}}8′
|}
|
{|
|colspan="2"| '''Schwellwerk'''
----
|-
| Gedackt || {{0}}8′
|-
| Holzflöte || {{0}}4′
|-
| Prinzipal || {{0}}2′
|-
| Sifflöte || {{0}}1′
|-
| Terzian II
|-
| Oberton II–III
|-
| Cymbel III
|-
| Vox humana || {{0}}8′
|-
| Regal || {{0}}4′
|}
|}

== Glocken ==
[[Datei:Kapernaumkirche Glocken 23.02.2016 12-40-28.jpg|mini|hochkant|Glocken im Glockenturm]]

In der achteckigen [[Glockenstube]] des großen Eckturms wurde im Jahr 1901 ein Geläut aus drei [[Kirchenglocke#Gussstahlglocken|Gussstahlglocken]] aufgezogen, gegossen vom [[Bochumer Verein]]. Eine Inventarliste der Gießerei enthält folgende Angaben: das Ensemble aus Glocken mit Klöppel, Lager, Achsen und Läutehebel kostete in der Herstellung 4132&nbsp;[[Mark (1871) |Mark]].<ref name="Plan">''Zusammenstellung der nach Berlin und Umgegend gelieferten Geläute''; Bochumer Verein, um 1900. Im Archiv der Köpenicker Kirche St. Josef, eingesehen am 6. August 2019.</ref> Die gewählten Schlagtöne ergeben einen sehr harmonischen Dreiklang, sodass die Gemeinde im Jahr 1926 ernsthaft erwog, noch eine vierte Glocke in Auftrag zu geben. Das Geld wurde dann jedoch in die Elektrifizierung des Antriebs investiert. Erstaunlicherweise sind weder der [[Glockenstuhl]] noch die Glocken bei dem Kriegsbrand zerstört worden, sie konnten bis zum Jahr 1952 restauriert werden und versehen weiterhin zuverlässig ihren Dienst. Im Jahr 1956 wurden neue Läutemaschinen installiert.<ref>Constanze Kraft: {{Webarchiv|url=http://www.kapernaum-berlin.de/das-kirchengebaeude/der-innenraum-der-kirche/die-glocken/index.html |wayback=20140321185429 |text=Information zu den Glocken}}</ref>

{| class="wikitable zebra" style=text-align:center zebra
|+ Glockenplan<ref name="Plan"/>
|-
! Glocke || [[Schlagton]] !! Gewicht !! Durchmesser !!  Höhe !! [[Inschrift]]
|-
| 1 || cis' || 1597 kg || 1574 mm ||  1380 mm || „Wachet“
|-
| 2 || fis'|| {{0}}871 kg || 1260 mm ||  1120 mm|| „Stehet im Glauben“
|-
| 3 || gis' || {{0}}619 kg || 1124 mm ||  1005 mm ||„Seid männlich und seid stark“
|-
|}

Die Aufschriften der Glocken ergeben, hintereinander gelesen, eine Mahnung, die [[Paulus von Tarsus]] in seinem [[1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Brief an die Gemeinde in Korinth]] schrieb: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark.“ {{Bibel|1. Korinther|16|13}}<ref>[http://www.bibleserver.com/text/EU/1.Korinther16 Übersetzter Text des 1. Briefes von Paulus an die Korinther] auf bible.server.com</ref>

== Gemeindeentwicklung ==
Zu der Gemeinde gehört die Evangelische Kindertagesstätte Kapernaum, die Jugendarbeit der Evangelischen Jungschaft Wedding sowie ein kirchenmusikalischer Schwerpunkt mit einem Kirchenchor, einem Orchester, einem [[Posaunenchor]] und einem [[Blockflötenchor]].<ref name="100KapKirch" /> Seit 2005 gibt es in der Kapernaumkirche eine Ausgabestelle der Organisation [[Tafel (Organisation)|Laib und Seele]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.kapernaum-berlin.de/laib--seele/index.html |wayback=20140320085120 |text=Website der Kapernaumgemeinde mit Infos zu Laib und Seele}}; abgerufen am 12. Mai 2014</ref>

== Literatur ==
* {{Literatur |Autor= |Hrsg=Franz Gottwald |Titel=Heimatbuch vom Wedding |Verlag= Kribe-Verlag |Ort=Berlin |Datum=1924 |Auflage= |ISBN= |Seiten=195 f. |Kommentar=}}
* Gerlinde Böpple: ''Kapernaum, eine evangelische Kirchengemeinde "auf dem Wedding".'' Berlin 1992.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Kapernaumkirche (Berlin-Wedding)}}
* [http://www.kapernaum-berlin.de/ Homepage der Kapernaumkirche]
* {{LDLBerlin |09030320| Baudenkmalsensemble Kapernaumkirche mit Pfarr- und Gemeindehaus, Seestraße 34 und 35; 1902 und 1909}}

== Einzelnachweise und Kommentare ==
<references responsive />

{{Normdaten|TYP=g|GND=1121597084|VIAF=276148209300500460001}}

{{SORTIERUNG:Berlin Kapernaum}}
[[Kategorie:Baudenkmal in Berlin|Kapernaumkirche]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1900er Jahren]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Berlin|Kapernaumkirche]]
[[Kategorie:Berlin-Wedding|Kapernaumkirche]]
[[Kategorie:Kapernaumkirche]]
[[Kategorie:Neuromanisches Bauwerk in Berlin|Kapernaumkirche]]
[[Kategorie:Neuromanisches Kirchengebäude]]
[[Kategorie:Backsteinkirche]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Berlin Wedding Kapernaum]]
[[Kategorie:Geläut]]
[[Kategorie:Kirchengebäude des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Nord-Ost|Wedding Kapernaum]]
[[Kategorie:Bauwerk von Ernst Paulus]]
[[Kategorie:Bauwerk von Georg Dinklage]]
[[Kategorie:Backsteinbauwerk des Historismus]]