Karl Biedermann (Widerstandskämpfer)

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Denkmal in Floridsdorf

Karl Biedermann (* 11. August 1890 in Miskolc, Ungarn, damals zu Österreich-Ungarn; † 8. April 1945 in Wien) war Kommandant der österreichischen Heimwehr, Major der deutschen Wehrmacht und Angehöriger des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne in Wien-Penzing

Nach dem Besuch der Kadettenschule in Traiskirchen diente Karl Biedermann von 1910 an in der k.u.k. Armee. Am Ende des Ersten Weltkriegs bekleidete er den Rang eines Hauptmannes. Zwei Jahre nach Kriegsende wurde er aus dem Militärdienst entlassen. Im Zivilberuf Beamter der Österreichischen Postsparkasse, schloss er sich verschiedenen rechten paramilitärischen Verbänden an.

Im Februar 1934 war Biedermann Kommandant einer Kompanie des Freiwilligen Schutzkorps, einer aus Verbänden der Heimwehr bestehenden Hilfstruppe des Bundesheeres. In dieser Funktion war er während des Österreichischen Bürgerkrieges führend an der Eroberung des Wiener Karl-Marx-Hofes beteiligt.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 trat Biedermann in die deutsche Wehrmacht ein. 1940 wurde er zum Major befördert. Im Zweiten Weltkrieg nahm er am Westfeldzug, am Balkanfeldzug und am Krieg gegen die Sowjetunion teil. 1943 wurde er zum Kommandeur der Heeresstreifenabteilung Groß-Wien ernannt.

Biedermann schloss sich der von Major Carl Szokoll geleiteten Widerstandsgruppe österreichischer Wehrmachtsangehöriger innerhalb des Wehrkreiskommandos XVII an. Im Frühjahr 1945 plante diese die „Operation Radetzky“, deren Ziel es war, die Rote Armee bei der Befreiung Wiens zu unterstützen und größere Zerstörungen zu verhindern. Biedermann hätte mit seinen Truppen Schlüsselstellungen in der Stadt besetzen und die Sprengung von Brücken verhindern sollen.

Doch die für 6. April geplante „Operation Radetzky“ wurde verraten. Biedermann wurde in der Nacht von 5. auf 6. April verhaftet, vor ein Standgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Am 8. April wurde Biedermann zusammen mit zwei weiteren Angehörigen des militärischen Widerstands, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke, öffentlich am Floridsdorfer Spitz in Wien gehängt. Der Wiener Chef der Sicherheitspolizei und des SD Rudolf Mildner übernahm persönlich das Kommando am Richtplatz. [1]

1967 wurde die Kleine Breitenseer Kaserne in Wien-Penzing nach Biedermann und seinen beiden Mitstreitern Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne benannt. Im Jahr 1995 wurde in Wien-Floridsdorf die Karl-Biedermann-Gasse nach ihm benannt.

Bekannt geworden ist eine Fotografie, die Karl Biedermann unmittelbar nach seiner Hinrichtung zeigt. Auf der Brust des Gehenkten sind zwei Schilder mit der Aufschrift „Ich habe mit den Bolschewiken paktiert!“ angebracht.

Literatur

  • Carl Szokoll: Die Rettung Wiens 1945. Mein Leben, mein Anteil an der Verschwörung gegen Hitler und an der Befreiung Österreichs. Amalthea-Verlag, Wien 2001 ISBN 3-85002-472-5
  • Michael Krassnitzer: Widerstand in Hietzing. Freiheitskampf 1934-1938 und 1938-1945 am Beispiel eines Wiener Bezirks. Edition Volkshochschule, Wien 2004, ISBN 3-900799-58-X

Einzelnachweise

  1. Thomas Mang: ‚Gestapo-Leitstelle Wien - Mein Name ist Huber'. Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens?, Wien 2003, S. 131, ISBN 3-8258-7259-9