Kastellan von Coucy

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Raoul de Coucy, châtelain de Coucy

Kastellan von Coucy (auch Raoul oder Regnault de Coucy) war ein historisch bezeugter Trouvère des 12./13. Jahrhunderts, der auf einem Kreuzzug den Tod fand.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Kastellan von Coucy schreibt man 24 Lieder in der Oïl-Sprache zu, welche von dem Mediävisten Francisque Michel 1830 in Paris veröffentlicht wurden. Die Quelle späterer Bearbeitungen ist ein poetischer Roman über den Kastellan von Coucy aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Die bekanntesten Werke über ihn sind das Gedicht von Ludwig Uhland sowie die Dichtungen von Boccaccio und Margarete von Navarra (Die Chastelaine de Vergy).[1] Kastellan von Coucy ist der Name eines Troubadour des zwölften Jahrhunderts, der um das Jahr 1188 gelebt haben soll. Ob es sich um ein Mitglied des Hauses Coucy handelte, ist nicht bekannt. Da ein Kastellan ein Verwalter ist, verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung möglicherweise Guy von Coucy, nachweislich 1186–1203, der auf einer Überfahrt ins Heilige Land umkahm,[2] oder es handelt sich um Raoul I. de Coucy, der im November 1191 vor Akkon fiel.

Die Manuskripte des späten dreizehnten oder frühen vierzehnten Jahrhunderts zu dem Roman du châtelain de Coucy et de la dame de Fayel wurden von einem Autor namens Jakemes verfasst.[3] Diese Erzählung berichtet von der die tragischen Liebe eines gewissen Regnaut, des Herr von Coucy zu der Dame von Fayel. Diese wurde von ihrem Gemahl gezwungen wurde, das Herz des gestorbenen Geliebten zu verzehren und soll sich darüber zu Tode gegrämt haben.[4]

Im Jahr 1829 wurde dieses in 8265 Versen verfasste Werk von Georges-Adrien Crapelet übersetzt.[5] Der Erzählung nach befand sich der Herr von Coucy im Jahre 1190 gemeinsam mit Richard Löwenherz auf dem Dritten Kreuzzug und starb im Jahr 1192 im Alter von 24 Jahren in Palästina.[6] Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um Raoul de Coucy handeln könnte. Francisque Michel und andere waren hingegen der Meinung, dass es sich bei dem Herrn von Coucy eher um Gui handeln müsse, der nachweislich mit Richard Löwenherz nach Jerusalem reiste.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Leopold Röllig, Ehrenrettung des berühmten Ritters Renaut Schatline de Cousy, Troubadours aus dem 12ten Jahrhundert gegen einige neuere wider ihn erhobene Vorwürfe und Beschuldigungen, in: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 4, Nr. 39 vom 23. Juni 1802, Sp. 625–632
  • Jakemes, Georges Adrien Crapelet: L’histoire du châtelain de Coucy et de la dame de Fayel. Impr. de Crapelet, Paris 1829, OCLC 3613734 (digitale-sammlungen.de).
  • Guy, Francisque Michel, Franc̜ois Louis Perne: Chansons du châtelain de Coucy, revues sur tous les manuscrits. Impr. de Crapelet, Paris 1830, OCLC 7433241 (digitale-sammlungen.de).
  • Gaston Bruno Paulin Paris: Le roman du Châtelain de Couci. In: Romania. Band 8. Société des amis de la Romania, Paris 1879, OCLC 222804273, S. 343–374.
  • Fritz Fath: Die Lieder des Castellans von Coucy. Hörning, Heidelberg 1883, OCLC 906385397.
  • Emil Lorenz: Die Kastellanin von Vergi in der Literatur Frankreichs, Italiens, der Niederlands, Englands und Deutschlands, mit einer deutschen Übersetzung der altfranzösischen Versnovelle und einem Anhange: Die „Kastellan von couci“ sage als „Gabrielle de Vergi“ legende. C.A. Kaemmerer & Co., Halle a.S. 1909, OCLC 16966180.
  • Jakemes, Alain Lerond: Édition critique des oeuvres attribuées au Chastelain de Couci (poète lyrique de la fin du XIIe et du début du XIIIe siècle). Presses universitaires de France, Paris 1964, Diplomarbeit, OCLC 79181999.
  • Richard Baum: Der Kastellan von Couci. In: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. 80, 1970, JSTOR:40616314, S. 51–80 und S. 131–148.
  • Jakemes, Catherine Gaullier-Bougassas: Le roman du châtelain de Coucy et de la dame de Fayel. Champion, Paris 2009, ISBN 978-2-7453-1831-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. A. L. Stiefel: Die Chastelaine de Vergy bei Margarete von Navarra und bei Matteo Bandello. In: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Band 36. Franz Steiner Verlag, 1910, S. 103–115, JSTOR:40614157.
  2. Johann Joachim Winckelmann: Kleine Schriften, Vorreden, Entwürfe. Walter de Gruyter, 2002, ISBN 3-11-017444-8, S. 366 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Jakemes. In: arlima.net. Arlima – Archives de littérature du Moyen Âge, 18. September 2015, abgerufen am 17. Februar 2016.
  4. Coucy. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 4, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 310.
  5. Picardie – Historique du château médiéval de Coucy-le-Château. ina.fr, abgerufen am 17. Februar 2016.
  6. Guy (de Coucy), François Louis Perne: Chansons du châtelain de Coucy. Impr. de Crapelet, 1830, S. XIV und XXIV (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  7. Note sur le Chatelain de Coucy et sur la Dame de Fayel. Duval et Herment, 1854, S. 9 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).