Katharina von Hoya (Äbtissin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Katharina von Hoya (* 1412; † 18. Februar 1474) war von 1422 bis 1437 und von 1440 bis 1469 Äbtissin des Klosters Wienhausen.

Katharina war Tochter des Grafen Otto III. von Hoya und wurde 1422 vom Konvent des Zisterzienserinnenklosters Wienhausen zur Äbtissin gewählt, musste 1437 jedoch von diesem Amt zurücktreten. Aus den späten 20er oder frühen 30er Jahren stammt der Heilsspiegelteppich, den Katharina gemeinsam mit ihrer Mutter Mechthild von Braunschweig-Lüneburg († 1433) stiftete, wie Einträge im Äbtissinnen-[1] und im Totenbuch[2] sowie die Wappen der Familie von Hoya auf dem Teppich nahelegen.[3] Nachdem Katharina von einer schweren Krankheit genesen war, stiftete sie in der Zeit um 1433 jeweils ein Set aus Messkelch und Patene für den Wienhausener Konvent und für das Schwesterkloster in Isenhagen. Der Kelch im Zisterzienserinnenkloster Isenhagen trägt ein geprägtes Weihekreuz und ist darüber hinaus mit Amethysten, dem Perlmuttrelief einer thronenden Madonna und einem Silberschnitt der knienden Stifterin verziert; die gravierte Inschrift auf dem Kelchfuß lautet: Jhesus / Christus · katherina comatissa de hoya abbatissa in winhusen.[4]

Nach dem Tod ihrer Nachfolgerin wurde Katharina von Hoya 1440 erneut Äbtissin des Klosters. Unter ihrer Ägide trat eine rege Bautätigkeit am Kloster ein. So stiftete sie eine erste Annenkapelle, in der das Heilige Grab Aufstellung fand. Die Figur des Grabchristus stammt bereits aus dem späten 13. Jahrhundert, das heute erhaltene reich geschmückte Gehäuse wurde jedoch unter Katharinas Abbatiat gegen 100 Taler – vermutlich um 1448 – angefertigt. Aus diesem Jahr hat sich eine Urkunde erhalten, die von einem Ablass berichtet für jeden, der vor dem geweihten Grab eine Andacht hält.[5] Aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts haben sich auch mehrere Reliquiengefäße und ein -kreuz erhalten, die in Aushöhlungen in Kopf und Füßen der hölzernen Christusfigur deponiert werden konnten.[6]

1469 setzte Herzog Otto zu Braunschweig-Lüneburg Katharina ab, nachdem sie sich geweigert hatte, in ihrem Kloster Reformen einzuführen. Sie wurde ins Kloster Derneburg (heute Schloss Derneburg) gebracht. 1470 kam sie zurück nach Wienhausen. In ihrer Abwesenheit wurde eine reformtreue Äbtissin eingesetzt, so dass sie nicht als Vorsteherin des Klosters zurückkehrte. 1474 starb Katharina und wurde in der Allerheiligenkapelle des Klosters beigesetzt.

In Hoya wird seit 1990 jährlich der Katharinen-Markt veranstaltet, ein mittelalterlicher Markt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nicolaus Heutger: Katharina von Hoya, Äbtissin von Wienhausen. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 53 (1985), S. 49–52.
  • Bernhard Gallistl: Eine ikonographische Besonderheit am Heiligen Grab von Wienhausen. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 53 (1985), S. 63–61.
  • Horst Appuhn: Chronik des Klosters Wienhausen, erweitert um das Totenbuch. 3. Auflage. Wienhausen 1986.
  • Bernd Ulrich Hucker: Die Grafen von Hoya. Hoya 1993.
  • Katharina Seidel: Katharina von Hoya. Eine große Äbtissin des 15. Jahrhunderts. Hoya 2002.
  • June L. Mecham: Katharina von Hoya's Saint Anne Chappel. Female Piety, Material Culture, and Monastic Space on the Eve of the Reformation. In: Jeffrey F. Hamburger u. a. (Hrsg.): Frauen – Kloster – Kunst. Neue Forschungen zur Kulturgeschichte des Mittelalters. Brepols, Turnhout 2007, S. 177–185.
  • June L. Mecham: Abbess Katharina von Hoya and the Creation of Monastic Space. In: Alison I. Beach, Constance H. Berman, Lisa M. Bitel (Hrsg.): Sacred Communities, Shared Devotions. Gender, Material Culture, and Monasticism in Late Medieval Germany (= Medieval Women, Bd. 29). Brepols, Turnhout 2014, S. 127–158.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klosterarchiv Wienhausen 33 1,1 fol. 53.
  2. Klosterarchiv Wienhausen Hs 1. Ediert als: Horst Appuhn (Hrsg.): Chronik des Klosters Wienhausen, erweitert um das Totenbuch. Celle 1986, hier S. XLII.
  3. Tanja Kohwagner-Nikolai: Zwischen Thomaszweifel und Nonnenglaube. Gestickte Bildteppiche für die Passions- und Osterzeit aus den Lüneburger Frauenklöster. In: Linda Maria Koldau (Hrsg.): Passion und Ostern in den Lüneburger Klöstern. Ebstorf 2010, S. 135–156, hier S. 137.
  4. Zu Isenhagener Kelch und Patene, Inv. Nr. IS Ea 4 + 11: Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern. Ausstellungskatalog Kunsthalle Bonn und Ruhrlandmuseum Essen. Hg. v. der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn und dem Ruhrlandmuseum Essen. München 2015, S. 388, Kat. Nr. 282 (Olaf Siart).
  5. Klosterarchiv Wienhausen, Urkunde Nr. 471.
  6. Zum Reliquienkreuz aus dem Heiligen Grab, Inv. Nr. WIEN Eb 37: Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern. Ausstellungskatalog Kunsthalle Bonn und Ruhrlandmuseum Essen. Hg. v. der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn und dem Ruhrlandmuseum Essen. München 2015, S. 441, Kat. Nr. 356 (Michael Wolfson).