Kerobokan-Gefängnis
Das Kerobokan-Gefängnis, das auch Hotel K genannt wird, befindet sich in Kerobokan im Regierungsbezirk Badung auf Bali, einer indonesischen Insel. Das Gefängnis liegt etwa vier Kilometer von dem Dorf Canggu entfernt.
In dem Gefängnis saßen und sitzen zahlreiche männliche und weibliche Strafgefangene ein, darunter auch Nichtindonesier, die eine Strafe verbüßen, vor allem wegen Drogendelikten. In Indonesien können Drogendelikte mit einer Todesstrafe geahndet werden. Im Jahr 2017 waren beispielsweise 78 % der Insassen deswegen dort in Haft. Das Gefängnis ist nicht nur wegen seiner permanenten Überbelegung bekannt, sondern auch für häufige Auseinandersetzungen von Häftlingen mit dem Wachpersonal, aber auch unter den Häftlingen. Es gilt als ein Gefängnis in dem Korruption und Drogen herrschen.[1]
Im Februar 2018 wurde neben dem Kerobokan-Gefängnis ein separiertes Gebäude für weibliche Strafgefangene in Betrieb genommen. Es entstand mit einer Kapazität von 120 und wurde bereits zum Zeitpunkt seiner ersten Inbetriebnahme mit 198 Frauen belegt.[2]
Gefängnisleben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kerobokan-Gefängnis wurde im Jahr 1979 in Betrieb genommen und war für eine Kapazität von 320 Insassen konzipiert. Meistens ist es erheblich überbelegt, beispielsweise waren im Jahr 2017 etwa 1400 weibliche und männliche Gefangene unterschiedlicher Nationalität inhaftiert. Davon waren 90 % indonesische Häftlinge und 78 % wegen Drogendelikten in Haft. Im Gefängnis gibt es häufig Auseinandersetzungen von Häftlingen mit dem Wachpersonal, aber auch unter den Häftlingen selbst. Es gilt als ein Gefängnis, in dem Korruption und Drogen herrschen.[1] Jeder Häftling erhält täglich eine Verpflegung im Wert von 1,60 US-Dollar.[3]
Ausbrüche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 17. Juni 2017 gelang vier Häftlingen die Flucht, nachdem sie einen 15 Meter langen Tunnel unter der Gefängnismauer gegraben hatten, der 50 bis 75 cm breit und 15 Meter lang war.[4] Am 10. Dezember 2017 flohen zwei US-Amerikaner über eine Leiter. Einer von ihnen war wegen fünf Gramm Cannabis in Haft.[5]
Aufruhr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Kerobkan-Gefängnis gab es mehrere Erhebungen und gewaltsame Auseinandersetzungen gegen das Wachpersonal und Streitereien der Strafgefangenen untereinander. Im Februar 2015 wurden zwei Insassen bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Banden im Gefängnis getötet. In der Folge dieser Auseinandersetzung mussten 110 Häftlinge auf andere Gefängnisse verteilt wurden.[6]
Bekannte Häftlinge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Australierin Schapelle Corby war, nachdem man 4,2 kg Cannabis in ihrem Gepäck fand, zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt, verbrachte davon 9 Jahre im Gefängnis. Anschließend musste sie weitere 5 Jahre auf Bali bleiben und durfte erst 2017 nach Australien ausreisen. Sie wurde in Australien und Neuseeland überaus bekannt, da über sie und ihr Schicksal Filme gedreht wurden und sie zwei Bücher über ihren Gefängnisaufenthalt mitverfasste.
- Amrozi bin Nurhasyim und Imam Samudra wurden im Jahr 2002 zum Tode verurteilt, weil sie am Anschlag von Bali im Jahr 2002 beteiligt waren. Sie verbrachten ebenfalls einen Teil ihrer Haft im Kerobokan-Gefängnis, bevor sie auf der Insel Nusa Kambangan durch ein Erschießungskommando hingerichtet wurden.
- Mitglieder der sogenannten Bali Nine, eine Drogenbande, die aus neun Australiern bestand, waren im Kerobokan-Gefängnis in Haft. Die Australier Andrew Chan und Myuran Sukumaran wurden auf der Insel Nusa Kambangan am 29. April 2015 erschossen, sechs erhielten je eine lebenslange und einer eine 20-jährige Haftstrafe. Neben den beiden Australiern wurden am gleichen Tag vier Nigerianer, ein Brasilianer und ein Indonesier hingerichtet, obwohl es weltweite Proteste dagegen gab. In der Folge zog Australien seinen Botschafter zurück und Amnesty International forderte ein Moratorium für den Vollzug von Todesstrafen in Indonesien.[7]
- Die Britin Lindsay Sandiford wurde wegen Besitzes von 4,9 kg Kokain im Wert von £ 1,6 Mio. zum Tode verurteilt.[8] Bislang wurde das Urteil nicht vollstreckt (Mai 2019).[2]
- Der Deutsche Hans-Peter Naumann wurde am 26. September 2014 wegen Schmuggel von 328 Gramm Kokain verhaftet und zu 15 Jahren Haft verurteilt.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kathryn Bonella: Hotel Kerobokan: The Shocking Inside Story of Bali's Most Notorious Jail, Sydney 2009, Pan Macmillan. ISBN 978-1-4050-3936-9
- Schapelle Corby, Kathryn Bonella: My Story, MacMillan Publishing, Sydney 2006, ISBN 1-4050-3791-1
- Schapelle Corby, Kathryn Bonella: No More Tomorrows: The Compelling True Story of an Innocent Woman Sentenced to Twenty Years in a Hellhole Bali Prison, Mainstream Publishing, Sydney 2008, ISBN 1-84596-386-5
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste von ausländischen Strafgefangenen in Indonesien, darunter das Kerobokan-Gefängnis (Stand 2011)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Sarah Caty: Murder, drug overdoses and bashings': Former inmate of Kerobokan prison reveals what it is REALLY like inside squalid cells where condemned Bali Nine ringleaders have been held for 10 years, vom 19. Februar 2015, auf Daily Mail Australia. Abgerufen am 31. Mai 2019
- ↑ a b Ni komang Erviani: Female prisoners in Bali move to new facility, vom 14. Februar 2018, auf Jakarta Post. Abgerufen am 31. Mai 2019
- ↑ Behind Prison Walls vom 14. Juni 2017, auf Australian Broadcasting Corporation. Abgerufen am 30. Mai 2019
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ Adam Harvey: Deadly gang violence inside Bali's Kerobokan prison spreads to streets of Denpasar, vom 18. Dezember 2015, auf Australian Broadcasting Corporation. Abgerufen am 30. Mai 2019
- ↑ Nach der Hinrichtung der "Bali Nine". Jetzt steht Indonesien am Pranger vom 30. April 2015, auf n-tv. Abgerufen am 31. Mai 2019
- ↑ Alexandra Topping: Riots and history of violence, vom 22. Januar 2013, auf The Guardian. Abgerufen am 30. Mai 2019
- ↑ Gordon Repinski: In einem Gefängnis auf Bali bringt ein deutscher Drogenschmuggler seinen Mitinsassen das Kochen bei, vom 19. Dezember 2015, auf Spiegel Online. abgerufen am 31. Mai 2019
Koordinaten: 8° 40′ 22″ S, 115° 10′ 5″ O